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27.06.2020

Vault of Dragons


Ein kleines aber feines Spiel in meiner Sammlung ist Sons of Anarchy aus dem Hause Game Force Nine. Der Titel kam in meinen Runden deshalb u. a. so gut an, da es sich relativ schnell runterspielt und dabei eine schöne Mischung aus Taktik und Konflikt aufs Brett bringt. Da nun mittlerweile die Lizenz hierzu ausgelaufen scheint, das grundsätzliche Spielsystem aber taugt, kam mit Vault of Dragons nun eine überarbeitete Version im D&D-Universum auf den Markt. Vault of Dragons nun aber als bloßes Re-Theme zu bezeichnen wäre falsch, denn das Spiel hat zwar das grundsätzliche „Stadt-System“ übernommen, aber - und soviel sei vorweggenommen - prima ins D&D-Universum eingebettet.


In Vault of Dragons finden wir uns als eine von vier möglichen Fraktionen in der allseits bekannten Stadt Waterdeep wieder. Unser Ziel? Als erster so viel Gerüchte aufschnappen, um uns durch den Dungeon unterhalb der Stadt durchzuprügeln und dann schlussendlich den namensgebenden Vault of Dragons zu öffnen und mit der Kohle uns ein schönes Leben zu machen.

Vault of Dragons kann somit grundsätzlich als Wettrennen bezeichnet werden, bei dem wir naturgemäß unseren Gegenübern versuchen Stöcke in die Speichen zu stecken, um uns einen Vorteil zu erhaschen. Das klappt auch soweit gut und ist in gut und gerne 75-90 Minuten erledigt. Das ganze wird mit einem Mehrheitssystem innerhalb der Modular aufgebauten Stadt Waterdeep gepaart, bei der wir in den unterschiedlichen Orten (die allesamt thematisch D&D bekannt sind) versuchen als einzige Fraktion zu verweilen, um die jeweiligen Aktionen der Orte auszulösen und am Rundende bestmöglich noch den Spezialbonus abzugreifen.


Die möglichen Aktionen der einzelnen Spieler, wie laufen, anheuern, kämpfen etc. sind also stets mit dem Gedanken verbunden: Versuche ich mich möglichst weit auszubreiten, um möglichst viele Orte zu dominieren? Oder versuche ich meine Macht zu zentralisieren und einzelne Orte relativ sicher zu halten? Ihr habt es bestimmt erwartet - die Optimallösung liegt irgendwo dazwischen, und da kommt schlussendlich auch der Reiz einer Partie Vault of Dragons zum tragen. Oftmals werde ich nämlich von den Gedanken getragen, dass ich diverse Boni meinen Gegenübern nicht gönne und deshalb versuche sie zu vertreiben. 

Das gelingt durch ein simples aber elegantes Kampfsystem, bei dem wir grundsätzlich aus drei unterschiedlichen Einheiten - nebst eigener Spezialfähigkeiten - wählen. D&D-typisch verfügt jede Einheit über einen eigenen Würfel. Während der Dieb mit dem W4 agiert und seine gegenüber vom Brett nehmen kann (Mord!), greifen die Magier zu einem W12 und der Krieger zu einem W10. D&D-Fans fühlen sich alleine aus der Würfelauswahl in einen Rollenspielabend versetzt. Thema gut aufgegriffen!


Vault of Dragons verläuft so über eine Vielzahl an Runden, bei denen ich Orte beherrsche, Items sammle und nach und nach meine Truppe stärke. Das ist auch bitter nötig, denn um in den späteren Dungeonleveln zu bestehen, brauche ich Schlagkraft. Thematisch wird es auch beim Abstieg in die selbigen. Das geschieht natürlich (wie sollte es auch anders sein) über die bekannte Kneipe, die den Weg zum Undermountain freigibt.

Wie eingangs bereits erwähnt, versteht sich Vault of Dragons als Wettlaufspiel, das mit einer schicken Portion Thematik daherkommt. Rein optisch punktet das Spiel nicht vollständig. Die Minis sind nach heutigem Standard okay bis schwach und das Modulare Waterdeep ist zwar zweckmäßig und fördert den Wiederspielreiz, aber so richtig schick sieht das Raster nicht aus. Das reißen auch die klassischen, aber super schicken Zeichnungen des Illustrators nicht raus. Viel wichtiger ist jedoch der Spielreiz und der liegt bei Vault of Dragons definitiv im oberen Drittel. Fans von D&D dürfen hier ruhig mal einen Blick riskieren, aber vor allem auch Spieler, die kurze Spiele mit schnellen Aktionsmöglichkeiten und viel Konflikt suchen, sind hier richtig. Der Verlag bleibt da seiner Linie treu, denn auch andere Titel des Sortiments, wie Spartacus oder Dune legen den Fokus auf der Interaktion.


Vault of Dragons ist also zusammenfassend gesehen eine Empfehlung. Wie man es vom Verlag bei bisherigen Titeln erwarten könnte, bietet das System auch ausreichend Platz für Erweiterungen (eine gibt es bereits), die weitere Klassen, neue Ortschaften und neue Mechanismen nach Waterdeep bringen. Bleibt noch ein letzter Vergleich, der wohl zwangsläufig mit dem anderen bekannten D&D-Brettspiel Lords of Waterdeep aufkommen muss. Beides sind zwar eurolastige Spiele mit viel Interaktion und direktem Konflikt, können aber mühelos nebeneinander in einer Spielsammlung bestehen. Vault of Dragons arbeitet noch viel mehr mit Würfeln und Zufall, während Lords of Waterdeep eher in die klassische Richtung des Ressourcen-Sammelns und -Einlösen geht.

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Vault of Dragons von Aaron Dill
Erschienen bei Gale Force Nine
Für 2 bis 4 Spieler in ca. 90 Minuten ab 14 Jahren
Boardgamegeek Link

sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder aus dem Pressematerial des jeweiligen Verlages (hier Game Force Nine)