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01.06.2020

Fugitive


Das Prinzip des Versteck- und Fangspiels begleitet uns seit der Kindheit. Damals noch in gelebter Form als Räuber und Gendarm, unterhält uns das Fangen und Gefangenwerden heute meist in Krimistreifen oder Romanen. Spiele wie Scotland Yard oder Fury of Dracula haben schon lange bewiesen, dass dieses Konzept auch auf dem Brett funktioniert und werden seitdem neugedacht oder in anderer Form und Idee umgesetzt. Fugitive schlägt in eine ähnliche Kerbe, hebt sich jedoch, nicht nur durch sein Medium, vom bekannten Prinzip ab.


In Fugitive schlüpft ein Spieler in die Rolle der Kommissarin und ein anderer in die Rolle des flüchtigen Gauners. Dabei steht beiden Spielern ein Kartenstapel zur Verfügung, dessen Illustrationen gleichzeitig die Story des Spiels erzählen. Obwohl beide Spieler dieselben Karten verwenden, ist das Spielgeschehen asymmetrisch. Während der Flüchtige seine Karten verdeckt spielen muss, um seinen Standort versteckt zu halten, nutzt die Kommissarin die Karten, um per Ausschlussverfahren den Aufenthaltsort des vermeintlichen Verbrechers zu erraten. Das Ziel des Flüchtigen ist es, der Kommissarin zu entkommen. Dabei lässt ihn jede gespielte Karte, immer weiter davonlaufen. Die Karten, kann er jedoch nicht beliebig spielen. Um einen Ort zu erreichen, der weiter weg ist als eine Kartenwertdifferenz von 3, muss der Kriminelle weitere Handkarten ausspielen, um seine Laufdistanz zu vergrößern. Dies gibt der Kommissarin nicht nur wertvolle Hinweise, sondern reduziert auch die Möglichkeiten des Gauners, da ihm so schneller die Handkarten ausgehen.


Die Kommissarin darf in ihrer Runde beliebig viele Zahlen nennen, die sie unter den verdeckt ausgespielten Karten des Verbrechers vermutet. Liegt sie richtig, werden alle genannten Karten aufgedeckt. Wenn aber auch nur eine Zahl falsch sein sollte, bleiben die Karten unberührt und der Flüchtige ist wieder an der Reihe. Das geht so lange bis der Kriminelle die höchste Karte ausgespielt und erfolgreich geflohen ist oder die Kommissarin es geschafft hat, alle verdeckten Karten richtig zu erraten und ihn zu stellen.

Fugitive ist ein wirklich schönes, asymmetrisches Spiel, das man leicht als elegant bezeichnen könnte, da die Karten sehr viele Funktionen gleichzeitig erfüllen und dadurch das Spiel in seiner physischen Form klein bleibt. Das wichtigste aber ist, dass trotz der Größe und Aufmachung, Fugitive extrem thematisch bleibt und das Gefühl einer Verbrecherjagd optimal umsetzt. Die Illustrationen geben dem ganzen einen charmanten Charakter und die Box, in Form eines Aktenkoffers ist das Tüpfelchen auf dem I. Der Spielaufbau und das Erlernen der Regeln geht sehr schnell und das Spiel hat keinerlei Downtime, da beide Spieler sich permanent zu überlisten versuchen. 


Was bei Fugitive den Spielspaß ein klein wenig schmälert, ist das schwache Balancing. In keiner Partie gelang uns die Flucht als Verbrecher. Oftmals war die Partei nach den ersten zwei Zügen verloren, da gerade am Anfang die Möglichkeiten des Flüchtigen beschränkt sind. Hat man im Laufe des Spiels auch noch keine Kartenglück, verharrt man auf derselben Stelle und wird gestellt. Die Spielvarianten, die durch Ereigniskarten eingeführt werden, haben das Spiel zwar noch immersiver und spaßiger gemacht, taten jedoch nichts gegen das Ungleichgewicht.

Nichtsdestotrotz bleibt Fugitive in meiner Sammlung als thematischer Absacker, der genau das Vermittelt was er vorgibt.

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Fugitive von Tim Fowers
Erschienen bei Fowers Games
Für 2 Spieler in ca. 20 Minuten ab 10 Jahren
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier Fowers Games)