Das Spiel des Lebens Junior

Mit dem Spiel des Lebens Junior liegt eine brandneue Version der Kinderversion des Spieleklassikers Spiel des Lebens von 1960 vor. 2014 gab es schon einmal ein Spiel des Lebens Junior. Die 2020er-Ausgabe unterscheidet sich jedoch in Material, Design und Regeln von ebenjener. Als Zielgruppe werden von Hasbro 2-4 Spieler*innen ab dem 5 Lebensjahr anvisiert. Das originale Spiel des Lebens richtet sich eher an Familien mit Kindern ab dem Grundschulalter.

Zentrales Element dort, wie nun auch beim Spiel des Lebens Junior, ist ein mit dem Spielplan verbundenes Drehrad. Dieses dient als Würfelersatz, bestimmt den Laufwert und wird zur Bestimmung von Zufallsfunktionen eingesetzt. Während beim Spieleklassiker das Rad jedoch Zahlenwerte bis 10 trägt, sind es bei der Nachwuchsversion nur 6 Felder. Man wäre also auch mit dem klassischen Sechseiter ausgekommen.

Geht es beim Spiel des Lebens - nomen est omen - darum ein Menschenleben spielend zu erleben und dessen Weg zu bestimmen, so macht man sich in der vorliegenden Version auf eine Urlaubsreise. Dies ist eine kleinere Angelegenheit und macht sich folglich im Spielgeschehen auch sichtlich bemerkbar.

In der originalen Familienversion gilt es Entscheidungen zu treffen, welche den Lebensweg bestimmen und Einfluss auf das spätere Spielgeschehen haben. Bekomme ich Kinder? Welchen Berufsweg schlage ich ein? Es gibt einige Abzweigungen auf dem Spielplan und die getroffenen Entscheidungen haben bspw. Einfluss auf das spätere Einkommen. Im Spiel des Lebens Junior sind Entscheidungen hingegen sehr rar. Es gibt derer genau zwei bis vier. An zwei Abzweigungen gabelt sich der Weg und kommt kurze Zeit später wieder zusammen. Weiterhin gibt es zwei Abkürzungen, welche man gegen Geld nutzen kann. Diese erreicht man aber nur unter Umständen und ohne eigenen Einfluss darauf.

Wir spielen nämlich ein Laufspiel, im Grunde ein Wettlaufspiel, bei dem man den erdrehten Wert auslaufen muss. Wir starten mit 5€ Reisegeld und einer Reisezielkarte auf einem Startfeld und bewegen uns zielstrebig auf einem Parcours zum gemeinsamen Zielfeld unserer Urlaubsreise. Dabei gilt es die Reisekasse aufzustocken. Denn am Ende gewinnt derjenige das Spiel, welcher auf den höchsten Geldwert kommt. Ebendann zählen gesammelte Geldscheine, Aktionskarten mit Geldwert (1€) und eine Reisezielkarte (3-5€). Derjenige, der die Strecke am schnellsten zurücklegt, erhält weiterhin eine zweite Reisezielkarte und gewinnt in der Regel damit auch das Spiel. Dieses endet nämlich unmittelbar mit Erreichen des Zielfeldes durch den ersten Spieler.

Auf unserer Urlaubsreise (ergo den Spielfeldern der Strecke) kann uns so einiges widerfahren: Wir sammeln Taschengeld ein (3€), wir tauschen das Reiseziel oder wir ziehen eine Aktionskarte Letzteres passiert bei fast jedem Zug und in der Regel zieht man eine Karte, welche am Spielende 1€ wert ist. Auf den fast durchgehend Aktionsfeldern des Spielplans kann es aber auch passieren, dass man Karten zieht, welche einen aussetzen oder einen Extrazug machen lassen bzw. auch Geldkosten verursachen.

Auf das was da im Spielverlauf passiert, hat man aber nahezu keinen Einfluss. Im schlimmsten Fall trifft man während des Spiels genau zwei Entscheidungen: An den beiden Weggabelungen. Alles andere passiert einfach, ohne dass man darauf Einfluss hat. Auch beim Tauschen des Reiseziels sind einem die Hände gebunden. Es gilt ein neues Reiseziel zu ziehen und das alte Reisziel abzulegen. Adieu schnieke 5€ Reisezielkarte und ein widerwilliges Hallo an die neue wertlosere Karte. Wer hohe Werte dreht und nicht aussetzen muss, der wird in der Regel das Spiel gewinnen.

Bei Spiel des Lebens Junior lässt man sich also auf ein sehr gradliniges Laufspiel ein, welches einen deutlich mehr spielt, als dass man selbst das Spielgeschehen beeinflusst. Spielunerfahrene Kinder im Kindergartenalter mögen daran ihre Freude haben. Meine 8-jährige (spielerfahrene) Tochter war mittelmäßig konsterniert angesichts dessen, was ihr da widerfuhr. Der Zielgruppe Kindergartenkinder steht zudem entgegen, dass alle Aktions- und Zielkarten mit Text versehen sind. Lesefähigkeit ist also gefordert. Es ist folglich unabdingbar, dass das Spiel gemeinsam mit Erwachsenen oder größeren Geschwistern gespielt wird. Auch das Auszählen der Endsummen macht dies nötig. Die Werte überschreiten leicht den Zahlenraum bis 20 und das gesammelte Geld kommt wie schon beschrieben aus drei verschiedenen Quellen zusammen.

Positiv zu erwähnen sind sie ansprechende Spielbrettgestaltung und die hübsch umgesetzten Spielfiguren: Auto, Yacht, Jet, Bus. Gespart wurde jedoch an der Qualität bei Spielgeld und Karten. Bei beidem wurden sehr dünne Stärken gewählt. Der Verschleiß am Spiel wird sich folglich schnell bemerkbar machen. Dem vorausgesetzt, dass das Spiel ausreichend oft auf den Tisch komme. Ich persönlich würde die Urversion des Spieles dem Spiel des Lebens Junior vorziehen. Auch diese ist bereits mit älteren Kindergartenkindern spielbar und bietet ein deutliches Plus an Spielerlebnis. Ich selbst verbinde mit dem Spiel des Lebens einige schöne Kindheitserinnerungen und habe die Faszination der dort zu treffenden Entscheidungen samt Auswirkungen gut in Erinnerung. Dies geht der Junior-Version des Spiels leider deutlich ab.

Im Sinne eines schnellen Laufspiels, welches in 10-15 Minuten Spielzeit zu bewältigen ist, mag Spiel des Lebens Junior aber Berechtigung in manch einer Familiensammlung oder dem Bestand einer schulischen Betreuung haben. Die Anleitung ist gut strukturiert und lässt keine Fragen offen. Innerhalb kürzester Zeit ist man bei sehr einfachen Regeln in der Lage los zu spielen.

Ein gutes Drehhändchen sei also all jenen gewünscht, welche sich auf den Wettlauf zum Urlaubsziel einlassen mögen.

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