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19.06.2020

Cluedo Junior


Ich falle mal mit der Tür ins Haus und schiebe es vorweg: Das neue Cluedo Junior ist ein gutes Beispiel dafür wie man es richtig macht - das Herunterbrechen von Spieleklassikern auf eine vereinfachte Juniorvariante. Hasbro und der nicht genannte Autor dürfen sich aus meiner Sicht dafür auf die Schulter klopfen. 

Okay, ein wenig Übung hat Hasbro mit Kinderversionen von Cluedo auch schon gehabt. So ist die aktuelle Juniorausgabe des Spieleklassikers von 1949 bereits die achte Adaption des Spieletitels auf ein Kinderspiel. In deutscher Sprache hat Hasbro bzw. vorher Parker Brothers nun insgesamt vier Junior-Titel herausgebraucht, wobei das vorliegenden Spiel von den Regeln her identisch mit Cluedo Junior - Das Rätsel um den verschwundenen Schokoladenkuchen ist. Grafik und Material haben jedoch ein deutliches Update im Vergleich zur Version von 2014 erhalten.

Bei den Spielen der Cluedo-Reihe handelt es sich um Deduktionsspiele. Es gibt verdeckte Informationen, welche es für uns herauszufinden gilt. Freilich wollen wir diese vor unseren Mitspielern erhalten und damit den Fall lösen. Nur so gewinnen wir das Spiel. Beim klassischen Cluedo gilt es Mörder, Tatwaffe und Tatort in einer Villa herauszufinden. Dies wäre für ein Kinderspiel natürlich ein wenig zu martialisch. Folglich ist es bei Cluedo Junior unser Ziel, wie der Spieletitel es auch schon sagt, das Rätsel um das zerbrochene Spielzeug zu lösen. Klingt für Erwachsene erst einmal nicht so spannend wie ein Mord. Ich zitiere an der Stelle aber einmal meine sehr spielerfahrene 8-jährige Tochter: "Uhh, ich bin so aufgeregt". Das habe ich sie beim Spielen bis jetzt noch nicht oft sagen hören. Es stimmte auch, man merkte es ihr deutlich an.


Cluedo Junior ist ein Spiel für Kinder ab 5 Jahren und kann mit 2-6 Spielern gespielt werden. Es funktioniert in der Tat auch in jeder Gruppengröße. Die Altersangabe halte ich auch für realistisch mit der Einschränkung, dass die mitspielenden Kinder alle Zahlen bis 12 lesen können sollten. Bei den meisten Vorschulkindern ist dies aber auch schon der Fall sein.

Was finden wir also in der Box? Wenn wir sie ausschütten fallen uns ein Spielbrett, 6 Spielfiguren, ein Ankreuzblock, ein Würfel und 7 Aufsteller für Möbelbilder samt Pappmöbeln und 7 Spielzeugchips entgegen. Letztere lassen sich unter die Spielfiguren klemmen. Mit diesem Material spielen wir im Grunde ein Wettlaufspiel bei dem wir Informationen geheim erwerben und auf unserem Ermittlerzettel verdeckt festhalten. Dies ist vorbildlicherweise fast komplett mit Piktogrammen gelöst und erhöht so die Zugänglichkeit für jüngere Mitspieler. Unser Ziel ist es als erster Mitspieler herauszubekommen, wer welches Spielzeug zu welcher Uhrzeit kaputt gemacht hat.

Zu Beginn jeder Partie wird über die Aufsteller und anklemmbaren Chips hierfür eine stets andere Konstellation verdeckt ermittelt. Das Spielbrett von Cluedo Junior ist in verschieden Räume aufgeteilt, welche über vorgezeichnete Laufwege verbunden sind. Manche Räume werden auch von Laufwegen durchquert. Allen Räumen gemein ist, dass sie jeweils ein Feld haben auf dem die Spielerinnen ermitteln können. Wir bewegen unsere Spielfigur per Augenzahl des Würfelwurfes. Landen wir auf einem weißen oder gelben Feld, dann können wir Ermittlungen anstellen.


Gelbe Felder verraten uns die Tatzeit. Besser gesagt verraten sie uns eine Tatzeit, welche nicht in Frage kommt. Wenn wir auf einem gelben Feld landen dürfen wir nämlich unter das Möbelstück des jeweiligen Raumes schauen. Derer Möbel bzw. Räume gibt es sechs. Der siebte nicht im Spiel verwendete Möbelaufsteller verbirgt die Tatzeit. Wenn wir also bspw. unter das Klavier spinksen, dann kreuzen wir danach auf unseren Ermittlerblatt die gerade gesehene Uhrzeit und das Klavier durch. Um die Uhrzeit kann das Kaputtmachen des Spielzeugs also nicht geschehen sein. Das Klavier streichen wir durch um uns zu merken, dass wir in dem Raum bereits ermittelt haben. Wir haben nun eine Information unseren Mitspieler voraus. 

Ähnlich verhält es sich mit den zwei anderen zu ermittelnden Beweisen: Spielzeug und Täter. Zu Beginn des Spiels wurden die Spielzeugchips unter den 6 Spielfiguren angeklemmt. Eine Spielzeugchip wurde dabei nicht genutzt. Dieser ist das kaputte Spielzeug. Wie der Möbelaufsteller mit der Tatzeit wird er verdeckt auf einem Feld in der Mitte des Spielbrettes aufbewahrt. Bis der Fall geklärt ist, sind diese Informationen den Spielenden erst einmal unbekannt. Enden wir also auf einem gelben Feld, dann können wir unter eine Spielfigur schauen. Diese muss sich nicht mit uns im Raum befinden. Auf unseren Blatt können wir sodann Charakter und Spielzeug durchstreichen. Beides kommt für die Lösung des Falles nicht in Frage. Das kaputte Spielzeug ergibt sich also wiederum dadurch, dass wir durch Kenntnis aller unter den Figuren befindlichen Spielzeuge darauf schließen, welcher Chip verdeckt in der Mitte des Spielbrettes liegt.


Stellt sich nun noch die Frage wie man dem fiesen Spielzeugzerstörer selbst auf die Schliche kommt? Die Antwort ist folgende. Es gibt 7 anklemmbare Chips. Sechs davon sind auf der Unterseite mit Spielzeugen versehen und einer mit einer Truhe. Es wird beim Spielaufbau sicher gestellt, dass der Truhenchip auf jeden Fall unter einer der Spielfiguren ist. Schaut man also bei Landung auf einem weißen Feld unter eine Figur und entdeckt die Truhe, dann hat man den Täter. Hier gilt es beim Notieren nun ein wenig aufzupassen. Wenn man sich den Täter auf seinem Blatt durch einkreisen markiert, dann könnte dies den Mitspielern leicht auffallen. Das hätte man auf dem Ermittlerblatt noch ein wenig besser lösen können.

Beim ursprünglichen Cluedo kommt man durch geschickte Befragen der Mitspieler an die nötigen, verdeckten Informationen. Um dieses Spielelement ist die Juniorausgabe reduziert. Im Kern ist Cluedo Junior ein Wettlaufspiel. Sicher lösen kann man den Fall erst, wenn man wirklich unter alle Möbel und Spielfiguren geschaut hat. Den Versuch kann man am Ende seines Spielzuges unternehmen. War man erfolgreich und konnte Zeit, Täter und Spielzeug benennen, so gewinnt man das Spiel. Rät man falsch, so scheidet man aus. Hier kommt ein schönes taktisches Element ins Spiel. Merkt man, dass man bei den Informationen hinterherhinkt und jemand anderes kurz vor dem sicheren Lösen ist, dann kann man es wagen einfach zu raten und vielleicht einen Überraschungstreffer landen.


Ein weiteres feines Moment: Der Spielwürfel zeigt Zahlen von 2-4 (2,3,3,4), welche Laufwerten entsprechen. Weiterhin zeigt er die Farben gelb und weiß. Mit gelb kann man unter Möbelstücke schauen, ohne das man im entsprechenden Raum ist. Mit geschickter Wahl des zu inspizierenden Möbelstücks kann man sich hier Laufwege ersparen. Ebenso kann man sich einiges an Laufarbeit ersparen, wenn man sich clever auf dem Brett bewegt.
Durch das Würfeln der Bewegung hat das Spiel klar einen deutlichen Glücksanteil. Wer dauerhaft hoch wirft, der hat gute Chancen erfolgreich zu sein. Durch geschicktes Abwägen der Optionen entstehen hier aber durchaus Spielmomente bei denen man kleine Vorteile rauskitzeln kann. Tendenziell ist die gelbe Würfelseite sogar noch besser als eine 4 zu würfeln. Man spart sich ja quer über das Spielbrett laufen zu müssen. Zu oft will man Gelb wiederum aber auch nicht erwürfeln. Irgendwann kennt man ja alle verdeckten Uhrzeiten.

Eingangs erwähnt hatte ich schon, dass das Spielmaterial im Vergleich zur Version von 2014 - welche nun ebenfalls geliftet neu erschienen ist - ein Update erhalten hat. Die Spielfiguren sind nun wertige Miniaturen, welche auch den Charakteren des Originalspiels entsprechen. Auch die Gestaltung des Brettes macht nun etwas her. Bei den Möbeln ist man aus pragmatischen Gründen bei Pappkarten geblieben. Schließlich müssen die vor jeder Partie zufällig an einem gelben Aufsteller befestigt werden.


Nicht meckern kann man auch hinsichtlich der anklemmbaren weißen Chips. Sie halten gut und man muß keine Sorgen haben, dass sie sich während einer Partie lösen. Alles in Allem kann man beim Spielmaterial nicht klagen. Die Qualität ist ordentlich und wird sicherlich etliche Partien mit Kindern gut überstehen. Einziger Wehrmutstropfen beim Material: Bei voller Besetzung reicht der Block mit Ermittlerblättern nur für etwas mehr als 12 Partien. Danach heisst es kopieren oder sich andersweitig zu behelfen. Angesichts dessen, dass Cluedo Junior im Bereich rund um 20€ sehr günstig verkauft wird, finde ich dies aber verschmerzbar.

Cluedo Veteranen werden es in Erinnerung haben: So richtig Spaß macht das Spiel erst in großer Runde. Fünf Spieler sind wohl ideal. Das liegt daran, dass die Hinweise im originalen Cluedo unter den Mitspielenden verteilt werden und im Laufe des Spieles erfragt werden. Bei Cluedo Junior sind die Hinweise aber nun eben erst einmal nicht in Spielerhand sondern liegen verdeckt auf der Mitte des Spielbrettes. Auch im Laufe des Spiels bleiben ermittelte Hinweise den entdeckenden Mitspielenden exklusiv. So ist Cluedo Junior wohl auch einen Ticken mehr Wettlaufspiel als wirkliches Deduktionsspiel. Es geht vorrangig um Effizienz und darum der Schnellste zu sein. Die Interaktion zwischen den Spieler ist dementsprechend im Vergleich zum Original eher gering. Auswirkungen hat das aber auch auf die Spielbarkeit in verschiedenen Gruppengrößen. Es gibt keine Regelanpassungen abhängig der Spielerzahl. Der Ablauf bleibt stets gleich, es dauert einfach ein wenig länger. In der Schnitt sind dies um die 30 Minuten. Im Gegensatz zu einigen anderen Spielen ist die Nichtanpassung von Regeln bei unterschiedlichen Spielerzahlen bei Cluedo Junior aber kein Problem. Cluedo Junior funktioniert zu zweit ebenso gut wie zu sechst oder in jeder Konstellation dazwischen. Egal wie viele Mitspieler dabei sind, alle Spielfiguren sind stets auf dem Spielbrett. Manche bewegen sich halt einfach nicht. Das ist in kleiner Runde thematisch vielleicht nicht so schön, tut dem Spielvergnügen aber keinen Abbruch. Wie bei Hasbro Kinderspielen Standard sind die Regeln des Spiels auf einem einseitigen Pappinlay abgedruckt, unter welchem das Spielmaterial aufbewahrt wird. Die Regeln lassen keine Fragen offen und sind gut strukturiert. Nach ungelogen weniger als 3 Minuten Regellektüre kann es auch schon losgehen. Auch sind die Regeln und das Material so gehalten, dass Kinder ab 5 das Spiel nach Einführung allein mit Freunden oder Geschwistern, ohne die Unterstützung durch Erwachsene, spielen können. Gerade in Homeofficezeiten nicht ganz unwichtig. 


Positiv hervorheben möchte ich noch einmal die Immersion, welche sich bei uns beim Spielen ergab. Nüchtern betrachtet könnte man sich ja von der Spielgeschichte her ja fragen warum man versucht herauszubekommen, welches Spielzeug kaputt. Wie kommt man darauf, dass ein Spielzeug kaputt ist, ohne dass man weiss welches Spielzeug kaputt ist? Und wieso hilft uns die Kenntnis über intakte Spielzeuge da weiter? Alles ein wenig hanebüchen. Fakt ist aber: Kinder wollen das Rätsel lösen und sind voll dabei. Ähnlich wie erwachsene Mitspieler mit vollem Elan dabei sind den Mörder in der Familienversion zu entlarven. Cluedo Junior ist auf dem Weg zur Familienversion ein schöne Vorstufe, welche das Spiel um für kleinere Kinder zu komplizierte Spielmechanismen entlastet und an das Lösen einen Rätsels durch Ausschliessen heranführt. Cluedobegeisterte Erwachsene werden ihre Freude daran haben ihre Kinder mit dem Spiel in die Welt von Cluedo einzuführen.


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Cluedo Junior
Erschienen bei Hasbro
Für 2 bis 6 Spieler in ca. 30 Minuten ab 5 Jahren
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sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder aus dem Pressematerial des jeweiligen Verlages (hier Hasbro)