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16.05.2020

The Champion of the Wild


So, pass auf: Lasse dich nicht von den anderen verunsichern. Ich weiß, dass mit dem Klettern ist jetzt nicht ganz so dein Metier, aber der nächste Wettkampf wird wieder in der Ebene ausgetragen. Da ist dann deinen Zeit, um Alle fertig zu machen! Also vertrau auf dein Können, mein Großer. Ich weiß, dass du dein Bestes geben kannst!“ – sprach ich zu meinem Löwen. Dieser schaut mir nur tief in die Augen, machte eine Kehrtwende und trottete zu den anderen Tieren an den Startpunkt für die kommende Kletteraufgabe.


Klingt etwas verrückt, oder? Aber genau das passiert in The Champion of the Wild: Wir sind Coaches von Tieren und schicke diese in Wettkämpfe gegen andere Tiere und deren Coaches. Dabei coacht jeder Spieler genau ein Tier für (in der Basisvariante) drei verschiedene Wettkämpfe. Diese Wettkämpfe werden als erstes von der Gruppe ausgewählt und vorgestellt. Hier müssen drei Spieler die Verantwortung für diesen Wettkampf übernehmen, was letztlich bedeutet, dass sie die letzte Regelauslegung bei Fragen der Mitspieler haben. Also was für Equipment darf für den Contest genutzt werden und so weiter. Bei der Aufgabe an sich haben diese Spieler dann aber keinen Vorteil.

Die Wettkämpfe sind so abwechslungsreich wie skurril. Vom klassischen Sprint, über den Ausdauerlauf bis zum Triathlon sind all die Disziplinen vertreten, die man so kennt. Doch die Entwickler waren kreativ: So gibt es auch ein Wettbesteigen des Mount Everest oder das Einbrechen in ein Hochsicherheitsgebäude. Hier findet man nahezu alles. Und wenn es einem doch fehlt, ist es nicht verboten, auch eine offene Runde zu veranstalten, wo sich jeder selbst etwas ausdenkt.


Nachdem nun drei verschiedene Disziplinen festgelegt wurden, muss man sich ein Tier aussuchen, was man für diese Wettkämpfe coachen möchte. Dafür bietet die Regel zwei Varianten an: Etwas einfacher, jeder bekommt 8 Tiere und wählt sich eines aus, oder etwas komplexer mit Draft. Damit werden dann auch schlechte Kartenhände ausgeglichen. 

Hat sich nun jeder Coach für ein Tier entschieden, beginnt das richtige The Champion of the Wild  Ein wildes Diskussionsspiel um die besten Plätze. Der Reihe nach wird jedes Event abgehandelt und zwar wie folgt: Jeder Coach hat die Chance, sein Tier spezifisch für diese Aufgabe vorzustellen, wie es den Wettkampf meistern und welchen Platz es im Vergleich zu den anderen Tieren belegen wird. Nachdem dies jeder geschehen, hat jeder Spieler die Aufgabe, alle anderen Tiere, außer sein eigenes, in einer Reihenfolge zu platzieren und die entsprechenden Marker zu verteilen. Nach drei Runden werden diese Marker dann aufgedeckt und man sieht, wie man von den anderen Spielern für seine Argumentation bewertet wurde. Der Rest ist einfach: Punkte zählen und die meisten Punkte gewinnen.


The Champion of the Wild macht Spaß! Auch wenn es an den typischen Problemen eines solchen Spieles leidet: Der Gruppe. Dieses Spiel baut vollkommen auf die Interaktion, den Diskurs, das Hineinversetzen der Spieler in die Situation. Wenn alle Bock darauf haben, kann das wirklich witzig werden. Sollte aber nur einer ein schiefes Gesicht ziehen, spielt lieber was anderes. In meiner sind die Coaches richtig kreativ geworden: So beschrieb eine Mitspielerin atemberaubend die Performance ihres Kolibri beim Kunstschlittschuh. Sie dachte sich ein Glitzerkleid aus, welche Musik laufen solle und wie sich ihr Vogel bewegen würde. Ein anderer Mitspieler hat sich direkt eingestanden, dass sein Gorilla wohl wenig Erfolg bei dieser Disziplin hat und meinte, dass er siegt, weil es alles so lustig und affig ausschaut. Kreativität ist alles bei The Champion of the Wild


Mit der Box bekommt ihr aber gutes Material: So wurde mal mitgedacht und nach dem Ausstanzen die Stanzbögen unter das Inlay gelegt. Damit schließt die Box plan und alle Marker bleiben an ihrem Platz – großartig! Auch bietet das Spiel noch andere Modi, wer ganz verrückt ist, kann auch noch mehr Disziplinen spielen, ich würde jedoch nicht mehr als die drei des Standardspiels empfehlen. Sogar pädagogisch kann man damit arbeiten, wenn man erlaubt, dass sich alle über ihre Tiere und zur Not die Tiere der Gegner im Internet informieren und die so erlangten Informationen für die Argumentation nutzen dürfen. 

Ein abschließender Satz? Das Spiel ist rund, schön und gut verarbeitet, hängt jedoch sehr von der Gruppendynamik ab.
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The Champion of the Wild von Tom Clare
Erschienen bei Big Imagination Games
Für 3 bis 8 Spieler in ca. 25 Minuten ab 8 Jahren
Boardgamegeek Link


sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder aus dem Pressematerial des jeweiligen Verlages (hier Big Imagination Games)