Der Klassiker Risiko ist für manch einen Spieler eine zentrale Kindheits- und Jugenderinnerung. 1957 erstmals veröffentlich, hat das Spiel schon mehrere Spielergenerationen lange und intensive Spieleabende bereitet. Aus dem Verkaufsregal eines jeden Spielwarenfachhändlers ist das millionenfach verkaufte Spiel schon seit mehreren Jahrzehnten nicht mehr wegzudenken. In seiner ursprünglichen Ausgabe handelte es sich bei Risiko um ein stark würfelbasiertes (Welt)-Eroberungsspiel, bei dem Armeen über eine Weltkarte bewegt werden. Mittlerweile findet es sich in unzähligen Abwandlungen im Handel. Zahlreiche thematische Umsetzungen (Star Wars, Game of Thrones, Walking Dead, Herr der Ringe u.v.a) gehören dazu, wie auch eine anspruchsvollere Deluxe-Variante und sogar ein Legacy-Spiel - Risiko Evolution. Aus heutiger Sicht kaum vorstellbar: 1982 stand das Spiel sogar einmal kurz vor der Indizierung. In Folge dessen wurde das Spiel überarbeitet und um manchen martialischen oder kriegerischen Ausdruck erleichtert.
Mit Risiko Junior legt Hasbro 2020 nun die zweite Junior-Version des Spieles nach. Das erste 2009 veröffentlichte Risiko! Junior, welches nur in Italien veröffentlicht wurde, hat jedoch mit der nun veröffentlichen Version außer dem Namen nichts gemein.
Mit dem Kauf der Risiko Junior-Brettspiels mag bei vielen Risiko-Adepten der Wunsch einhergehen den eigenen Nachwuchs an die Welt von Risiko heranzuführen und auf gemeinsame Risikopartien vorzubereiten. Nach Lektüre der sehr präzisen und klar gestalteten Spielregeln, wird sich dahingehend leider Ernüchterung breit machen. Außer, dass man würfelt, Inseln erobern kann und das Spiel eben auch das Wort Risiko im Namen trägt, gibt es wenig Verbindungen zum Original.
Um dies zu erklären, begeben wir uns zurück auf Start. Was erwartet uns bei Risiko Junior?
Wir finden uns jedenfalls in einer Piraten- und Inselwelt wieder. Dabei spielen wir eine Schatzsuche auf Hoher See und wetteifern um Schätze und Inseln. Damit ist im Sinne von Thematik im Grunde auch schon alles gesagt, denn weitere einführende Worte im Sinne einer einbindenden Geschichte spart sich Hasbro. So kann es nach der wenige Sätze dauernden Regelerklärung dann auch flott in den Kampf um Inseln und Schätze gehen.
Diesen tragen 2-4 Spieler auf einem Spielbrett mit Hilfe von 4 Schiffen, zwei Würfeln, Piratenchips und Schatzkarten aus. Ein besonderer Hingucker sind dabei die Piratenschiffspielfiguren. Mit diesen bewegen sich die Nachwuchspiraten über die Insellandschaft und nutzen diese gleichzeitig bei Würfelduellen. Der besondere Clou der hübsch gestalteten Miniaturen: Sie besitzen eine Katapultfunktion um einen Würfel aus sich herauszuschleudern und damit dann zu würfeln.
Die Inseln des Spielplans sind über Seerouten miteinander verbunden und während ihres Zuges steuern die Spieler stets jeweils eine Nachbarinsel an und führen dort zumeist ein Würfelduell durch. Beide Kontrahenten schleudern dann einen Sechseiter und als Sieger geht der Spieler mit dem höheren Würfelwert hervor. Bei Gleichstand gewinnt der Verteidiger.
Zu Spielbeginn wurden jeder der 12 Inseln gleichverteilt Besitzmarken der Spieler zugeordnet, sowie jeweils eine verdeckte Schatzkiste. So besitzt in einer Vierspielerpartie jeder Spieler zu Spielbeginn 3 Inseln auf dem Spielplan. Nach Auswertung des Würfelduells wird dann, sofern noch bei der Insel liegend, die Schatzkiste an den Gewinner vergeben und eventuell der Besitzmarker der Insel ausgetauscht.
Ein Ende findet die Hatz nach dem Schatz, wenn ebenjene 12 Schätze gehoben wurden. Erst dann dürfen die Spieler diese aufdecken und Werte zwischen 1 und 3 kommen zum Vorschein. Zusätzlich zu den Punkten durch Schätze, geben eigene Besitzmarker auf dem Inselplan den Spielern noch einen Punkt pro Marker. Der Nachwuchspirat, welcher auf den höchsten Gesamtstand kommt, darf sich nach der Auszählung der Beute dann als Sieger feiern lassen.
Risiko Junior präsentiert sich als Spiel, welches auch mit spielunerfahrenen Kindergartenkindern um das 5 Lebensjahr bereits problemlos spielbar ist. Die Regeln sind überschaubar und es gibt von Materialseite her keine Hürden. Das Spiel ist komplett textfrei und so kann es auch schon gut ohne Zutun erwachsener Mitspieler von Kindergruppen gespielt werden.
Eine Hürde, welche sich jedoch auftun könnte, ist die eventuell noch ausbaubare Frustrationstoleranz beim Risiko-Nachwuchs. Der Bedarf hierfür kann nämlich unter Umständen immens sein. Noch mehr als die Risiko-Erwachsenenversion ist Risiko Junior nämlich vom Würfelglück abhängig. Im Grunde wird der Gewinner über mindestens 12 Würfelvergleiche komplett ausgewürfelt, wobei man keinerlei spielerischen Einfluss auf den Ausgang der Duelle nehmen kann. Weiterhin wirken die zufälligen Goldwerte der Schatztruhen auch noch ins Gesamtergebnis hinein.
Überspitzt gesagt, könnte man auch einmal reihum mit den Würfel würfeln und hätte ein ebenso faires Spielerergebnis. Für ältere und spielerfahrenere Kinder, wie für Erwachsene stellt eine Partie Risiko Junior dementsprechend eher ein Zeitvertreib, als ein wirkliches Spiel dar. Es sind schlicht und ergreifend keine Aktionen möglich, welche die eigenen Chancen auf den Sieg erhöhen. Einzig durch willentliches Anfahren von bereits geplünderten Schatzinseln ließe sich der Spielverlauf definitiv beeinflussen - nur halt eben nicht zu den eigenen Gunsten.
Für gelegenheitsspielende Kindergartenkinder stellen sich solche Überlegungen aber zumeist schlicht nicht. Das hübsch illustrierte Spielbrett sowie die ansprechenden Schiffsminiaturen samt Katapultmechanismus üben einen hohen Aufforderungscharakter aus. Gern wird also zur Risiko Junior Schachtel gegriffen und in etwa 15-20 Minuten Spielzeit der eine oder andere Schatz gehoben.
Sofern der Kaufwunsch der Eltern aber von der Hoffnung bestimmt wäre, dem Nachwuchs mit Risiko Junior Grundelemente von Risiko zu vermitteln, dann sollte das Spiel besser beim Händler bleiben. Hier bietet es sich dann eher nach mit Regelvarianten das Urspiel dem Anforderungsniveau des eigenen Nachwuchses anzupassen.
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Risiko Junior
Erschienen bei Hasbro
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder aus dem Pressematerial des jeweiligen Verlages (hier Hasbro)
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