Hin und her schwappender Rum, das klirrende Geräusch aneinanderstoßender Klingen, das ohrenbetäubende knallen einer Kanonenkugel und finster dreinblickende Gestalten. Ja, bei diesem Spiel handelt es sich um ein Piratenspiel, genauer gesagt um den Prototypen Aye Aye Island vom Autor Jan-Christian Friedrich.
Auf der Suche nach dem Schatz wurde unser Schiff im Sturm zerstört und wir finden uns alle auf einer großen Insel wieder. Aber leider ist das nicht die Schatzinsel! Blöd gelaufen! Also versuchen wir alle schnellstmöglich ein Floß zu bauen, um auf die richtige Schatzinsel zu gelangen und den sagenumwobenen, magischen Stein "ALLEWADDEWILLS" zu finden und unter unseren Nagel zu reißen. Aber ganz so einfach wird das nicht, denn wir müssen zunächst mal 5 Gegenstände für den Floßbau finden und die Schatzkarte muss auch erst auftauchen. Während wir die Insel durchforsten erwarten uns zahlreiche Gefahren und die heimtückische Missgunst der gegnerischen Piraten. Haben wir es trotz allen Widrigkeiten zur Floßbucht geschafft, erwarten uns die Gefahren des Meeres, ehe wir, auf der Schatzinsel, nach dem Schatz graben.
Jeder Pirat beginnt das Spiel auf einer, der sechs verschiedenen Startfeldern der großen Insel. Reihum wird gewürfelt und um eine beliebige Anzahl an Schritten, innerhalb der gewürfelten Augenzahl, weitergezogen. Die Richtung darf dabei frei gewählt werden.
Landen wir dadurch auf einem Achterstück können wir dort eines der Materialien finden oder müssen eine Ereigniskarte ziehen, gegebenfalls erhalten wir auch noch eine Fortunas Gunst Karte. Diese Karten können im gesamten Spielverlauf eingesetzt werden und bringen uns Vorteile im Kampf, bei Aufgaben oder können gegen Materialien getauscht werden.
Landen wir bei einem Gegner kommt es zum Duell im Fechtkampf.
Auf hoher See bewegen wir uns mit einem Würfel, um die genaue Augenzahl fort. Treffen wir hier auf einen Gegner stellen wir uns in der Seeschlacht. Dieser Kampf (und auch viele Abenteuer) werden mit der Planke ausgetragen. Ziel ist es 1-3 Spielsteine in die Löcher zu schießen bzw. durch schnipsen oder anschieben mit dem Finger, einzulochen. Nicht erfüllte Aufgaben oder das Verlieren von Kämpfen, führt dazu dass ein Spieler aussetzen muss, Materialtoken abgeben muss oder bei der Seeschlacht zurück zur Floßbucht muss. Auf der Schatzinsel angekommen, entscheidet unser Würfelglück ob wir nach dem Schatz graben können und den magische Stein "ALLESWADDEWILLS" finden.
Fazit:
Aye Aye Island ist ein Lauf- und Suchspiel, das mich in seinem Grundgerüst an das Kinderspiel "Sagaland" erinnert. Wir haben zunächst die Aufgabe bestimmte Gegenstände zu finden, indem wir etwas aufdecken und müssen diese anschließend zu einem bestimmten Ort bringen. Bei "Sagaland" sind dies die Märchensymbole, unter den Bäumen, die zum Schloss gebracht werden müssen, bei Aye Aye Island sind es die Materialtoken, unter den Achterstücken, die zur Floßbucht müssen. In beiden Fällen wird mit der Augenzahl von zwei Würfeln, in beliebiger Richtung vorangezogen. Bei "Sagaland" können sich die Figuren gegenseitig rausschmeißen und die Figur muss zurück zum Startfeld, ähnliches kann einem Spieler in der Seeschlacht von Aye Aye Island passieren, wenn er bei drei eingebüßten Treffern, zurück zur Floßbucht muss.
Aye Aye Island ist ein abendfüllendes Spiel, dass in seinen Abläufen und Kampfmechaniken sehr einfach gehalten ist und somit auch für Kinder schnell erlernbar und einfach zu spielen ist. Da die Ereigniskarten jedoch teilweise sehr viel Text beinhalten und in ihrer witzigen, bildhaften Sprache nicht immer klar verständlich sind, ist es ratsam eine erwachsene Person als Erzähler und Aufgabenermittler an Board zu haben.
Dabei gilt: "Glück ist, wenn die Katastrophe eine Pause macht!", denn der Glücksfaktor in Aye Aye Island ist sehr hoch und entscheidet oft über den Ausgang einer Situation. So muss in manch einer Aufgabe ein bestimmtes Würfelergebnis erzielt werden. Doch sollte das Glück nicht auf eurer Seite sein, so könnt ihr noch durch eure Geschicklichkeit bestechen, denn auch diese kommt in Aye Aye Island nicht zu kurz. Wer auf der Planke geschickte Fingerfertigkeit beweist, schlägt so manchen wilden Bären in die Flucht. Das Treffen mit den Spielsteinen hat sich dabei nicht immer als einfach herausgestellt. Das führte teilweise zu Enttäuschungen, insbesondere bei Kindern. Wenn das Verfehlen auf der Planke dann auch noch dazu führte, dass man eine Runde oder sogar mehrere aussetzen muss und erst weiter darf, wenn man getroffen hat, fühlte man sich förmlich, aus dem Spiel geworfen. Da in Aye Aye Island aber generell viel ausgesetzt wird, kommt man doch wieder sehr bald dran und die Zeit des Aussetzens bleibt überschaubar. Um dem ganzen etwas vorzubeugen, empfehle ich die Kinder vor Spielbeginn das Schießen auf der Planke üben zu lassen. Zuletzt möchte ich noch die Fortunas Gunst Karten erwähnen, diese Stellen das Einzige taktische Element im Spielverlauf dar. Diese Karten können plötzliche Wendungen hervorrufen, das Würfelglück erhöhen oder ein erneutes schießen auf der Planke erlauben.
Insgesamt gesehen ist Aye Aye Island ein taktisch einfaches Spiel. Wer an dieser Stelle mehr Spieltiefe und taktische Strategien erwartet hat, der sollte sich Merchants & Marauders oder Der Schrecken der Meere anschauen, wer aber ein unkompliziertes und witziges Piratenspiel sucht, dass einen Familienabend füllen kann, der liegt mit Aye Aye Island richtig. Und, das muss ich unbedingt noch erwähnen, Aye Aye Island ist dabei auch ein optischer Augenschmaus! Bereits das Cover, inspiriert mit den herausstechenden Bildern, den klaren Farben und den finster dreinblickenden Piraten, die sich kampfbereit gegenüberschauen. Kleine Totenkopfminiaturen als Spielfiguren und ein riesiges Spielbrett mit farbenprächtigen Illustrationen erwecken die Spiel- und Abenteuerlust. Hier kann Der Schrecken der Meere im Vergleich einpacken.
Da es sich bei Aye Aye Island um einen Prototypen handelt, ist es nicht ausgeschlossenen, dass am Spiel noch Änderungen vorgenommen werden.
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Erscheint im Eigenverlag
Für 2 bis 6 Spieler in ca. 120 Minuten ab 8 Jahren
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sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder aus dem Pressematerial des jeweiligen Verlages (hier Eigenverlag)