Jetzt wo in Zeiten von Corona auch keine Restaurants mehr geöffnet haben dürfen, macht es sich doch sehr gut, dass wir nun unser eigenes Restaurant bespielen können und dabei gnadenlos gegen unsere Gegner vorgehen. Beim Spiel Rival Restaurants von Gap Closer Games können sich 2-6 Spieler ab 10 Jahren messen. Eine Partie soll im Schnitt 60 Minuten dauern.
[MATERIAL UND ANLEITUNG]
Eins muss ich gleich vorwegnehmen, die vorliegende Version, die ich bespreche ist die Deluxe Kickstarter Version. Daher kann ich gleich sagen, dass wir jede Menge Material in der Box finden. Leider viel Plastik und in meinen Augen eher unnötiges Plastik. Unser Geld sind Plastik-Token, die allerdings nicht wirklich wertiger wirken. Dicke Pappe bringt mir eher das Gefühl, wenn man schon kein Metall verwendet. Passender sind dann schon die Müll-Token aus dem gleichen Material. Ansonsten sind die Karten und Papp-Standees von sehr guter Qualität.
Optisch wird ein moderner Comic-Stil verwendet. Zum Teil für mich alles etwas überladen und dadurch unübersichtlich. Gerade die eigenen Spielertableaus. Am Ende ergibt alles aber ein sehr stimmiges Gesamtbild.
Die Anleitung liegt in englischer Fassung bei, online findet man mittlerweile eine deutsche Übersetzung. Leider ist die Original-Fassung in meinen Augen ebenfalls etwas überladen, so dass die Übersicht verloren geht. Aber ansonsten ist alles verständlich und somit in Ordnung.
[ABLAUF]
Bei Rival Restaurants übernimmt jeder Spieler die Rolle eine Restaurantbesitzers, um dies darzustellen, erhält jeder ein eigenes Tableau, auf dem wir unser Restaurant wiederfinden. Hier gibt es verschiedene Richtungen wie Chinesisch, Mexikanisch oder Japanisch. Des Weiteren hat jedes Tableau andere Boni bei erreichen von bestimmten Punkten ähm “Likes”.
Genau. Im Spiel geht es nicht um Punkte, sondern wir wollen so viele Likes wie möglich generieren und der Spieler, welcher zuerst 20 Likes hat, beendet und gewinnt das Spiel.
Was brauchen wir um viele Likes zu generieren? Einen guten Koch, tolle Rezepte und am besten keinen Müll im Laden. Ach ja und immer darauf achten, was die Konkurrenz so treibt. Jeder Spieler erhält zu Beginn einen eigenen Koch, welcher mit einer Spezialfähigkeit daher kommt, so gibt es z.B. einen Koch, der bestimmte Zutaten günstiger im Einkauf bekommt oder anderen Köchen den Platz beim Einkauf wegnimmt. Dann bekommt jeder Spieler noch ein Standard- und ein Gourmet-Rezept, auf diesen finden wir die benötigten Zutaten wieder.
Die Zutaten sind wieder in verschiedenen Kategorien zu finden bzw. in verschiedenen Läden. So gibt es den Obst-Stand, Gemüsehändler, den Fleischer oder den mysteriösen Markt. An jedem Ort liegen immer Zutaten offen aus nebst einem verdeckten Nachziehstapel.
Eine Runde (ein Tag) läuft nun wie folgt ab: jeder erhält 300$ als tägliche Einnahme und wählt nun heimlich einen Ort auf einer Wählscheibe aus, zu dem er seinen Koch schicken möchte. Gleichzeitig decken alle auf wohin es geht und stellen nun den jeweiligen Pappstandee auf ein Produkt, welches er an diesem Ort gerne kaufen möchte. Wählen zwei Köche das gleiche Produkt, müssen sie sich im Laufe der Runde ein Biet-Wettstreit liefern.
Dann haben alle eine Minute Zeit sich so viel Dinge zu kaufen, die man sich leisten kann. Aber nicht nur das. Jetzt kann ich auch mit meinen Mitspieler verhandeln, denn wenn ich beim Schlachter stehe und mein Mitspieler beim Gemüsehändler, er aber auch Rind und ich Karotten benötige, können wir einen Deal ausmachen. Oder wir tauschen Rezepte, da evtl. die Zutaten, die ich schon habe zu einem anderen Rezept besser massen. Zumal es auch ein Extra-Like gibt, wenn man ein Gericht passend zu seinem Restaurant kocht! Es kann eigentlich alles verhandelt und diskutiert werden, aber halt nur für 1 Minute!!
Kurzes Wort noch zu zwei Besonderheiten. Im Mystery Market finden wir besondere Hilfskarten, wie z.B. Tofu, mit dem ich eine Fleischzutat ersetzen kann oder Rotwein, wodurch man automatisch ein Extra-Like bei Gourmet-Rezepten bekommt. Schön ist auch der Alienschleim, welcher als Joker fungiert und jede Zutaten ersetzen kann.
Nebst diesen Orten, wo ich Dinge kaufen kann, gibt es auch noch “The Island”. Dort kann ich z.B. Müll entsorgen (gegen Geld) oder Action-Karten kaufen!
Ja, genau, es gibt Action-Karten. Und die kann ich quasi Einsetzen wann es mir passt. So kann ich z.B. eine Räuber-Truppe zu meinen Konkurrenten schicken, welche diesem die Kasse klauen oder beauftrage einen Kritiker eine negative Rezension zu schreiben. Und das war jetzt nur ein kleiner Auszug, aus dem was so möglich ist.
Ich kann auf der Insel aber auch Restaurant-Upgrades kaufen, wodurch man z.B. zwei Gerichte gleichzeitig kochen kann oder durch Social Media Werbung meine täglichen Einnahmen auf 400$ erhöhen. Diese Upgrades werden ganz hübsch mit bunten Plastikklammern am Spielerboard dargestellt. Auf jeden Fall mal was anderes.
Habe ich irgendwann alle Zutaten von einem Rezept fertig, kann ich dieses kochen und servieren und erhalten dann je nach Rezept und Aufwand Likes. Produziere dabei allerdings auch Müll, welchen ich in meinem Restaurant ablege. Koche ich ein Rezept und habe noch Müll bei mir, muss ich für jeden Müll-Token ein Like wieder abziehen.
Wie schon erwähnt, endet das Spiel sofort, sobald ein Spieler 20 Likes generiert hat.
[FAZIT]
Rival Restaurants ist vor allem eins: lustig, chaotisch und fies! Die Regeln sind generell schnell erklärt und holt somit auch Nicht- bzw. Wenig-Spieler an den Tisch, dazu trägt auch die wirklich einladende Optik bei. Auch das Thema gefällt mir persönlich sehr gut und darunter kann sich jeder etwas vorstellen.
Das Highlight des Spiels ist aber jeweils die 1-Minute-Verhandlung, in der es heiß hergeht. Hier kommt man sich wie bei einem Basar vor. Es wird geschachert, verhandelt und erpresst. Muss ich mich an alle Versprechen halten? NÖ! Ich bin mir selbst der nächste. Die Gastronomie ist ein hartes Geschäft. Das macht Spaß, wenn alle mit dem nötigen Enthusiasmus dabei sind. Aber ich sag mal so: jemand, der nicht mitmacht, wird ganz schnell am Ende liegen, denn ohne Handeln kann es ganz schön lange dauern ein Rezept mit vielen Likes fertigzustellen.
Unberechenbar sind auch die Action-Karten, die jeder Spieler verdeckt auf der Hand hält und einen eiskalt erwischen können. Wie bei vielen Spielen, wie z.B. Villainous neigt man hierbei stark sich auf den aktuell führenden zu stürzen. Dennoch sind da super thematische Ideen bei und erhöhen klar den Spaßfaktor.
Ist alles Gold was glänzt? Nicht ganz. Wie schon angedeutet, wenn die Spielgruppe dazu nicht passt, wird keiner Spaß haben. Hier geht es nicht um Taktik und Spieltiefe.Die Mechanik ist relativ simpel. Wir sammeln Zutaten. Punkt. Alles andere lebt von der Lebendigkeit am Tisch und wenn die nicht gegeben ist, wird man keinen Spaß an Rival Restaurants haben. Kleiner Kritikpunkt: bei 6 Spielern kann es schon arg chaotisch in der Verhandlungsphase zu gehen, da ist es nicht gerade leicht, den Überblick zu behalten.
Wer aber Kommunikation wie bei einem Social Deduction Spiel sucht, wird sich freuen bei Rival Restaurant eine gelungene Ergänzung der Sammlung zu finden. Die Verhandlungsmechanik mit all ihrer Freiheit wirkt dadurch frisch und innovativ. Alles geht, nichts muss. Gesamt genommen ergibt Rival Restaurants eine super stimmiges Gesamtbild aus Optik, Thema und Spielspaß, wenn man sich auf diese Art von Spiel einlassen kann.
Wer hier klassisches Worker-Placement mit Set-Collection erwartet, mit ausreichend Ruhe zum Nachdenken, wird hier eher enttäuscht.
Mir persönlich fehlt für Rival Restaurants ein wenig die Gruppe, erkenne aber an dass da jede Menge Party-Potential enthalten ist. Schön wäre es auch, wenn das Spiel komplett auf Deutsch erscheinen würde, dass würde das ganze einen noch näher bringen, als “Poultry” oder “Leafy Greens” zu kaufen.
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Rival Restaurants von Gary Alaska, Rob Chew und Jon Kang
Erschienen bei Gap Closer Games
Erschienen bei Gap Closer Games
Für 2 bis 6 Spieler in ca. 45 Minuten ab 10 Jahren
Boardgamegeek-Link
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sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder aus dem Pressematerial des jeweiligen Verlages (hier Gap Closer Games)