Es ist schon in einer anderen Rezension von mir angeklungen, aber Kniffel ist in meiner Familie DAS Spiel, das man seit Anbeginn der Zeit bei Familientreffen aus dem Regal zieht. Es gibt kaum ein Spiel, das meine Kindheit derart geprägt hat. Die Begeisterung für das Spiel hat sich schnell gelegt, als ich erkannte, welch großartigen Alternativen es gibt.
Einige konnte ich meinen Eltern schmackhaft machen, viele nicht. Mit Chili Dice gibt es jetzt aber ein Spiel, das das Kniffel-Game auf die nächste Stufe hebt und wieder Spannung in die Bude bringt, weil es die Regeln verschärft (HA!). Also, Kniffel-LeidensgenossInnen, jetzt gut zuhören:
In Chili Dice geht es ebenfalls darum euer Würfelergebnis zu optimieren, um in den einzelnen Kategorien (Straße, Paschs etc.) die höchst mögliche Punktzahl abzugreifen. Allerdings mit folgenden Änderungen zu Kniffel: Insgesamt werden sechs statt fünf Würfel geworfen, es darf beliebig oft in einem Zug gewürfelt werden, aber im gesamten Spiel nur 30-mal.
Diese Regel spricht den oder die GlücksspielerIn in jedem Einzelnen von uns an: Würfele ich noch ein viertes Mal, in der Hoffnung, die sechste 1 zu würfeln? Mist, hat nicht geklappt; noch einmal, beim fünften Wurf muss sie kommen!
So würfelt man sich reihum ins Verderben und hat am Ende entweder keine Würfe mehr übrig oder alle Punktefelder ausgefüllt. Für jeden übriggebliebenen Wurf gibt es dann noch Zusatzpunkte.
Zusätzliche Würze (Hihi…) kommt noch dadurch ins Spiel, das auf jedem der sechs Würfel eine Zahl rot markiert ist. Liegt diese nach dem Wurf oben, darf man den Würfel auf eine beliebige Seite drehen. Das erhöht etwas die Wahrscheinlichkeit, gute Würfelergebnisse zu erzielen.
Außerdem gilt: Rechnet man sich Punkte für eine bestimmte erwürfelte Zahl an (etwa für alle Vieren), so werden die Punkte verdoppelt, wenn sich darunter die rote Vier befindet. Weitere Regeln erlauben euch die Wahl, welches Feld befüllt werden soll, wenn ihr beispielsweise 6-mal dieselbe Zahl gewürfelt habt.
Über all diesen Überlegungen lauert die limitierte Zugzahl und der Drang, doch noch einmal nachzuwürfeln, um unverschämt viele Punkte zu sammeln. Die Schadenfreude, die man beim Scheitern einer MitspielerIn empfindet, kann schnell umschlagen, wenn die eigene Glückssträhne zum Erliegen kommt und man nach einem guten Start nur mit Müh und Not alle Punktefelder ausfüllen kann.
Man muss erst ein bisschen hinter das Spielprinzip kommen, das dann doch strategische Überlegungen zulässt. Oft genug werden diese aber von der Zufälligkeit des nächsten Wurfs wieder zunichte gemacht. Dennoch fühlt es sich nicht an, als würde man stumpf Würfel werfen und sein Schicksal in die Hände des Gottes des Zufalls legen.
Chili Dice bleibt ein Spiel mit hohem Glücksfaktor, gibt der Kniffel-Idee aber einen frischen Spin, der auf jeden Fall einen Blick wert ist. Die Regeln bleiben schlank, erfordern für Kniffel-Profis ein klein bisschen Umdenken, aber nicht so viel, dass Mama und Papa schockiert vom Tisch aufstehen, sondern interessiert sitzen bleiben.
Wer davon aber noch nie Fan war, den wird Chili Dice wohl auch nicht überzeugen können. Für Taktiker sind Roll&Write-Ableger wie Ganz schön clever oder Railroad Ink daher eher zu empfehlen.
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Chili Dice von Andy Daniel
Erschienen bei Amigo
Für 1 bis 4 Spieler in 30 Minuten ab 8 Jahren
Boardgamegeek Link
Erschienen bei Amigo
Für 1 bis 4 Spieler in 30 Minuten ab 8 Jahren
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