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07.03.2020

Helios Expanse


"It's the end of the world as we know It…it’s the end of the world…” …unfassbar, dass diese Apokalypsenparty von R.E.M. schon mehr als 30 Jahre alt sein soll…da stelle ich doch mit Erschrecken fest, wie alt ich eigentlich bin. Helios Expanse hat mich wieder ganz deutlich an diesen Song erinnert. Nicht etwa, weil das Spiel unterirdisch schlecht ist (hierzu gleich mehr), sondern vielmehr, weil direkt unterhalb der Packungsinhalt in der Anleitung ein wenig Lore zu finden ist, überschrieben mit der Titelzeile „The End of the world as we know it“. Wir haben also direkt einen passenden Soundtrack zum Spiel gefunden.

Worum geht es hier also? Die Menschheit hat sich selbst an den Rand des Universums und ans Ende der eigenen Existenz gebombt und die kläglichen Reste versuchen nun, in einer Galaxis weit, weit entfernt („Helios Six“) eine neue Zivilisation zu begründen. Hierfür braucht es Technologien und Militär. Nachdem das Spiel in wenigen Minuten aufgebaut ist wird per Zufall die Spielerreihenfolge dieses Zuges ausgelost und das Rennen um die Besiedlung der Planeten von Helios Six beginnt:


Das Spiel besteht aus fünf Runden mit je drei Phasen: Planung, Durchführung, Bericht. Während der Planungsphase legen die Spieler reihum Handkarten auf einen gemeinsamen Stapel und können wahlweise eine List nutzen, um sie verdeckt zu spielen. Statt eine Karte zu Spielen kann man per Aufklärung zusätzliche Karten ziehen oder technologisch bzw.militärisch einen Schritt nach vorne machen. Letzteres geht allerdings nur einmal pro Runde. Das Ganze wird nun fünfmal wiederholt, bis ein schicker kleiner Stapel an Karten zusammenkommt. Und wer jetzt an Colt Express denkt, dem sei gesagt: genau so ist es! Anschließend wird während der Durchführung nämlich der Stapel einmal herumgedreht und die Karten werden der Reihe nach abgearbeitet. Zu guter letzt werden beim Bericht wieder alle persönlichen Karten an die Besitzer zurückgegeben, List- und Auflärungskarten enttappt und eine neue Spielerreihenfolge anhand der Militärkraft bestimmt (der Schwächste darf zuerst).

Grundsätzlich also ein bekanntes Spielprinzip, nur dass hier eben nicht Banditen einen Zug überfallen, sondern Raumschiffe das Weltall besiedeln sollen. Natürlich drehen sich somit die Aktionskarten in erster Linie darum sich (friedlich oder aggressiv) durchs Weltall zu bewegen bzw. einen Planeten (friedlich oder aggressiv) zu kolonisieren. Der Clou: Jede Karte hat eine Grundfunktion (z.B. Bewegen) und deren Stati werden durch den eigenen Stand der Technologie oder des Militärs festgelegt (beispielsweise bestimmt das Technologielevel die Bewegungspunkte). Gleichzeitig schaltet die jeweils andere Eigenschafts gewisse Boni frei (z.B. bei min. 2 Militärpunkten: „vertreibe feindliche Schiffe auf ein anderes Feld, während Du Dich bewegst“). Ähnlich wie bei dem bereits erwähnten Colt Express kann man Schadenskarten erhalten, die das eigene Deck blockieren. Hier geben sie allerdings Minuspunkte bei der Endabrechnung.


Und damit das Ganze nicht zu gleichförmig wird, wurde natürlich auch hier an eine Prise Asymmetrie gedacht: Denn das Spiel kommt mit 10 Fraktionen daher, die jeweils ihre eigene Spezialfähigkeit mitbringen. Dazu gehört bspw. die Immunität gegen das oben genannte „vertrieben werden“ oder das spontane Austauschen eigener Karten während der Durchführungsphase.

Und wie spielt sich das Ganze also? Nun ja, dem Grunde nach genauso wie Colt Express im Weltraum. Schnell aufgebaut, schnell erklärt, schnell gespielt, Taktik trifft Chaos. Ich mag die Mechanik, auch wenn ich persönlich das Setting von Colt Express (samt DeLorean-Promo!) lieber mag. Helios Expanse spielt sich in Summe nämlich „ernster“, was daran liegt, dass die Spielfläche größer ist, als bei den paar Wagons im Konkurrenzprodukt, und dadurch eine Prise mehr Taktik und eine Prise weniger Glück und Chaos das Spiel regieren. Und je weniger Chaos, desto weniger dominiert natürlich die Schadenfreude, die Andreas in seinem Beitrag zu Colt Express seinerzeit hervorgehoben hat.

Aber das ist alles Geschmackssache, denn die grundlegenden Mechaniken sind die gleichen und Helios Expanse hat somit eine andere Zielgruppe als Colt Express, was ja grundsätzlich nicht verkehrt, sondern gut ist. Mehr Substanz, dafür weniger Slapstick. Wen also das alberne an Colt Express schon immer gestört hat, darf hier gerne mal einen Blick riskieren.

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Helios Expanse von Shawn Richard Macleod
Erschienen bei Greenbrier Games
Für 3 bis 5 Spieler in ca. 60 Minuten

sämtliche Bilder sind von www.boardgamegeek oder dem jeweiligen Verlag (hier Greenbrier Games)