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01.11.2019

Deranged


Ein bisschen Gothic mit einem semi-kooperativen Survival-Adventure-Game gepaart? Puh – das klingt aber nach `ner höllisch guten Mischung! Genau das verspricht uns laut Packung das Spiel Deranged. Auf der Rückseite wird dem passionierten Brettspieler noch mehr Honig ums Maul geschmiert: Deckbuilding-Mechanik, Abenteurer-Miniaturen, modulares Spielbrett und Monster abschlachten. Himmlisch! Stürzen wir uns also ins Vergnügen. 

Deranged kommt aus dem Hause Hobby World, einem russischen Verlag, und erscheint offiziell zur Messe 2019 in Essen. Ausgedacht hat es sich ein gewisser Herr German Tikhomirow, auf dessen Konto schon ein paar mir unbekannte Spiele gehen. Schauen wir mal rein, worum es in Deranged geht: 

Jeder der 3 bis 6 Spieler ist für einen Abenteurer verantwortlich, welchen er durch die Stadt Wutburg lenkt. Dabei ist das Spiel semi-kooperativ, also eine Mischung aus gegeneinander und doch miteinander. Dies wird dadurch begründet, dass jeder für sich gewinnt, es jedoch auch einen Fall geben kann, in dem alle zusammen verlieren. (Siehe weiter unten) 


Grundsätzlich verläuft dieses Spiel über drei Tage und Nächte, die die Spieler Zeit haben, zwei vorher zugewiesene Flüche loszuwerden, im Spiel gestellte Aufgaben zu erfüllen und letztlich lebend am Ende der dritten Nacht auf ein Ausgangsfeld zu kommen. Um diese Sachen durchzuführen, steuert man seinen Charakter mit einem Kartendeck. (Diese Charaktere sind leider bis auf ihre Farbe absolut identisch.) Dabei spielt man jede Runde eine Karte um von dieser eine oder zwei der vier möglichen Aktionen durchzuführen. Die Aktionen sind auf jeder Karte gleich, überall jedoch unterschiedlich stark. Die Aktionen im Detail sind: 

Laufen – mit dieser Aktion, wer hätte es gedacht, bewegt man sich durch die Stadt. Dabei kann man manche Felder nur mit der Laufbewegung in der passenden Farbe und in der richtigen Richtung durchführen. 


Angreifen – kann man andere Helden oder vorzugsweise Monster auf den gleichen oder angrenzenden Feldern. Dabei ist der Wert des Angriffs auf der Karte entscheidend, denn der Gegner darf eine Verteidigungsaktion nutzen. Die für mich positive Differenz wird dem Angegriffenen vom Leben abgezogen. Setzt man dabei das Leben auf null, hat man ihn erledigt. Ein Monster ist dann direkt weg vom Fenster, ein anderer Abenteurer respawnt mit einem Fluch auf dem Friedhof. Dies ist dann ein weiterer Fluch, den er bis zum Spielende loswerden sollte. Leute töten ist also definitiv eine witzige Angelegenheit. 

Verteidigen – nutzt man nur dann, wenn man angegriffen wird, wie gerade beschrieben. Sollte mein Verteidigungswert gleich oder höher dem Angriffswert sein, passiert mir nichts, ein erhabener Moment! 

Suchen – man kann so ziemlich alle Häuser in Wutburg mindestens einmal im Spiel nach einem Gegenstand durchsuchen. Dabei ist es wichtig, dass die Such-Aktion das gleiche Symbol wie das Stadtviertel trägt, in dem man zu suchen gedenkt. Die gefundenen Gegenstände sind Karten für mein Charakterdeck mit manchmal noch einer schönen Extraaktion drauf. Es lohnt sich also, den ganzen Häusern einen Besuch abzustatten. 


Durch diese Aktionen habe ich im Grunde schon das gesamte Spiel erklärt, gäbe es da nicht noch Szenarien, die dem ganzen etwas Pepp verleihen. Mitgeliefert sind drei Stück. Diese bestehen aus drei Tag- und drei Nachtkarten. Ich möchte an dieser Stelle keines der Szenarien spoilern, jedoch empfinde ich sie nicht als sonderlich thematisch. Im Großen und Ganzen dienen sie nur dazu, neue Monster zu spawnen. Sogar die Anleitung sagt, dass man beliebige Tag- mit beliebigen Nachtkarten kombinieren kann, um ein „Open World Game“ zu kreieren. Naja, lassen wir das mal so im Raum stehen. 

Warum heißt das Spiel nun Deranged  Ach ja, weil einige der Abenteurer durch vorher zugewiesene Nachtkarten in der Nacht zu einem Monster/Zombie/whatever mutieren können. Diese können sich nur wieder zurückverwandeln, wenn sie einen anderen Abenteurer töten. Nun wird dieser deranged und das Spiel startet in seinen niemals endenden Kreislauf des gegenseitigen Tötens. Sollte zu irgendeinem Zeitpunkt jedoch jeder der Spieler mutieren, haben alle verloren. Dies jedoch mit semi-kooperativ zu beschreiben, ist weit am Ziel vorbei, wenn man sich 95% des Spieles gegenseitig auf die Mütze haut. 


Die Karten des Spieles haben eine gute Qualität und die Grafik unterstützt den Gothicstyle des Spieles. In seiner düster-dunklen Art und Weise hat der Zeichenstil in Deranged sein eigenes Flair. In meiner Testkopie gab es noch einige Mängel in der Verpackung, sodass die Miniaturen nicht ganz so heil ankamen, wie erhofft. Jedoch gelobt HobbyWorld in diesem Punkt Besserung, sodass ihr eure Minis dann wohlbehalten in den Händen halten könnt. 

Was denke ich nun zu diesem Spiel? Die Grundideen wirken auf dem Papier erst einmal recht imponierend, spielt man es dann jedoch, ist zumindest bei uns der Reiz nicht wirklich durchgedrungen. Charaktere unterscheiden sich in nichts als der Farbe, man kann nur laufen, draufschlagen und suchen. 
Sollte euch doch genau dieses gegenseitige aufeinander rumhacken Spaß machen (es ist auf jeden Fall lustig, einen bereits vierfach verfluchten Mitspieler zu töten, einfach damit er noch einen Fluch bekommt) und das Thema ansprechen, dann schaut es euch genauer an. 

Von mir erhält Deranged eine 3.
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Deranged von German Tikhomirov
Erschienen bei Hobby World
Für 3 bis 6 Spieler in ca. 120 Minuten
Boardgamegeek Link


sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder aus dem Pressematerial des jeweiligen Verlages (hier Hobby World)