http-equiv = "content-language" content = "en" lang = de; lang=de; Ganymede und Moon - BoardgameMonkeys_Brettspielrezensionen <BoardgameMonkeys_Brettspielrezensionen></BoardgameMonkeys_Brettspielrezensionen> ~ BoardgameMonkeys_Brettspielrezensionen

18.10.2019

Ganymede und Moon


Der Weltraum. Mal wieder. Mit seinen unendlichen Weiten bietet er großes Potenzial, um zu siedeln, und um daraus ein passendes Brettspielszenario zu konzipieren. In Ganymede schlüpfen zwei bis vier SpielerInnen in die Rollen von Unternehmen, die Siedler auf der Erde rekrutieren und über den Mars nach Ganymede verschiffen, damit sie von dort aus fremde Welten erkunden. Was das Spiel und seine Mond-Erweiterung zu bieten haben, stellen wir nun etwas genauer vor.
Im Kern ist Ganymede ein Logistik-Puzzle: Wie bekomme ich mit den mir gegebenen Möglichkeiten schnell und effizient alle benötigten Siedler ans Ziel? Neben dem Platzmangel auf den einzelnen Planeten – auf die Erde passen etwa nur sechs Siedler – schränkt die Auslage mit ihren Siedler-Plättchen und Shuttlekarten die Aktionsmöglichkeiten der SpielerInnen anfangs ein. Ist man am Zug darf man sich ein Plättchen oder eine Karte nehmen und die darauf abgebildeten Siedler auf der Erde rekrutieren bzw. sie zum Mars oder nach Ganymede schicken. Wählt man über die Züge hinweg dabei immer Plättchen oder Karten mit demselben Symbol, darf man mehr Siedler rekrutieren oder etwaige Bonusaktionen auf Shuttlekarten mehrmals einsetzen. 
Erreichen drei Siedler gleicher oder vier Siedler unterschiedlicher Farbe eines der Siedlungsschiffe auf Ganymede, hebt dieses ab und es gibt Siegpunkte und (je nach Schiffstyp) Bonusaktionen. Sobald eine SpielerIn ihr viertes Schiff auf die Reise schickt, wird die letzte Runde eingeleitet. Wer danach am meisten Siegpunkte hat, gewinnt.

Die erste Runde Ganymede war überraschend schnell zu Ende. Man hat kaum die vielen kleinen Mechaniken verstanden, die clever ineinandergreifen und dem Spieler so einen Haufen Möglichkeiten geben, sein Ziel zu erreichen, da ist das Ganze auch schon vorbei. Dass man sich von Partie zu Partie aber steigern kann, weil man erst nach und nach die Systeme des Spiels versteht, sorgt für enormen Langzeitspaß. Gleichzeitig reduziert sich die ohnehin schon kurze Spielzeit, weil man lernt, immer effizienter zu spielen.


Zu den vielen kleinen Mechaniken gehören etwa die Basisaktionen, die man sich durch die richtige Wahl von Plättchen und Karten zusätzlich erspielen kann und die einen Haufen unterschiedlicher Dinge ermöglichen: Man darf wahlweise neue Siedler einsetzen, sie bewegen oder ein Feld auf der Rufleiste vorrücken, was weitere Basisaktionen und am Ende des Spiels Siegpunkte beschert. 
Anfangs ist man selbst von sich und seinen klugen Spielzügen erstaunt, die plötzlich in rasender Geschwindigkeit Siedler nach Ganymede bringen. Das Belohnungsgefühl ist ständig zugegen und Frustration so gut wie nicht vorhanden. Das hat auch damit zu tun, dass sich die SpielerInnen kaum in die Quere kommen. Klar nimmt man sich mal gegenseitig ein passendes Plättchen oder eine gute Karte weg, aber das kommt selten vor. Das Spiel bietet meist genug andere Möglichkeiten für eine guten Zug.

Mit der Moon-Erweiterung wird dann aus einem guten, ein sehr gutes Brettspiel. Die zusätzlichen Inhalte verlängern die Spielzeit gerade so, dass man sich nicht mehr gehetzt fühlt und auch die Downtime hält sich immer noch in Grenzen. Nun ist auch der Mond Teil der Transportkette und von dort machen sich Berater auf den Weg nach Ganymede, um dort in einem Rat ihre Funktion zu entfalten. Die Fähigkeiten dieser Berater sind extrem unterschiedlich und sorgen stets für neue Spielsituationen, da man selten alle in einer Partie zu Gesicht bekommt. 
Dass SpielerInnen neben den Siedlern nun auch die Berater nach Ganymede bugsieren, gibt dem Spielprinzip die Luft, die es braucht, um sich zu entfalten. Die unterschiedlichen taktischen Herangehensweisen, um Siegpunkte zu bekommen, sind nun perfekt ausbalanciert und es bleibt bis zum Ende spannend. Erst dann stellt sich heraus, welche Taktik einen Tick besser funktioniert hat als die anderen. Bei allen Testpartien fiel das Endergebnis extrem knapp aus.


Abgerundet wird Ganymede durch ein schlankes Regelwerk, das schnell gelernt und gut aufbereitet in der Spielregel zu finden ist, und durch ein bezauberndes Artwork, das mit klaren Symbolen und abstrahierten Bilderwelten arbeitet. Heraus kommt ein visuell und spielerisch beeindruckendes Stück Unterhaltung, das für manche Spielerunden vielleicht etwas zu abstrakt und interaktionslos sein könnte. Für Fans von schnell zu spielenden, taktischen Puzzles ist Ganymede gerade zusammen mit der Erweiterung aber wärmstens zu empfehlen.

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Ganymede von Oliver Mootoo
Erschienen bei Sorry We Are French
Für 2 bis 4 Spieler in 30 Minuten
Boardgamegeek Link

sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder aus dem Pressematerial des jeweiligen Verlages (hier Sorry We Are French)