Man kann sagen was man will, das Genre der Rätsel-/Detektiv-Spiele ist beliebter denn je und in den letzten Jahren stark gewachsen. Mehr und mehr Verlage probieren sich daran und entwickeln dabei eigene Konzepte. So auch Board & Dice, welche im letzten Jahr Ihre "Escape Tales"-Reihe starteten, welche nun vom Kosmos-Verlag ins Deutsche übersetzt wurde und ich denke, dass ist auch dringend notwendig, denn anders als z.B. die Exit-Spiele vom Kosmos-Verlag, steht hier eine Menge Story im Vordergrund. Das Escape-Room-Spiel ist für 1-4 Spieler ab 16 Jahren geeignet und dauert ca. 3-6 Stunden (die man aber unterbrechen kann).
[AUFBAU]
Der Aufbau ist naturgemäß relativ simpel gehalten. Wir haben ein kleines Spielbrett mit einem 3x4 Raster, welches wir vor uns auslegen. In Reichweite legen wir die Aktionsscheiben, sowie die Entdeckungs-, Verzweiflungs- und Raum-Karten, jeweils verdeckt und ohne die Reihenfolge zu ändern. Dann benötigen wir noch ein Smartphone oder Tablet um uns die Escape Tales App herunterzuladen (via Browser geht auch), denn nur über diese können wir die enthaltenen Rätsel lösen.
Zu guter Letzt schnappen wir uns das Story-Buch und lesen die Einleitung. Es kann los gehen...
[ABLAUF]
Vielleicht sollte man zumindest kurz erwähnen worum es inhaltlich geht. Wir übernehmen die Rolle von Sam, alleinerziehender Vater einer 14jährigen Tochter, die leider im Koma liegt und die Ärzte sind mehr und mehr ratlos und mit ihrem Latein am Ende. In unserer Verzweiflung entschließen wir uns ein gefährliches Ritual durchzuführen, von dem wir gehört haben und welches Leute aus dem Koma zurückholen kann...
Das grundlegende Prinzip sieht dabei wie folgt aus: es liegen meist zwei zueinander gehörende Raum-Karten auf dem Spielbrett und uns steht eine vorgegebene Anzahl an Aktionsscheiben zur Verfügung. Dank des Rasters enthalten die Raumkarten 12 Bereiche, auf denen wir jeweils eine Scheibe legen und dann die dazugehörige Passage im Story-Buch lesen können. Dadurch sammeln wir mehr und mehr Karten, die wiederum Rätsel enthalten können, die es dann zu lösen gilt.
Sollten wir einmal keine Aktionsscheiben mehr haben und müssen aber eine weitere Aktion ausführen um voran zukommen, müssen wir die oberste Karte der Verzweiflungskarten nehmen. Häufig erhalten wir dadurch neue Aktionsscheiben, aber ich kann schon mal andeuten, dass je mehr Verzweiflungskarten man aufdecken muss, desto schwerer wird es, ein positives Ende zu finden. Überlegt euch also gut, ob manche Bereiche in den Räumen wirklich geprüft werden müssen oder nicht.
An manchen Stellen wird man auch Entscheidungen treffen müssen, die wiederum Einfluss auf den Ausgang haben.
So arbeiten wir uns dann also durch die Entdeckungs-Karten und dem Story-Buch, um dann eines von den verschiedenen Enden zu erreichen.
[FAZIT]
Ich möchte vorweg nehmen, dass ich ein Anfänger im Bereich der Escape-/Rätsel-Spiele bin und keine direkten Erfahrungen mit der EXIT-Reihe oder dergleichen habe. Ist das nun gut oder schlecht, wenn man mit Escape Tales anfängt? Ich, für mich, kann sagen, dass man es auf jeden Fall auch als Anfänger spielen kann, der Einstieg ist gut und zeigt einem die Richtung vor, wie Rätsel in diesem Spiel funktionieren. Im Laufe des Spiels wird es dann schon kniffliger und bei manchen Rätseln musste ich dann noch immer mal wieder den Hilfe-Knopf in der App drücken. Und ehrlich gesagt kam es auch manches Mal zu einem "öhm...ne is klar". Spieler, die aber regelmäßig Exit-Spiele und ähnliches spielen, werden sicherlich noch mehr um die Ecke denken, als ich es tue. Am Ende konnte ich aber alles nachvollziehen, dann kann ich damit auch leben, wenn es mir nicht sofort wie Schuppen vor die Augen fiel.
Das faszinierende für mich, war allerdings die Entwicklung, welche die Story nimmt. Hier möchte ich natürlich nicht spoilern, aber ich weiß, dass viele Menschen erstmal lesen "Koma" und "Kind" und dann eher abgeschreckt sind, von diesem ernsten Ansatz. Die Story ist auch ernst, aber dann doch anders als erwartet. Statt traurig, wie man es evtl. erwarten könnte, wird es eher düster, mystisch und spannend.
Wie erwähnt, liefert das Spiel verschiedene Enden, von sehr schlecht bis sehr gut quasi... Leider weiß man selbst nicht, welches man erwischt hat und kann dies nur ungefähr ableiten. Ich glaube ich habe das schlechtmöglichste Ende erwischt. Dies hängt allerdings nicht zwangsläufig vom Lösen der Rätsel ab, sondern von den Entscheidungen, die man im Laufe des Spiels fällt.
Ein kleinen Tipp möchte ich auch noch mitgeben: versucht so viele Rätsel wie möglich zu lösen, denn diese sind quasi in zwei Gruppen geteilt. Manche Rätsel bringen dich in der Story weiter, andere bringen dir neue Aktionsscheiben, die ihr brauchen werdet.
Kann ich das Spiel nun empfehlen? Ja, kann ich. Mir hat es viel Spaß gemacht. Ich hab es in diesem Fall allein gespielt, kann mir das aber auch gut mit mehreren Leuten vorstellen. Die Story hat mich gepackt, auch wenn ich mit meinem Ausgang enttäuscht war und mir dargelegt wurde, welche Entscheidung schlicht falsch war. Die Rätsel hatten eine gute Durchmischung und brachten genug Abwechslung. Ich denke für Fans von Exit-Spielen ein Must-Have. Und Leute die ins Genre hinein schnuppern möchten, wie ich, werden ebenfalls nicht enttäuscht sein. Freue mich schon auf den nächsten Teil.
Das Material ist absolut in Ordnung, auch die Anleitung sowie die App sind gelungen. Die Lokalisierung von Kosmos ist ebenfalls hervorragend. Alles in allem bietet Escape Tales viel Spaß und Spannung für eine lange Zeit und kann danach sogar noch weitergegeben werden. Auch das Speichern mit Hilfe von Foto und Tütchen funktioniert gut.
Ich denke die Mechanik mit den Aktionsscheiben ist eine gelungene Abwechslung im Dickicht des Genres und hat damit eine Existenzberechtigung am Markt.
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Escape Tales: The Awakening von Jakob Caban, Matt Dembek und Bartosz Idzikowski
Erschienen bei Kosmos
Erschienen bei Kosmos
Für 1 bis 4 Spieler in ca. 230 Minuten
Boardgamegeek-Link
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sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder aus dem Pressematerial des jeweiligen Verlages (hier Kosmos)