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13.08.2019

Museum


Wer wollte nicht schon immer mal ein Museum führen? Blöde Frage. Vermutlich die wenigsten unter Euch. Dennoch solltet Ihr mal nach Museum die Augen offen halten und weiterlesen, denn hier haben wir es mit einem echten Schmuckstück zu tun.

Okay, ein klein wenig bin ich schon von der reinen Aufmachung von Museum begeistert. Vincent Dutrait hat mal wieder tolle Arbeit geleistet und nicht nur das Cover zu einem echten Ausstellungsstück gemacht, sondern auch jede der weit über 200 Karten individuell und liebevoll illustriert. Natürlich ist auch klar, dass das wohl nur mit der Hilfe von Crowdfunding möglich ist, über das Museum vor einiger Zeit finanziert wurde.
Die Schattenseite bzw. das ganze hohe Niveau beim Jammern ist dann bei Kickstarterprojekten wie Museum aber, dass die Box einfach unfassbar groß geworden ist. Wenn man bedenkt, dass es sich bei Museum um ein reines Kartenspiel handelt und das gesamte Spiel auch in eine halb so große Packung gepasst hätte. Die Folgen davon sind fehlender Regelplatz in der eigenen Brettspielausstellung daheim und viel Platz für heiße Luft in der Packung selbst. Da hilft dann auch nur bedingt, dass es ein Tiefziehteil gibt, dass bereits Platz für Erweiterungen hat, die relativ günstig auf den Markt gebracht werden sollen (sind ja auch nur Karten). Aber wie gesagt - das ist wirklich Jammern auf hohem Niveau.


Spielerisch haben wir mit Museum ein Set-Collection Kartenspiel auf dem Tisch, bei dem wir versuchen unser eigenes Museum mit einer möglichst vollständigen Sammlung von Gegenständen einer gewissen Zivilisation oder von identischen Relikten aus unterschiedlichen Kontinenten zu bestücken. Das Herz dabei ist die offene Auslage, bei der ich auch außerhalb meines Zuges zugreifen kann, wenn ich den aktiven Spieler entsprechend belohne. 
Karten aus der Hand in mein Museum bekomme ich über andere Handkarten, mit denen ich für die auszulegenden bezahle und die Bezahlbaren ins Lager räume aus dem ich sie dann wiederum später hervorholen kann und ebenfalls ausstellen kann.


Museum ist an vielen Stellen sehr thematisch. Bei meiner aktuellen Ausstellung handelt es sich eher um eine fließende, als um um eine feste. Gegenstände wandern in die Ausstellung, andere wandern zunächst ins Lager, um dann später doch hervorgeholt, geputzt und ausgestellt zu werden. Der Grund für den ständigen Fluss im Spiel ist auch, dass man in Museum nicht 100% planen kann. Zwar gibt einem das Spiel bereits zu Beginn einen gewissen Schubbs in eine Richtung, indem es den Mäzen des eigenen Museums ins Spiel bringt, welcher Bonuspunkte für das Erreichen seiner ganz persönlichen Vorlieben gewährt, aber da das Aufdecken neuer Karten höchst zufällig ist und zudem noch andere Mitspieler Karten wegschnappen können (auch aus dem eigenen Lager), ist man in Museum oft dazu genötigt das Beste aus einer Situation zu machen.

Die Spieldauer von knapp 60 Minuten passt dabei aber zum Konzept. Es ist schnell gespielt und da macht es auch nicht viel aus, wenn mal eine Partie so richtig in den Sand gesetzt wird. In den nächsten Runde wird es dann schon besser laufen. Zufällige globale Ereignisse und persönliche Eventkarten setzen dann noch einen drauf in puncto Zufall. Spieler die damit nicht umgehen können, werden in Museum also nicht glücklich.


Ein Kritikpunkt aber Stärke zugleich in Museum ist die Endwertung. Diese kann anfangs zunächst sehr unübersichtlich klingen. Es gibt Punkte für verschiedene Sets und für deren Anordnung im eigenen Museum  Dabei müssen Nachbarschaften in der Ausstellung beachtet werden, Farben, Symbole, teilweise Punktwerte. Thematisch ergibt das alles Sinn. Diese Töpferschale eines Wikingerstammes aus Europa sollte natürlich neben den Töpferschalen der Stämme aus Afrika und Südamerika stehen, anstatt neben den Masken aus Australien. Die Masse der Wertungsmöglichkeiten bleibt aber dennoch zunächst übermächtig, sodass die ersten 2 Partien getrost als Lernpartien gewertet werden sollten.

Die Vielschichtigkeit der Wertungen ist aber zugleich Stärke von Museum  Es macht einfach alles thematisch Sinn. Hat man erst einmal das System verstanden, dann macht das Knobeln über die korrekte und bestmögliche Anordnung der Gegenstände aber auch höllisch Spaß, bei der man versucht noch den letzten Siedepunkt herauszupressen. Wer dann noch nicht genug hat, der spielt mit den erweiterten Museen, die nochmal völlig andere Gebäudeanordnungen haben und somit den Puzzleeffekt verstärken.

Museum ist ein wunderschönes Spiel mit einer komplexen Wertung, schnellem Spielablauf und hoher Interaktion, bei dem man bereits anfangs äußerst zielgerichtet spielen sollte, um nicht den Anschluss zu verlieren oder am Spielende nicht vor einer umperfekten Sammlung stehen zu müssen.

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Museum von Eric Dubus und Olivier Melison
Erschienen bei Holy Grail Games
Für 2 bis 4 Spieler in ca. 60 Minuten
Boardgamegeek Link


sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder aus dem Pressematerial des jeweiligen Verlages (hier Holy Grail Games)