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23.08.2019

Magic: The Gathering


Was kann ich eigentlich noch zu Magic: The Gathering sagen? Jeder, der sich in der Brettspielgemeinde bewegt, hat zumindest davon gehört. Und selbst wenn es jemanden gibt, der nichts davon gehört hat, so hat er sicherlich Spiele gespielt, die von den Mechanismen, die Richard Garfield mit Magic bereits 1993 implementierte, inspiriert wurden: Das Tappen (um 90° Rotieren) von Karten um anzuzeigen, dass sie benutzt wurden, das Bezahlen von Ressourcen um Karten spielen zu können, das Kombinieren von Karteneffekten um Kettenreaktionen auszulösen, kumulative Fraktionen und Farben u.v.m. Und bis heute, knapp 26 Jahre später, ist Magic: The Gathering das bekannteste und einflussreichste Sammelkartenspiel überhaupt. Immer noch werden jährlich neue Editionen veröffentlicht die neue Kreaturen, Mechanismen und Fähigkeiten mit sich bringen, die mehr Kombinationsmöglichkeiten und Spieltiefe bieten. Wer also mal ein Brettspiel gespielt hat, das auch Kartenspielelemente beinhaltet, kann zu 99% davon ausgehen, dass Einflüsse von Magic drinstecken; Ja so mächtig ist Magic!

Kein Wunder also, dass man nach all der Zeit und all den verschiedenen Karten den Überblick verliert, und es vor allem Anfängern schwerfallen sollte einen Einstieg in Magic zu finden. Das ist auch Wizards of the Coast, dem Verleger von Magic  bewusst und daher kommt dieses Jahr mit Spell Slinger ein sogenanntes Starter Set, das den Einstieg deutlich erleichtern soll. Daher richtet sich diese Rezension nicht an die Veteranen unter euch, die genau wissen welche Vorteile ein rot-schwarzes Drachendeck gegenüber einem grün-weißem Elfendeck hat, sondern an Diejenigen, welche schon mal von den Farben Weiß, Rot, Blau, Schwarz und Grün gehört und eine Partie Mau-Mau mit der Großmutter gespielt haben.


Magic ist, wie bereits erwähnt, ein Sammelkartenspiel. Im Vergleich zu einem Living Card Game, wo jeder zu jeder Zeit an jede Karte herankommen kann, indem er einfach das dazugehörige Core Set kauft, ist das bei einem Sammelkartenspiel nicht ganz so einfach. Zum einen muss man sich beim Kauf von sogenannten Boostern auf sein Glück verlassen die richtige Karte aus den 15 Zufälligen zu bekommen, zum anderen werden viele Karten nicht mehr gedruckt und müssen teuer ersteigert werden, wenn man denn vorhat ein bestimmtes Deck nach seinem Gusto aufzubauen. 

Um ein solches Deck aufbauen zu können, muss man sich zunächst mit dem gröbsten Detail befassen: Den Elementfarben. Jede Farbe hat eine individuelle Stärke bzw. einen Schwerpunkt, der sie vom Rest unterscheidet. Rot ist die Zerstörung und der direkte Angriff mit Kreaturen und Schadenszaubern. Um Rote Karten spielen zu können sind Landkarten (das sind die Ressourcen in Magic  des Gebirges notwendig. Grün steht, wie der Wald, der die notwendige Ressource bildet, für Wachstum und Stärke von mächtigen Kreaturen, die durch Zauberkarten noch größer und mächtiger werden. Blau beherbergt Wasser- und Luftkreaturen und Manipulationszauber die das Spielgeschehen verändern. Die blauen Ressourcen sind Häfen und fliegende Wasserinseln. Weiß symbolisiert Harmonie und Gleichgewicht, beherbergt Kreaturen mit einem ausgewogenen Preisleitungsverhältnis und schützt den Spieler durch Heil- und Schildzauber. Wüsten und Steppen sind weiße Länder. Schwarz, die letzte Farbe, verkörpert den Tod und das Verderben, Nekromanten und Kreaturen der Hölle, die zwar mächtig und günstig sind, jedoch oft auf Kosten der eigenen Gesundheit gespielt werden, sind hier zu finden. Tote Kreaturen und verbrauchte Zauber können aus dem Friedhof zurückgeholt werden. Die schwarze Ressource sind Sümpfe und Krypten. 


Die farblosen Karten lasse ich an dieser Stelle, der Einfachheit halber, mal außen vor.

Nun habt ihr also einen Überblick über die verschiedenen Elemente erhalten, diese sind das Herzstück von Magic  aber bei weitem nicht das komplexeste Element und auch nicht das entscheidendste. Viel wichtiger ist die Zusammenstellung von Kreatur-, Zauber-, Ausrüstungs- und Artefaktkarten, die alle miteinander harmonieren sollten um mächtige Combos ausspielen zu können. Diese verleihen eurem Deck am Ende die Farbe bzw. Farben. Anfänger können sich beispielsweise darauf fokussieren ausschließlich mit Drachenkreaturen zu spielen. Drachen verstärken und schützen sich gegenseitig, sind stark im Angriff und fliegend, das bedeutet sie können von Bodenkreaturen nicht geblockt werden. Es gibt weiße, blaue und rote Drachen, die zusätzlich zum Dracheneffekt den Effekt des Elementes beitragen. Fortgeschrittene Spieler achten darauf, dass alle ihre Karten aufeinander aufbauen unabhängig von Farbe und Kreatur. So kann der Schwerpunkt in jede beliebige Richtung gelenkt werden und Magic bietet hierfür unendlich viele Möglichkeiten aber auch Kopfzerbrechen, denn das Balancing in Magic ist, trotz der vielen Möglichkeiten, sehr gut gebalanced; Jede Karte und jedes deck kann und wird gekontert werden können. 


Um euch also das ganze Kopfzerbrechen zu ersparen, gibt es das Starter Set Spell Slinger, welches neben zwei individuellen Anleitungen, die beide Spieler an die Hand nehmen und Schritt für Schritt durch das Spiel führen und zwei original Magic: The Gathering Würfeln, bereits zwei vorgebaute Decks beinhaltet: Ein Weiß-Rotes und ein Schwarz-Grünes Deck. Das Weiß-Rote Deck spielt sich sehr schnell, da es Kreaturen und Zauber beinhaltet die wenig kosten. Außerdem können die meisten Kreaturen fliegen. Verteilt zwar nur geringen Schaden aber das in einer hohen Frequenz. Die Zauberkarten verleihen den eigenen Kreaturen mehr Stärke während sie die gegnerischen vom Kampf abhalten oder Zerstören. Das Deck beinhaltet außerdem zwei besonders mächtige Karten, die repräsentativ für die beiden Farben stehen.
Das Schwarz-Grüne Deck beinhaltet hauptsächlich starke dafür teure Kreaturen aber auch Karten, um die geflügelten Opponenten zu kontern. Hier merkt man, dass beim Zusammenbau der Decks sehr genau auf die Balance geachtet wurde, um ein möglichst ebenbürtiges Duell zu schaffen.
Außerdem finden sich im WR Deck Karten die sehr gut mit den Karten des GS Decks kombiniert werden könnten und umgekehrt. Das animiert zum Zusammenstellen eines dreifarbigen Decks.

Kommen wir nun endlich zum Spielablauf. Traditionell wird Magic in einem 1v1 Duell ausgetragen. Im Gegensatz zum asymmetrischen Netrunner, müssen sich bei Magic beide Spieler an dieselben Regeln halten. Das bietet zwar weniger Abwechslung, macht das Spiel aber überschaubarer und den Einstieg einfacher. Eine Spielrunde wird in fünf Phasen unterteilt. In der ersten Phase werden alle getappten Karten zurückgedreht und wieder einsatzbereit gemacht und eine Karte wird vom Deck gezogen. In der zweiten Phase kann ein Land gespielt werden und dann dafür benutzt werden um Kreaturen oder Zauber zu spielen. Die Länder werden dabei nicht abgelegt, sondern getapped und im nächsten Zug in der ersten Phase wieder enttapped. Die Dritte Phase ist die Kampfphase, ein Spieler ernennt seine Angreifer, der andere seine Verteidiger, dann werden die Werte gegneinander gerechnet, Kreaturen getötet und u.U. Lebenspunkte abgezogen. Sinken die Lebenspunkte eines Spielers auf null verliert dieser das Spiel. In der vierten Phase können weitere Kreaturen und Zauber gespielt werden. Die fünfte Phase beendet die Runde und der andere Spieler ist dran. Sogenannte Instant Zauberkarten fallen außerhalt dieser Phasenordnung, da sie jederzeit gespielt werden können, auch in der Runde des Gegners.


Wie bereits erwähnt haben manche Kreaturen neben den einmaligen Effekten, die durch bestimmte Aktionen und Ereignisse getriggert werden, auch permanente Attribute wie fliegend, Wachsamkeit, Eile, trampeln uvm. Diese Attribute stellen eine Ausnahme in den allgemeinen Regeln des Spiels dar. So gilt zwar allgemein, dass Kreaturen in dem Zug, in dem sie gespielt wurden nicht angreifen dürfen, Kreaturen mit dem Attribut Eile jedoch dürfen dies. Kreaturen mit Wachsamkeit müssen nicht getappt werden, wenn sie angreifen, und stehen so, in der gegnerischen Runde, zum Blocken zur Verfügung. All diese Tricks und Kniffe hat man aber relativ schnell gelernt, vor allem, wenn man schon mal ein ähnliches Spiel gespielt hat.

Ich hatte vor gut 15 Jahren das letzte Mal eine Magic Karte in der Hand gehalten und kann mich noch sehr gut an das damalige Gefühl erinnern, welches dieses Spiel in mir weckte. Es war eine Mischung aus Faszination und Sucht. Süchtig war ich vor allem nach dem perfekten Deck. Ich wollte unbesiegbar sein. Über Wochen saß ich am perfekten Deck, um dann im Duell doch auf ein noch besseres zu treffen. Ich verkaufte und tauschte Karten. Ich kaufte, mit gekreuzten Fingern, Booster von meinem restlichen Taschengeld, um meist traurig und enttäuscht den Inhalt zu betrachten dann aber eine neue Strategie zu überlegen und die Karten doch irgendwie in mein Deck einzubauen. Es war eine Hingabe an dieses Spiel, eine Hingabe die bis heute kein anderes Spiel aus mir herauskitzeln konnte. Und als ich nun, nach 15 Jahren, wieder spielen konnte, wurde dieses Gefühl wieder wach. Ich habe wieder Lust Magic zu spielen. Ich habe wieder Lust nächtelang am Deck zu feilen und es zu optimieren. 


Allen die schon länger mit dem Gedanken spielen Magic ausprobieren zu wollen, kann ich dieses Starter Kit wärmstens ans Herz legen. Man bekommt ein sehr gutes Gefühl dafür was Magic: The Gathering für ein Spiel ist. Danach hat man zwar vielleicht 5% von dem Ganzen gesehen was in Magic steckt, aber für dieses Preis-Leistungsverhältnis lohnt es sich alle Male. Wer jedoch gerade intensiv Living Card Games a la Netrunner spielt, den wird dieses Starter Kit höchstwahrscheinlich nicht überzeugen können, da es hier nichts Neues zu finden geben wird. Ich weiß, dass ich hier zu einem gewissen Punkt Äpfel mit Birnen vergleiche, aber ich finde, dass sich Magic den Vergleich gefallen lassen muss, da in meinen Augen Netrunner vielleicht nicht das bessere aber das zeitgemäßere Spiel ist. Netrunner ist instant Spaß aus der Box mit vielen Möglichkeiten zum Deckaufbau und einem asymmetrischen Spielgefühl, das für sehr viel Abwechslung sorgt. Magic ist dagegen eher konservativ, fordert viel Engagement, Zeit und vor allem Geld, belohnt einen jedoch mit einem einzigartigen Erlebnis das über die Partie hinausgeht und zu mehr als einem Hobby wird.
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Magic: The Gathering von Richard Garfield
Erschienen bei Wizards of the Coast
Für 2 Spieler in ca. 20 Minuten
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier Wizards of the Coast)