Als Familienvater stellt man sich hin und wieder die Frage, wie man die Kinder an die interessanteren Spiele heranführen kann, denn auf Dauer ist ein Lotti Karotti dann doch ein wenig eintönig. In der Regel sind dann aber Spiele ab 8 bzw. 10 Jahren (und aufwärts) natürlich mit einem Haufen Mechaniken belastet, was jüngere Kinder erstmal überfordert. Aber zum Glück gibt es ja auch Spiele, die einzelne Mechaniken nehmen und diese nun kindgerecht näher bringen. Dazu gehört auch Little Battle von LOKI. Das Spiel ist für 3-5 Spieler ab 5 Jahren geeignet und zeigt den Kinder „Drafting“ und „Stiche“.
Thematisch stellen wir uns eine Crew aus Wikingern zusammen, die am Strand auf Schatzsuche geht und die wertvollsten Kisten an sich reißen möchte. Der Spieler mit den meisten Münzen am Spielende gewinnt das Spiel.
[Aufbau]
Jeder Spieler wählt ein Schiffplättchen mit der gewünschten Farbe und legt dieses vor sich aus. Dann werden alle Karten mit einer Schatztruhe (die gibt es in 3 Farben) gemischt und gleichmäßig auf zwei Stapeln verteilt (mit der Schatzkistenseite nach oben). Zur besseren Trennung, kann man den Spielschachtelboden (auch Schlafstätte genannt) zwischen diese Stapel stellen.
Dann werden alle restlichen Karten (potentielle Crew-Mitglieder) gemischt und jeder Spieler erhält fünf Stück. Die jetzt noch übrig bleiben kommen in die „Schlafstätte“.
[Ablauf]
Eine Spielrunde läuft in zwei Phasen ab. Zunächst müssen wir in Phase 1 unsere Abenteurer anheuern. Hierfür sucht sich jeder Spieler immer eine Karten aus, legt diese verdeckt auf sein Schiff und gibt die restlichen seinem linken Nachbarn. Ganz klassisches Karten-Drafting also. Dies wiederholen wir so lange, bis jeder Spieler fünf Stück auf seinem Schiff liegen hat.
In der zweiten Phase, dem „Goldrausch“, versuchen wir nun die Schatzkisten zu ergattern. Gleichzeitig legt jeder Spieler dafür eine Karte aus seiner Hand verdeckt zu einer der beiden Schatztruhen. Wichtig ist hierbei wirklich, dass dies gleichzeitig geschieht, legt jemand deutlich verzögert, darf er in dieser Auswertung nicht teilnehmen.
Auswertung? Genau! Jede Schatztruhe hat, wie erwähnt, eine Farbe und kann nur von Crew-Mitgliedern der gleichen Farbe ergattert werden. Wir drehen also unsere gespielt Karte um. Befinden sich nun mehrere Abenteurer einer Farbe bei einer Truhe, bekommt der Spiele mit dem höchsten Wert diese und kann sie nun verdeckt unter sein Schiff legen. Der Clou: die nächste Truhe, die nun zum Vorschein kommt, kann von den restlichen Abenteurern abgestaubt werden, wenn denn die Farbe passt. Haben die Abenteurer keine passende Truhe, kommen sie „ungenutzt“ in die Schlafstätte und eine neue Runde beginnt, bei der jeder Spieler ein neues Crew-Mitglied zu einer der Truhen schickt.
Gespielt wird so lange, bis ALLE Schatztruhen verteilt wurden. Sollten dabei die Crew-Mitglieder ausgehen (und das wird es), werden alle aus der Schlafstätte neu gemischt und wieder jedem fünf verteilt.
Wenn alle Truhen verteilt sind, nimmt sich nun jeder Spieler diese und prüft den Inhalt der Rückseite. Es gibt verschiedene Münzenanzahlen auf der Rückseite und mit Pech auch leere Kisten. Der Spieler mit den meisten Münzen ist der Sieger.
[Erweiterung]
Um es noch ein wenig reizvoller zu machen, gibt es für jede Farbe bzw. Tierart noch einen Anführer, die alle unterschiedliche Sonderfähigkeiten haben.
Der blaue Papageien-Anführer darf sich noch die Truhe unter der blauen Truhe, die er nehmen durfte, nehmen. Egal welche Farbe sie hat. Problem: Anführer haben den Wert Null und müssten schon als einzige blaue Karte an der Truhe liegen.
Der gelbe Leoparden-Anführer darf die Truhe der Farbe nehmen, die vor ihm von seinem Stapel genommen wurde. Hat also z.B. einer roter Abenteurer die Truhe nehmen können, darf der Leoparden-Anführer nebst einer gelben, nun auch eine rote Truhe nehmen.
Der rote Nashorn-Anführer vertreibt alle anderen Abenteurer mit einem Wert von 3 oder mehr an der Truhe und ist dann mehr oder weniger für sich allein.
[Fazit]
Als Brettspiel-Vielspieler tut man sich nun ein wenig schwer mit einer fairen Wertung. Das Spiel erledigt auf jeden Fall seinen Job. Kindern wird Drafting nahe gelegt und danach werden quasi Stichrunden gespielt, bei denen die Truhe die Trumpffarbe vorgeben. Das funktioniert auch und kann auf jeden Fall unterhalten.
Aber das Spiel benötigt auf jeden Fall 4 Spieler, wenn nicht sogar die 5. Zu dritt funkt es einfach nicht. Viel zu häufig kann ein Spieler sich allein an eine Truhe platzieren und bekommt diese ohne Widerstand. Es fühlt sich in diesem Moment irgendwie nicht rund an. Umso spaßiger ist es, wenn 5 Karten an einer Truhe liegen. 4 davon entsprechend der Truhe, der höchste bekommt die Truhe und darunter liegt eine Truhe in der Farbe der fünften Karte! BÄÄM! Glücksgefühl und Spaß!
Klar, wenn man jetzt nur mit einem Stapel arbeiten würde, dann wäre man relativ schnell eingeschränkt in seinen Möglichkeiten, liegt dort eine gelbe Truhe und ich habe kein gelbes Crew-Mitglied, kann ich nichts weiter machen, außer spekulieren und hoffen.
Ich glaube, ich hätte es noch besser gefunden die Anzahl auf bis zu 6 wenn nicht sogar 8 Spieler hochzuschrauben. Für Kinder wäre es vielleicht etwas wuselig, aber für ältere Spieler wäre es deutlich reizvoller. Das ist aber das, was ich eingangs meinte: für Kinder reicht es und sie haben dennoch ihren Spaß, dann aber mit 4 oder 5 Spielern.
Das Material ist hervorragend, auch die Schachtel mit richtiger Größe. Anleitung ist ebenfalls gut geschrieben. Wobei ich mich wundere, warum es keine weiteren Draftings gibt, wenn man seine fünf Handkarten gespielt hat. Oder hab ich das falsch verstanden?!?!
Das Design ist ebenfalls gelungen und kindgerecht, mich holen die 3-D-Cartoons zwar nicht so ab, aber ich bin ja auch nicht die Zielgruppe. Das Thema ist natürlich ziemlich aufgesetzt und würde in der Spielbeschreibung nicht stehen, dass es sich um Wikinger handeln soll, hätte ich es, glaub ich, nie erkannt.
Es bleibt also festzuhalten: einfaches Kinder-Kartenspiel um Drafting nahezulegen. Für eine gewisse Zeit bringt es Spaß, bleibt aber dann doch zu wenig in Erinnerung. Aber für 9€ auf keinen Fall ein Fehlkauf. Dennoch gibt es aus der aktuellen LOKI-Saison ein Spiel was ich deutlich mehr empfehlen würde. Mehr dazu, dann in dieser Rezension (Tipp: Es wird nass…).
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Little Battle von Leaondra Berthelot und Dorian Berthelot
Erschienen bei LOKI
Erschienen bei LOKI
Für 3 bis 5 Spieler in ca. 15 Minuten
Boardgamegeek Link
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sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder aus dem Pressematerial des jeweiligen Verlages (hier LOKI)