Lernspiele haben ja immer ein Problem: Sie sollten eigentlich als Familie gespielt werden (zumindest am Anfang, damit das Lernen überhaupt einsetzen kann), jedoch machen sie Personen über dem entsprechenden Lernalter in der Regel keinen Spaß oder sie müssen sich sogar komplett zurücknehmen und bewusst verlieren, damit die Kids nichts Negatives mit dem Spiel verbinden. Eine schwierige Situation also.
Die hier vorliegenden beiden Rabenspiele sind vor diesem Problem nicht wirklich gefeit, schaffen es allerdings spielerisch, eine gute Balance zu halten. Aber fangen wir mal mit den Zahlen an:
Es werden 50 Karten mit den Zahlen von 1 bis 50 ausgelegt. Ein Spieler (der „Rabespieler“) sucht sich eine der Zahlen aus und schreibt sie geheim auf einen Zettel. Der Rest der Runde muss nun diese Zahl erraten, indem sie reihum auf eine Karte tippen. Ist es die richtige Karte, bekommt der Spieler diese als Gewinn. Ist es die falsche, wird sie umgedreht. Auf der Rückseite stehen Fragen, die der Rabespieler beantworten muss. Hierdurch ergeben sich Hinweise auf die richtige Zahl, so dass die Spieler nicht einfach blind irgendwo hin tippen müssen, sondern mittels Ausschlussverfahren schließlich treffsicher zur richtigen Lösung gelangen können. Die Fragen sind dann beispielsweise „Ist die Zahl größer als …“, „Ist die Zahl ungrade?“, „Liegt sie im Bereich von … bis…“. Wer als erstes drei Zahlen gewonnen hat, gewinnt.
Da das Spiel ab 6 Jahren empfohlen wird, hätten wir uns für Erstklässler eine Variante bis zur Zahl 20 gewünscht. Da hierfür allerdings eigene Karten notwendig wären, lässt sich dies verschmerzen. Alles in allem ist Zahlenraten nämlich eine wirklich schöne und spielerische Einführung in das Thema Zahlenverständnis und es ist absolut keine Qual, dies mit den jüngsten zu spielen.
Ähnlich verhält es sich bei der Buchstabensuche, wenn auch mit (logischerweise) anderen Regeln. Hier gibt es diverse Karten auf denen jeweils zwei Motive sowie zwei Buchstaben abgebildet sind (insgesamt 23 verschiedene Kombinationen). Nun gibt es drei verschiedene Varianten, das Spiel zu spielen, allerdings immer mit dem gleichen Ziel: Finde Paare, bei denen einer der Buchstaben der einen Karte der Anfangsbuchstabe eines der Motive der anderen Karte ist. Und damit auch die jüngeren Mitspieler direkt von Anfang an Bescheid wissen, gibt es eine schöne Übersicht aller Motive samt ihren zugehörigen Anfangsbuchstaben.
Kommen viel also zu den Varianten:
Bei Variante A bekommt jeder drei Handkarten und drei Karten werden offen in die Tischmitte gelegt. Nun wird reihum versucht mit je einer Hand- und einer Tischkarte ein entsprechendes Paar zu bilden. Gelingt dies, wir der betroffene Buchstabe bzw. das Motiv der Tischkarte mit einem Chip abgedeckt und kann somit von anderen nicht mehr genutzt werden. Die eigene Karte verbleibt auf der Hand. Kann man kein Paar bilden, scheidet man aus der Runde aus. Wer als letztes übrig bleibt, legt eine seiner Handkarten als Belohnung zur Seite und es startet eine neue Runde, wobei alle Spieler ihre Handkarten behalten (der Sieger der vorherigen Runde spielt also mit weniger Karten) und nur die Tischkarten ausgetauscht werden. Das Spiel endet, sobald ein Spieler gewonnen hat….und dies macht er, indem er seine letzte Handkarte als Belohnung weggelegt hat.
Bei Variante B mimt der älteste Spieler den Spielleiter und darf aber auch selbst mitspielen. Er legt eine Karte offen aus und nimmt die restlichen als verdeckten Stapel auf die Hand. Dann deckt er eine zweite Karte auf und legt sie neben die erste. Die Spieler suchen nun nach einem passenden Paar und rufen das Ergebnis aus. Passt nichts, wird die nächste Karte ausgelegt. Wer zuerst ein passendes Paar ausgerufen hat, gewinnt alle ausliegenden Karten bis auf eine. Nach dem letzten gefundenen Paar endet das Spiel und es gewinnt, wer die meisten Karten hat.
Bei Variante C zu guter Letzt werden die Chips unter allen Spielern aufgeteilt und es werden 8 Karten verdeckt auf den Tisch gelegt. Anschließend werden alle Karten aufgedeckt und die Spieler versuchen gleichzeitig, Paare zu finden. Wer eins findet ruft dieses aus und legt einen Chip auf den verwendeten Buchstaben. Es gewinnt, wer als erstes keine Chips mehr hat.
Wie man sieht, spielen sich alle drei Varianten durchaus sehr unterschiedlich. Grundsätzlich hilft das Spiel natürlich wenig dabei, wirklich mit Buchstaben umgehen zu können, sondern ist eher ein „Mustererkunnungsspiel“, das dabei hilft, die Kleinsten überhaupt an das Thema heranzuführen. Insofern macht es vor allem für Erstklässler oder eher sogar Vorschulkinder wirklich Sinn und sicherlich auch Spaß. Für die etwas älteren Kinder wird es schnell langweilig, diese sind aber auch nicht die Zielgruppe dieses Spiels.
Zusammenfassend sei zu beiden Spielen nochmal gesagt, dass die gewohnte Amigo-Kartenqualität auch hier wieder vollends eingehalten wird. Alle Karten sind zweckmäßig gestaltet, also weder zu überfrachtet noch zu vereinsamt und stabil genug, um so einige Partien durch Kinderhände laufen zu können.
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Der kleine Rabe Socke - Zahlenraten und Buchstabensuche
Erschienen bei Amigo Spiele
Für 2 bis 5 Spieler in ca. 20 Minuten