"Der Gast bestellt eine Wurst mit Kraut" - "Wir haben aber keine Wurst und kein Kraut mehr!" - "Egal! Macht was! Hauptsache die Leute haben was im Bauch!" - "Öhm... ok!"
Und schon landen Schweineschwänze, Jeanshosen und Zinnsoldaten im Fleischwolf und werden zur ansehnlichsten Wurst im ganzen Land. So in etwa könnt ihr euch das Setting in dem aktuellen Kickstarter-Spiel Soviet Kitchen Unleashed vorstellen. Wir befinden uns kurz nach dem 2. Weltkrieg in Russland und es herrscht akute Hungersnot, also kommt in die Töpfe was der Haushalt so hergibt, aber Obacht, bitte nicht die Soldaten vergiften, auch wenn sie schon sehr resistente Mägen besitzen.
Soviet Kitchen ist bereits im letzten Jahr auf der Spiel erschienen und erhält nun mit Unleashed eine neue Edition mit Verbesserungen. Es handelt sich dabei um ein Hybrid aus Smartphone und Kartenspiel, daher auch der Verlagsname HYBR. Die auf den Bildern gezeigte Version ist ein Prototyp der neuen Edition und entspricht nicht dem fertigen Produkt und auch die App ist noch nicht komplett. Es können 1-4 Spieler mitspielen und wird bereits von 9 von 10 Lenins empfohlen ;-)
[Aufbau]
Im Karton befinden sich fünf kleine Pakete, wobei das Startpaket mit Abstand das größte ist. Die weiteren dürfen wir erst auf Anweisung der App öffnen. Auf dem Smartphone laden wir die Soviet Kitchen und öffnen diese. Hier können wir uns für eine Kampagne oder für Challenges entscheiden. Die App selbst erzählt einem dann immer was zu tun ist, im Regelfall wird je nach Spielerzahl jedem Spieler eine gewisse Anzahl Karten ausgehändigt. Die Rückseiten wirken zunächst identisch, wenn man aber ganz genau hinsieht, stellt man fest, dass jede Karte ein anderen QR-Code hat, dies fällt im Spiel aber nicht wirklich auf und wenn doch dann ist man wohl eine Art "Rainman".
[Ablauf]
Mit Starten des Spiels in der App wird alles über die App vorgegeben, wobei das Prinzip auch mehr als einfach ist. Wir bekommen eine Vorgabe welches Gericht wir kochen sollen und jeder Bestandteil eines Gerichts hat eine unterschiedliche Farbe. Nach und nach kochen wir nun die einzelnen Bestandteile und versuchen diese nachzubilden. Wird z.B. eine rote Wurst gewünscht, schmeißt nun jeder Spieler eine Zutat in den Fleischwolf, so dass die Mischung dieser Farben so nah wie möglich an die Vorgabe kommt. Aber aufgepasst: die meisten Zutaten sind z.T. giftig und davon sollte man dann nicht zu viel verwenden und im Laufe des Spiels sind welche sogar radioaktiv.
Je Runde wird in Prozent angegeben wie nah unser Farbton an die Vorgabe herankommen muss. Und bevor nun jeder eine Zutat in den Fleischwolf schmeißt, sollte man sich gut absprechen, welche man wählt, ansonsten haben wir blitzschnell ein Ergebnis welches der Vorgabe nicht entspricht und vom Gast abgelehnt wird oder wir haben ein Gericht, welches so giftig ist, dass unser Gast stirbt. Bei 4 Spielern ist das mit 4 Zutaten schon eine Herausforderung.
Im Laufe der Kampagne werden die Vorgaben immer schwieriger und wir spielen so lange bis wir alle Leben verloren haben oder halt alle Vorgaben erreicht haben. Im Deck befinden sich auch noch Sonderkarten, wie z.B. eine Hammer- und eine Sichel-Karte, die kombiniert immer die richtige Farbe ergeben, aber auch recht giftig sind. Oder die Matroschka, wenn davon 2 hintereinander gespielt werden, setzt sich der bisherige Gift-Wert wieder zurück. Schön ist im Laufe des Spiels auch der Wunderpilz (Magic Mushroom), der einem eine zufällige Farbe aus einem dargestellten Spektrum in die Mischung gibt, man somit vorher nicht 100% weiß, ob es passt oder nicht.
Ihr merkt schon, schnell erklärt und begriffen.
[Fazit]
Ja, was soll ich sagen, dass Thema von Soviet Kitchen ist schon ziemlich speziell auch die Gestaltung würde ich als außergewöhnlich bezeichnen. Klar, hier stehen die Farben im Vordergrund. Bei manchen Motiven hatte ich zwar meine Probleme zu erkennen was das sein soll (Zehennägel, Walfett), aber dafür steht dass dann ja auch immer auf der Karte. Wer meint, dass man ja immer sagen könnte, was man auf der Hand hat um zu wissen welche Farbe das ist, liegt leider falsch, denn die Objekte kommen mehrmals vor, aber mit unterschiedlichen Farbabstufungen. So gibt es die Jeans z.B. in Dunkel- und in Hellblau.
Genau das macht aber auch den Reiz des Spiels aus, denn hier kämpft man darum, die Farbe der Zutat so genau wie möglich zu umschreiben, damit man zusammen am besten entscheiden kann, welche Kombination zum Erfolg führt. Das heißt, wir haben hier einen nicht geringen Rede-Anteil im Spiel, der einem bewusst sein sollte.
Das Abscannen der Zutaten klappt sehr gut und es ist immer wieder spannend die Auswertung zu beobachten. Wenn man sich vorher erzählt was da so alles in den Fleischwolf kommt, führt das schon zum einen oder anderen Lacher.
Wer auf der Suche nach einem schnellen und lustigen Kartenspiel als Auftakt oder Absacker eines Spieleabends ist, sollte auf jeden Fall mal einen Blick riskieren. Das Thema ist unverbraucht und die Mechanik ist ebenfalls neu und funktioniert erstaunlich gut. Der Preis von ca. 17 € ist vollkommen in Ordnung.
Wir drücken auf jeden Fall die Daumen für eine erfolgreiche Kampagne (sieht schon gut aus) und sind gespannt, was uns HYBR in Zukunft noch so bieten wird.
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Soviet Kitchen Unleashed von Andreas Wilde
Erschienen bei HYBR
Erschienen bei HYBR
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder aus dem Pressematerial des jeweiligen Verlages (hier HYBR)