Man kommt ja mittlerweile nicht mehr umhin zu merken, dass „Lamas die neuen Einhörner“ sind, da letztere bereits japsend und quasi totgeritten in den Regalen versauern…marketingtechnisch brauchte man einfach ein neues Symbol…und irgendwer hat dann halt die Lamas für sich (und eben auch viele andere entdeckt). Nun gut, sei’s drum, auch wenn sie keine magischen Kräfte besitzen. Immerhin stammt das Ganze von Reiner Knizia und ist schon allein deswegen einen Blick wert.
Daher war es ja eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis diese neu-werbekräftigen Tiere auch an prominenter Stelle auf einem Brett- bzw. wie hier eben Kartenspiel erscheinen. Und wenn man dann in dem schnöden Tiernamen noch direkt das Spielziel verstecken kann, hat das Ganze auch noch etwas Praktisches im Sattel. L.A.M.A. steht hier nämlich für „Lege Alle Minuspunkte Ab“ und beschreibt sowohl das Spielziel als auch das zentrale Element der Spielregeln bereits treffend.
Nachdem wir nun also die Regeln umfassend beleuchtet haben…nein, ganz so einfach ist es nicht, doch eigentlich nahe dran. L.A.M.A. ist nämlich sehr flott erklärt, da es auf Bekanntem aufbaut und kann daher in Windeseile startklar werden: Die in der Box befindlichen Karten werden gemischt und jeder erhält sechs Handkarten, die man sich ansehen darf. Die restlichen Karten kommen als verdeckter Nachziehstapel in die Tischmitte und die oberste Karte wird aufgedeckt. Beginnend beim jüngsten Mitspieler darf nun reihum jeder Spieler eine Karte auf die bereits mittig offen liegende(n) Karte(n) ablegen, sofern die eigene Karte den gleichen Wert oder einen um eins höheren Wert besitzt. Sprich nach 4 kommt 5 dann 6 dann Lama (natürlich!) und dann geht es wieder bei 1 los. Kann oder möchte man nichts ablegen darf man entweder eine Karte nachziehen (sofern es noch etwas zum nachziehen gibt) oder aber aus dem laufenden Durchgang aussteigen. Der Durchgang endet, wenn ein Spieler keine Handkarten mehr hat oder alle Spieler ausgestiegen sind. Wer in seinem Durchgang von allen verlassen wurde, darf nicht mehr nachziehen.
Ist ein Durchgang beendet, wird abgerechnet. Für jede auf der Hand vorhandene Zahl gibt es einmalig(!) die entsprechenden Minuspunkte. Hat man also noch 3 5er-Karten auf der Hand erhält man 5 Minuspunkte. Die Lamas zählen dabei als 10 Minuspunkte. Die Punkte werden durch kleine Chips in schwarz und weiß vergeben. Weiße Chips stellen einen, schwarze zehn Minuspunkte dar. Dabei dürfen jederzeit 10 weiße gegen einen schwarzen Chips getauscht werden. Und das ist wichtig: denn hat man es geschafft, seine komplette Hand abzulegen, darf man einen beliebigen eigenen Chip zurück in den Vorrat legen.
Nun wird noch geschaut ob ein Mitspieler 40 Minuspunkte erreicht hat. Wenn ja, endet das Spiel und der Loser steht direkt fest (der mit den 40 Minuspunkten natürlich). Ansonsten beginnt nun ein neuer Durchgang. Am Ende gewinnt, wer die wenigsten Minuspunkte vor sich liegen hat.
Die Karten machen Amigo-Typisch einen ordentlich stabilen Eindruck und sollten viele Partien durchhalten. Bei den Chips handelt es sich um unspektakuläre Plastikteile, die zweckmäßig und ausreichend stabil sind. Optisch macht das ganze einen durchaus netten, aber unspektakulären Eindruck. ABER: Das muss es meiner Meinung nach aber gar nicht, denn was bei einem derart schnellen Kartenspiel zählt, ist nur eins: die Kurzweiligkeit bzw. der Spielspaß. Und hier macht das Spiel absolut alles richtig:
Jeder Durchgang spielt sich mit sämtlichen Altersklassen flott und selbst ein frühes Aussteigen führt dank der begrenzten Handkarten nie zu Langeweile, zumal hier weder tiefgründiges Nachdenken noch Taktieren gefordert sind (außer bei den Fragen: nachziehen oder aussteigen? sowie: bekomme ich noch einen Minuspunkt hin, damit die 10 voll sind?). Im Kern ist L.A.M.A. aber natürlich nichts anderes als ein Glücksspiel, das aber Dank der einfachen Regeln und dem leicht zu erlernenden Spielprinzip sowohl als Kinder-, als auch als Familienspiel, sowie auch für die Altherrenrunde als Fillergame bestens geeignet ist…und irgendwie süchtig macht….und insofern auch zu Recht fürs „Spiel des Jahres“ nominiert wurde.
Und außerhalb jeder Wertung: Dank der kleinen Verpackung und des günstigen Preises ist es auf jeden Fall schon mal das Urlaubs-Reise-Spiel des Jahres!
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LAMA von Reiner Knizia
Erschienen bei Amigo Spiele
Für 2 bis 6 Spieler in ca. 15 Minuten