Seit Anbeginn der Zeit wird in meiner Familie Kniffel gespielt und nie hätte ich es für möglich gehalten, dass das Konzept des Würfelns und dem darauf folgenden Aufschreiben von Punkten in modernen Brettspielen wiederzufinden wäre. Wie sehr sollte ich mich irren: Eine wahre Flut an Roll&Writes ergießt sich mittlerweile auf den Markt und nicht wenige davon sind auch noch außerordentlich gut.
Ganz Schön Clever war vor einem Jahr meine Einstiegsdroge in dieses Genre und seitdem konnte ich von derlei Spielen nie genug bekommen. Der beiliegende Block war schnell leer gespielt und gerade rechtzeitig präsentiert Shooting-Star Wolfgang Warsch den Nachfolger Doppelt so clever. Und natürlich stellt sich mir die Frage: Ist das Spiel auch doppelt so gut wie sein Vorgänger?
Im Kern ist das Regelwerk nahezu identisch geblieben: Bis zu vier SpielerInnen würfeln nacheinander mit den sechs verschiedenfarbigen Würfeln, um mit deren Ergebnissen Punkte in den farblich dazu passenden Disziplinen zu ergattern. Wer nach je nach SpielerInnenzahl unterschiedlich vielen Runden die meisten Punkte erzielen konnte, gewinnt. So weit, so Kniffel (mehr oder weniger).
Es gibt aber einige Kniffe (Ha!), die das Ganze noch etwas spannender machen. Hat man sich nach einem Wurf für einen Würfel entschieden und wertet diesen, werden alle Würfel, die einen niedrigeren Wert aufweisen, beiseite gelegt. Da man in einem Zug drei Würfel werten darf, sollte man darauf achten, auch für den dritten Wurf noch welche übrig zu haben. Die beiseite bzw. auf das „Silbertablett“ in der Spieleschachtel gelegten Würfel dürfen am Ende des Zuges noch von den anderen SpielerInnen genutzt werden, dann ist der/die nächste an der Reihe.
Doppelt so clever unterscheidet sich vom Vorgänger primär durch das komplett überarbeitete Punkteblatt, das gänzlich neue Herausforderungen bietet. Tatsächlich fühlen sie sich auch deutlich anspruchsvoller an und selbst Veteranen des Vorgängers müssen sich in die neuen Zusammenhänge und Synergien einfühlen. Gab es im Vorgänger noch eine Zeile, in die man letztlich jeden Wert des entsprechenden Würfels eintragen konnte und so im Laufe der Zeit unterschiedliche Boni erspielen konnte, muss nun etwa darauf geachtet werden, eine Mindestaugenzahl zu erreichen, um den entsprechenden Bonus zu erhalten. Neulinge sollten daher mit dem etwas zugänglicheren Vorgänger einsteigen.
Natürlich erlauben Sofort-Boni wieder Kettenreaktionen, durch die in den verschiedenen Disziplinen sehr schnell auf sehr befriedigende Art und Weise Punkte erzielt werden können. Die Aktionen, mit denen man einen Wurf wiederholen oder am Ende des Zuges zusätzliche Würfel werfen kann, sind ebenfalls wieder mit dabei. Neu kommt hier allerdings die Aktion hinzu, mit der man auf das Tablett gelegte Würfel wieder zurückholen darf. Zuletzt feiert auch der Fuchs seine Rückkehr: Einmal freigeschaltet ist jeder Fuchs am Ende so viele Punkte wert wie die schlechteste eigene Disziplin. Wer also gleichmäßig gut Punkte macht und viele Füchse erspielt, hat die besten Aufsichten auf den Sieg.
Das sich dabei entwickelnde Geknobel ist sehr kurzweilig und passives Nichtstun hält sich in Grenzen, auch wenn sich Profis gern mal noch länger als Anfänger Zeit lassen, um den optimalen Spielzug vorzunehmen. Es mag außerdem der Tatsache geschuldet sein, dass Doppelt so clever bereits der zweite Teil der Reihe ist, dass es sich nicht mehr so frisch und auch nicht so rund wie der Erstling anfühlt.
Doch dürfte es die beste Entscheidung gewesen sein, mit der Fortsetzung die ausgehungerten Fans von Ganz Schön Clever abzuholen und ihnen neue, anspruchsvollere Aufgaben zu kredenzen. Auch Doppelt so clever überzeugt und reiht sich ein in das weiterhin großartig bleibende Gesamtwerk von Wolfgang Warsch. Es darf gerne noch einen dritten Teil geben!
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Für 1 bis 4 Spieler in ca. 30 Minuten
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