Yo-Ho-Ho und `ne Buddel voll Rum!
Die Skelit’s Revenge, das wohl gefürchtetste Schiff der sieben Weltmeere, liegt vor uns! Brennend und vom Kampfe geschwächt können uns Kapitän Fromm und seine Skelett-Crew nicht mehr viel entgegensetzen – nun ist unser Moment gekommen: Ab in die Wanten, ihr Landratten und macht euch bereit zum Entern!
Anders als der Titel des kooperativen Spieles, Dead Men Tell No Tales, vermuten lässt, hat dieses Piraten-Kleinod absolut nichts mit dem Franchise von Fluch der Karibik zu tun. Auch war es zeitlich gesehen vor dem Film da, denn es erschien bereits 2015. In diesem Spiel sind wir die Besatzung eines Piratenschiffes und haben die Seeschlacht gegen die Skelit`s Revenge gewonnen. Nun liegt es an uns, ob wir diese auch entern können und es mit satter Beute wohlbehalten zurück in unser Schiff schaffen. Dabei gilt es diverse Hindernisse zu überwinden. Zum einen steht die Skelit`s Revenge in Flammen und könnte jeden Moment explodieren, zum anderen müssen wir auch noch mit der Crew des Schiffes kämpfen. Und – als wäre dies alles noch nicht genug – wird uns am Ende des Tages unsere eigene Erschöpfung umbringen, wenn wir zu hart und unnachgiebig entern. Also gebt Acht!
In Dead Men Tell No Tales übernehmen zwei bis fünf Spieler die Geschicke von Piraten, welche die Skelit`s Revenge kapern wollen. Dabei starten die Spieler mit einem kleinen Ausschnitt des Schiffes, welches sie Runde für Runde durch weiteres Aufdecken von Schiffteilen erkunden. Der Zug eines Spielers sieht nun wie folgt aus: zunächst wird eine neue Schiffskarte aufgedeckt und beliebig an das Schiff angelegt. Darauf werden alle relevanten Marker platziert. Der Spieler macht seinen Zug und am Ende wird eine Skelit`s-Revenge-Karte gespielt. Diese erhöht die Brandstufe im Schiff, lässt neue Matrosen erscheinen oder bewegt die Crew-Mitglieder. Anschließend ist der nächste Spieler an der Reihe.
Im eigenen Zug hat man die Wahl zwischen mehreren Aktionen, welche jeweils einen Aktionspunkt – repräsentiert durch Münzen – kosten. Diese gehen von Laufen, über Rennen, bis zum Erhöhen der eigenen Kampfstärke oder dem Töten von Matrosen. Ein wirklich genialer Kniff des Spieles ist es, dass man nicht verbrauchte Aktionspunkte an den nächsten Spieler weitergeben kann – ein wirklich sehr kooperatives Element. Dies führt dazu, dass es sogar nützlich für alle sein kann, wenn man selbst wenig macht, damit der nächste umso mehr tun kann – Brilliant!
Gefühlt startet dieses Spiel sehr leicht und wird mit zunehmenden Räumen immer schwieriger. Zu Beginn ist es leicht, das Feuer in den wenigen Räumen und die Matrosen darin unter Kontrolle zu halten, was sich gegen Ende des Spieles als äußerst hart gestaltet. Auch fühlt man sich schon sehr piratig, wenn man Säbel aufheben, um sich stärker zu machen, oder Rum trinken kann, um sein Erschöpfungslevel zu drosseln. An dieser Stelle sei schon einmal gesagt, dass dieses Spiel sein Thema äußerst ernst nimmt und man dies als Spielspaß zu spüren bekommt.
Trotz allen Lobes hat das Spiel die ein oder andere kleinere Schwäche. Wie so viele kooperativen Spiele, hat auch Dead Men Tell No Tales ein Alpha-Leader-Problem. Da dieses jedoch ein von den Spielern abhängiges Problem ist, können sich die Spieler, die das Spiel schon kennen, auch schlicht zurücknehmen und ihre Mitspieler denken lassen. Diese werden den Dreh schon selbst herausbekommen. Ein weiteres Problem meines Erachtens nach ist das Balancing der einzelnen Charaktere. Jeder hat da so seine Spezialfähigkeiten, welche für das Spiel auch äußerst nützlich sind. Dennoch kann man leicht das Gefühl bekommen, dass der Mitspieler durch seine Spezialfähigkeit andauernd ‚so tolle Dinge‘ machen kann und man selbst nur die normalen Aktionen wirklich effektiv nutzen kann. Auch ist die Anleitung etwas umständlich geschrieben, sodass das man nicht direkt alles findet, was man gerade wissen möchte. Eine weitere Spielhilfekarte hätte hier gut Abhilfe leisten können. Es sei jedoch angemerkt, dass dies schon Meckern auf hohem Niveau ist.
Nun stellt sich die Frage, was man zum Material noch sagen muss – eigentlich nichts. Würde man Spiele mit dem schönsten Cover küren, so wäre Dead Men Tell No Tales sicherlich ein Top-Favorit. Auch die Grafik der Karten und Schiffsteile lädt zum Entdecken und bestaunen ein. Weiterhin haben die kleinen Feuerwürfelchen durch ihr Aussehen und ihre Farbgebung eine ganz eigene Anziehungskraft. Das Gesamtpaket von Grafik und Material sind einfach Tip-Top!
Nach diesem letzten Absatz wird man mein Fazit zu Dead Men Tell No Tales wohl schon erahnen können. Ich finde es großartig! Nach einigen persönlichen Flauten im kooperativen Bereich hat mir dieses Spiel wirklich riesigen Spaß bereitet. Durch seine elegante Mischung aus Anspruch und Schönheit und wird wohl noch oft auf den Tisch kommen.
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Dead Men Tell No Tales von Kane Klenko
Erschienen bei Minion Games
Erschienen bei Minion Games
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder aus dem Pressematerial des jeweiligen Verlages (hier Minion Games)