Die Gerüchte scheinen also zu stimmen: Die längst verloren geglaubten Minen im alten Wald wurden wiederentdeckt! Zwei Zwergenclans geraten in den Gold- und Edelsteinrausch und versuchen verzweifelt, sich einen Weg durch den tückischen Wald zu schlagen. Neben Trollen soll sogar ein Drache im Gehölz sein Unwesen treiben! Die Zeit ist knapp und die Gier ist groß, kein Wunder also, dass die Loyalität einiger Clanmitglieder ins Wanken gerät...
Saboteur: The Lost Mines ist das neueste Mitglied der Saboteur-Familie, die mit einem kleinen, feinen Kartenspiel mit Verräter-Mechanik ihren Anfang nahm. Hier musste sich ein Team von Zwergen zu einer Goldader durchgraben und sich den Hinterhältigkeiten der namensgebenden Saboteure erwehren.
In der nun vorliegenden Version wurde das ganze zu einem Brettspiel weiterentwickelt, in dem zwei Teams gegeneinander antreten, um die Minen im Wald zu finden und deren Schätze für sich zu beanspruchen. Das Spielprinzip ist im Kern dasselbe, wurde aber um nicht wenige zusätzliche Mechaniken und Regeln erweitert.
Noch immer hat jeder Spieler Karten auf der Hand, die entweder Wege durch den Wald darstellen oder sonstige Aktionen oder Ereignisse auslösen. Diese Wegekarten müssen korrekt auf das Raster des Spielbretts gelegt werden, um einen Weg zu den vier Minen zu bilden. Mit Aktionskarten können Hindernisse platziert oder auch überwunden werden. Ein Teich lässt sich etwa mit einem Boot überwinden; an einem Troll kommt man aber eine Runde lang erstmal nicht vorbei.
In Saboteur: The Lost Mines zieht jeder Spieler mit einer eigenen Figur über den bewaldeten Spielplan und sammelt zunächst für sich allein die Schätze ein, sollte er eine Mine erreichen. Drei der vier Minen bieten Schätze mit – von Partie zu Partie unterschiedlicher – Wertigkeit und Anzahl. In der vierten Mine lauert der Lindwurm, der dem Entdecker zwei Minuspunkte beschert.
Zwei konkurrierende Teams allein sorgen jedoch noch nicht für genug Chaos und Zwist, daher können sich in den Teams Verräter verbergen, die mit dem anderen Clan gemeinsame Sache machen. Auch kann es gierige Eigenbrötler geben, die die gefundenen Schätze für sich behalten und bei der Endabrechnung nicht mit dem restlichen Team teilen wollen.
Die sich daraus auf dem Papier ergebenden Möglichkeiten für Trashtalk, Manipulation, Lug und Betrug klingen vielversprechend, doch leider haben sie sich in den gespielten Partien nie entfalten können. Zu aufgebläht ist das Regelwerk, zu zäh der Spielablauf. Der Kartensatz ist äußert knapp bemessen, daher können taktische Überlegungen schnell über Bord geworfen werden, wenn bestimmte Karten in die falschen Hände oder auf den Ablagestapel geraten. Und ist der Kartenstapel erstmal leer, ist das Spiel auch schon (fast) vorbei.
Die vielen neuen Aktionskarten und Ereignisse ziehen zudem die anfängliche Erklärung extrem in die Länge, was man in der Form bei einem Familienspiel nicht erwartet hätte. Fast schlimmer ist dann, dass diese Karten kaum zum Spielgeschehen beitragen. Saboteur: The Lost Mines leidet stark unter dem Wahrscheinlichkeitsprinzip: Bestimmte Karten müssen in die Hände bestimmter SpielerInnen geraten, die die korrekten Rollen inne haben. Ist das nicht der Fall, landen sie ungenutzt auf dem Ablagestapel und die SpielerInnen fragen sich, wieso Runde um Runde nichts passiert.
Das ist schade, denn im Prinzip bietet Saboteur: The Lost Mines alles, um seinen FreundInnen ständig Vorwürfe machen und in den Rücken fallen zu können. Am Ende fügen sich diese Mechaniken aber nicht zu einem stimmigen Ganzen zusammen.
Allerdings: Spiele mit Verräter-Mechanik brauchen oft die richtigen SpielerInnen, um zu zünden. Das hat in den Testpartien nicht geklappt (obwohl das Original-Saboteur sehr geschätzt wird). Vielleicht sieht es bei anderen Konstellationen aber besser aus. Gruppen von SpielerInnen, die sich schon bei „Saboteur“ oder „Der Widerstand“ gut in die Haare gekriegt haben, können hier definitiv einen Blick wagen. Alle anderen sollten vielleicht erstmal bei den eben genannten Alternativen ansetzen.
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Für 3 bis 9 Spieler in ca. 45 Minuten
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sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder aus dem Pressematerial des jeweiligen Verlages (hier Amigo)