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03.04.2019

Lords of Hellas


Achilles, Heracles, Zeus, Hermes oder Cerberus. Das sind - wie viele von Euch es sicherlich bereits wissen - Helden, Monster oder Götter aus dem antiken Griechenland bzw. dessen Sagenwelt. Mich persönlich hat dieses Thema stets interessiert. Brett- und Kartenspiele gab es dafür auch mehr als genug. Cyclades ist z. B. eines und gehört auch noch heute zu einem meiner Lieblinge in der Sammlung. Lords of Hellas nimmt diese thematische Grundlage und fügt Alientechnologie hinzu. Alientechnologie. Richtig gelesen. Zeus mit einem Laserstab. Heracles kommt optisch daher wie ein Space Marine mit Blasterpistolen anstatt Händen. Der Cerberus ist ein metallenes Hündchen mit Zähnen aus Stahl. Abgefahren.


Werfen wir vielleicht zunächst einen kurzen Blick auf Anleitung und Material. Erstere ist gut strukturiert mit zahlreichen Bildern und lässt keine Fragen offen. Das ist gut. Das Material ist über jeden Zweifel erhaben. Die Miniaturen sind toll, die Karten aus guter Qualität. Nur die massiven Götterstatuen, welche aus mehreren Teilen bestehen und im Laufe einer Partie zusammengesteckt werden, haben leichte Verbiegungen, sodass hier und da ein kleiner Spalt durchblitzt. Für mich ein kleinster kosmetischer Mangel. Ich las aber von Exemplaren, wo es zu massiven Verformungen der Statuen kam. Ich gehe an dieser Stelle aber mal von einem tollen Ersatzteilservice des Verlags aus, sofern Ihr von diesem Problem betroffen sein solltet.


Spielerisch ist Lords of Hellas ein Area Control Spiel mit Twist. Vier Siegbedingungen gibt es, wobei 3 davon mittel- oder unmittelbar damit zusammenhängen, gewisse Gebiete auf der Karte zu dominieren. Eine letzte Bedingungen erfordert das Jagen von Monstern, welches in Lords of Hellas ine Art Minigame in sich darstellt. Ein Zug in Lords of Hellas geht schnell von der Hand. Generell wirkt das gesamte Spiel - nicht zuletzt durch seine üppige Ausstattung - größer, als es schlussendlich ist. Eine Partie mit geübten Spielern dauert in etwa zwischen 80 und 120 Minuten. Wenn man nicht aufpasst, vielleicht auch einmal kürzer. Lords of Hellas lebt nämlich von der Interaktion zwischen den Spielern, spielt sich also am besten in Vollbesetzung mit 4 (geht aber sogar solo). Ab einem gewissen Punkt im Spiel muss man mit Argusaugen auf die Aktionen der Gegenspieler schauen. Steht er kurz vor der Eroberung des finalen Gebietes und gewinnt somit? Indirekte Verhandlungen und den Fokus auf einen anderen Spieler zu legen dominieren ab einem gewissen Zeitpunkt in Lords of Hellas. Am besten gewinnt man, indem man unter dem Radar der Gegenspieler durchsegelt und den Fokus auf den „starken“ Gegenspieler leitet.


Ein einzelner Zug in Lords of Hellas teilt sich in 1-4 Standardaktionen wie Armeen bewegen, Helden bewegen und beten und eine Spezialaktion. Wichtig bei letztgenannten ist, dass man dieselbe Spezialaktion erst wieder durchführen kann, sobald ein Spieler am Tisch die Resetaktion abgewickelt hat. Vorausplanung und Timing spielen hier eine große Rolle. Eine große Armeenbewegung beispielsweise geht nur mit einer Spezialaktion. Ist diese bei einem Spieler also verbraucht, braucht ein Mitspieler keine größere Angst vor einem Überfall durch diesen Spieler zu haben. Ein tolles taktisches Element.


Ihr eigenes Ding machen in Lords of Hellas die Helden, welche man zu Beginn einer Partie draftet. Diese begeben sich auf Quests oder jagen Monster. Nur selten spielen sie eine Rolle in den Kämpfen der Fußsoldaten mit den Gegenspielern. Die Heldenaktionen wirken aber keinesfalls - wie ich es beispielsweise bei Runewars empfinde - aufgesetzt. Nein, sie integrieren sich toll ins eigentliche Spiel. Das Jagen der Monster stellt dabei ein interessantes Minigame für sich dar. Hier versuche ich anhand von Kampfkarten - die ich aber auch für den Armeenkampf brauche - gewisse Ziele beim Monster anzuvisieren und es zu erlegen. Schaffe ich das bei drei Monstern, habe ich auch gewonnen. Sind die Monster noch am leben, bewegen sie sich von Zeit zu Zeit über die Karte, greifen Armeen an und beeinflussen das Spielgeschehen. Mir gefällt an dieser Stelle die sehr dichte Vernetzung der zwei Spiele. Die Monster und Helden wirken keinesfalls aufgesetzt, sondern dadurch, dass sie Effekte auf beide Spielelemente haben, passen sie sich ganz natürlich in die Spielumgebung an.


Lords of Hellas ist schnell zu erlernen und bietet für mich ein vergleichbares Spielgefühl wie Blood Rage. Auch dort wird ein simples, gut verzahntes Spielprinzip mit tollen Komponenten aufgewertet. Die Kämpfe funktionieren hier sehr gut. Glück ist in Lords of Hellas kaum enthalten. Kämpfe sind planbar und nicht immer sinnvoll. Neue Einheiten sind schnell produziert und seine Kämpfe sollte man gut wählen. Etwas schade ist, dass die massiven Eyecatcher der Götterstatuen sich erst im Laufe einer Partie aufbauen und kaum bis zum Ende in ihrer vollen Pracht zu sehen sind. Diverse Erweiterungen sind bereits durch den erfolgreichen Kickstarter von vor einigen Jahren geplant und in Produktion. Ich gehe davon aus, dass diese auch Stück für Stück in den Handel kommen. Neue Helden, neue Götter und mehr Optionen wären toll. Aber auch in der Grundspielvariante bekommt man eine Menge Material und Abwechslung. Empfehlung!
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Lords of Hellas von Adam Kapinsky
Erschienen bei Asmodee
Für 1 bis 4 Spieler in ca. 120 Minuten
Boardgamegeek Link


sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder aus dem Pressematerial des jeweiligen Verlages (hier Asmodee)