Der Wind pfeift eisig um die Ecken unserer Forschungsstation. Die Temperaturen draußen sind frostig, doch es wird noch kälter. Jeden verdammten Tag wird es kälter. Und wir müssen noch drei Tage in dieser gottverlassenen Eiswüste der Antarktis ausharren. Erst dann ist mit Rettung zu rechnen. Bis dahin müssen wir zusammenhalten…wenn doch da nicht diese unbeschreibliche Paranoia wäre. Seit einiger Zeit verhält sich unser Koch so merkwürdig. Können wir ihm da noch trauen? Wir müssen – wir haben keine andere Wahl, wenn wir nicht verhungern wollen.
Tonnenweise Spielmaterial und schönes Artwork im Comic-Stil.
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Herzlich Willkommen am Südpol, wo die Forschungsstation steht, in welcher Who Goes There? spielt. In diesem semikooperativen Spiel für 3 bis 6 Personen geht es vor allem um das gemeinsame Überleben und sammeln sogenannter Helikopterboni, welche man für die Flucht aus der eisigen Einöde benötigt. So spielt man Who Goes There? über drei Tage, welche man nach gewünschter Spiellänge in ihrer Dauer variieren kann. Dabei wird es von Tag zu Tag schwieriger zu überleben, da die Temperatur draußen stetig fällt. Doch als wäre das nicht schon schwer genug, werden die Spieler von einem mysteriösen Außerirdischen angegriffen, wenn sie die Basis verlassen. Aber nur draußen findet man die begehrten Helikopterboni. Daher hilft nur eins: Warm anziehen und bis an die Zähne bewaffnen, um den Kampf zu bestehen. Verliert man ihn, wird man verwundet und läuft Gefahr, infiziert zu werden. Als Infizierter hat man nur noch ein Ziel: Gegen alle anderen spielen und dabei bloß nicht auffallen, sonst weilt man auch ganz schnell nicht mehr unter den Lebenden.
Aufgebauter Spielplan mit 5 Charakteren. Die im Hintergrund stehende Teilebox ist im Spiel enthalten.
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Who Goes There? Ist demnach ein Spiel, welches kooperativ startet, aber eine stetige Paranoia wachsen lässt, da man irgendwann niemandem mehr vertrauen kann. Grundsätzlich bestreitet man das Spiel mit einem individuellen Charakter, zum Beispiel dem Koch oder dem Arzt, sammelt Ressourcen und betreibt Charakter-Building. Hierbei kauft man sich Gegenstände, wie eine Fackel oder einen Schal und kann mit Erfahrungspunkten seinen Charakter ausbauen. Acht verschiedene Charaktere bieten dabei auch einen hohen Wiederspielwert, da jeder so seine Eigenheiten hat. Auch möchte man viele Kombinationen ausprobieren und wird sich daher lange einem eisigen Vergnügen am Küchentisch hingeben können.
Charakterboard des Comanders Garry. Jeder Spieler bekommt ein eigenes Kartendeck, Building-Menu und ein Chrakterboard, auf dem alle Informationen festgehalten werden. |
Am Material gibt es nicht zu beanstanden, Certifiable Studios aus den USA liefern hier mit ihrem zweiten Spiel wieder tiptop Komponenten ab. Auch das mitgelieferte Inlay ist durchdacht und bietet sogar genug Platz die Karten zu sleeven – ein Traum für das Gamerherz. Einzig Box ist sehr groß und wird so wohl nur in wenige Regale passen, mein Kallax ist für sie zu klein.
Hier wurde wohl jemand infiziert – ab jetzt gelten andere Regeln für dich!
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Who Goes There? steht und fällt mit den Mitspielern. Es spielt hier sehr mit dem psychologischen Miteinander – was will mein Mitspieler, kann ich ihm vertrauen? Dieses Gefühl kann ordentlich Adrenalin freisetzen. Wer sich auf einen etwa dreistündigen Überlebenskampf einlassen kann und gerne mal mit oder auch gegen die Anderen spielt, ist hierbei gut aufgehoben. Den Strategen der Brettspielwelt wird dieses Spiel wohl zu zufallsabhängig daherkommen, da alle Kämpfe und Ereignisse mit einem Würfel entschieden werden – typisch für Amitrash-Games. Dieser hat eine 50%ige Chance auf den Sieg. Mit Items und Karten kann man mehr Würfel hinzunehmen, um die Chance auf einen Erfolg zu erhöhen, bekommt aber letztlich nie endgültige Sicherheit in einer Aktion. Wer diesen Nervenkitzel jedoch mag, wird auch dieses Spiel lieben.
Dieses Inlay ist halt einfach schön – dazu muss man nichts mehr sagen.
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Dies ist auch einer der Gründe, warum das im Jahr 2018 erschiene Kickstarter-Spiel für mich nicht zu den besten seines Jahrganges zählt, obwohl es mir schon viele schöne Stunden beschert hat. Es wirkt an manchen Stellen etwas überladen und „too much“. Auch gibt es Momente, in denen man mit einer Hausregel nachhelfen muss.
Abseits des mechanischen Disputs bietet dieses Spiel aber auch eine umwerfende Grafik. Dies mag wohl daran liegen, dass die Autoren alle selbst Comiczeichner sind, was sich im Detailreichtum des Materials widerspiegelt.
Im Großen und Ganzen ist es jedoch ein solides Spiel für 4-5 Personen (mit 3 ist es langweilig und mit 6 zu lang). Es kann euch in seinen Bann ziehen…und dann wächst die Paranoia stetig.
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Who Goes There? von Antony Coffee und Jesse Labbe
Erschienen bei Certifiable Studios
Erschienen bei Certifiable Studios
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder aus dem Pressematerial des jeweiligen Verlages (hier Certifiable Studios)