Forum Trajanum – Caesar’s (Punkte-)Salat im Fluss
Ave Patricia! Dein Geschlecht hat Rom viel Ehre gebracht. Darum will ich, Augustus Trajan Imperator Roms, mich bei euch bedanken und euch eine Colonia zuweisen. Baut diese zum Wohle Roms aus und siedelt Bürger jeden Standes bei euch an. Fördert Kultur und Gesellschaft genauso, wie umsichtiges Wirtschaften. Doch denkt nicht, dass Ihr unbeobachtet bleibt. Immer wieder wird Rom an euch treten und euch Aufträge erteilen. Erfüllt diese und macht mich stolz. Scheitert und fallt dem Vergessen anheim. Ich hoffe oft von euren Gesandten zu hören. Macht Ihr eure Sache gut, wird Ihnen ein Platz nahe des römischen Adlers und damit nahe beim Kaiser, sicher sein. Geht nun und bringt dem Feld(t) die Kultur Roms!
Aus einer anderen Zeit oder Dimension – Das Spielmaterial
Forum Trajanum ist sehr umfangreich ausgestattet. Das geht mit den Spielertableaus los, geht über die vielen Marker und Figuren für Bürger und Arbeiter und endet bei den schön gestalteten Karten für Straßen und Aufträge. Die Bildsprache jedes Teils ist klar und man kann intuitiv verstehen, welche Vorteile man erhält oder was von einem erwartet wird.
Doch es gibt zwei Dinge, die beim Material etwas komisch anmuten: Die Form der Holzfiguren und die Form der Bürgerplättchen. In einem Interview zu Forum Trajanum hatte Stefan Feldt erwähnt, dass er das Spiel eigentlich im Vor-Aztekenreich ansiedeln wollte. Doch selbst, wenn das Design der Arbeiter noch auf diesem Hintergrund basiert ist es komisch. Die kurzen Arme, die fast pyramidenartigen Köpfe, die merkwürdige Startspieler-Figur und die komischen Tribune, deren Design als Einziges, als etwas römisch bezeichnet werden kann, hinterlassen eine leichten Beigeschmack. Etwas merkwürdig ist auch, dass Tribune als einzige ein anderes Design bekommen haben, obwohl die grauen „Arbeiter“ in Regeln auch als Baumeister bezeichnet werden und zusätzlich jede Figur eine andere gut zu unterscheidende Farbe erhalten hat. Ein anderes Design wäre also nicht nötig gewesen. Das Argument der Farbblindenfreundlichkeit ist im jeden Fall beim Blick auf die Arbeiter nichtig.
Merkwürdig knauserig wirkten hier die Übersichtskarten. Diese gab es zwar in Deutsch, Englisch und Französisch, aber jeweils nur zweimal. Warum diese nicht viermal beigelegt wurden, erschließt sich nicht. Denn besonders bei den ersten Spielen sind diese wirklich hilfreich, da sie schön übersichtlich gestaltet wurden.
Beispielhaft und umständlich – Das Regelwerk
Das Regelwerk von Forum Trajanum ist ok geschrieben. Der Aufbau ist ordentlich und die meisten Regelfragen klären sich beim ersten Durchlesen. Diese Regeln sind zudem mit genügend Beispielen versehen, um gut spielen zu können. Doch Detailfragen lassen sich nur schwer klären. Auch gibt es zwar eine Übersicht über alle möglichen Aufträge mit Erläuterung und alle Einwohner-Boni, jedoch nicht über die Boni auf den Colonia-Plättchen. Dies wäre besonders wichtig gewesen, um die eigenen Chancen für den Erhalt eines bestimmten Vorteils bestimmen zu können. Das ist jedoch verschmerzbar, da sich die Vorteile eines Colonia-Plättchens immer schnell ergeben.
Was wirklich nervt, ist der Gesamtaufbau des Regelwerkes. Am Ende des deutschen Regelwerkes findet man die Übersicht über Aufträge und Bewohner-Boni. Das wäre auch echt praktisch so, wenn man sich nicht entschiedenen hätte, dass deutsche, englische und französische Regelwerk, erst als einzelne Hefte zu produzieren, nur um diese dann doch zu einem „Regelbuch“ zu tackern. Das erschwert nicht nur unsinnigerweise die Handhabung, sondern erscheint auch aus keinem anderen Gesichtspunkt clever oder sinnvoll. Das ist auch schade, weil das somit riesig wirkende Regelwerk, den ein oder anderen Spieler verschrecken wird.
Fitzillig und geschmeidig – Das Spiel
Forum Trajanum hat so seine Schwierigkeit. Der Aufbau erweist sich als kleiner Zeitfresser, weil diese vielen Colonia-Plättchen erst umgedreht, dann sortiert nach Geschlecht, gemischt und einzeln aufgelegt werden müssen.
Ist der Aufbau aber beendet entfaltet das Spiel einen sehr angenehmen Perlfluss: Straßen aufdecken, 2 Plättchen nehmen, 1 Plättchen nach rechts geben, 1 Plättchen wählen, 1 Bauaktion ausführen, eventuell einen Gesandten platzieren und/oder Boni aus Rom erhalten. Das alles greift wunderbar ineinander. Mehrmals habe ich vergessen in welcher Runde wir sind, weil DAS Spiel on einer Aktion in die nächste floss, und kaum, dass ich meine Aktion beendet hatte, ich bereits wieder an der Reihe war. Wartezeit gab es so gut, wie nie. Das meiste lässt sich wirklich einfach handhaben und ermöglicht trotzdem schöne Strategien. Da ist es fast schade, dass alle 4 Runden eine Zwischenwertung diesen Fluss unterbricht.
War jedoch wirklich schade ist, ist das Fehlen von Interkationen. Ich habe nur eine kleine Möglichkeit meinen Mitspielern, einen kleinen Stein in den Weg zu legen. Dies geht durch die Platzierung von Gesandten, so dass ich damit größere zusammenhängende Flächen meiner Mitspieler verhindere oder begehrte Positionen blockiere. Das geht aber oft auch nur, zufällig. Es lohnt sich kaum bis gar nicht, für eine kleine Gemeinheit den eigenen Plan umzustellen.
Denn Punkte, die man an einer Stelle nicht bekommt, erhält man an einer anderen. Autoren-typisch gibt es für eigentlich alles direkt oder indirekt Punkte. Habe ich mehr Einwohner und baue gern graue Gebäude? Sehr gut. Möchte ich lieber eine bunte Colonia haben und Gesandte in Rom platzieren? Ausgezeichnet! Folge ich lieber den Aufträgen oder mache am besten gleich von allem etwas? Punkte, über Punkte sammeln sich so schnell an. Leider geht dadurch manchmal der Überblick über die Positionen der Spieler flöten. Doch das gleichen die Zwischenwertungen gut aus.
Nicht schlecht, aber auch nicht perfekt – Das Fazit
Forum Trajanum liefert ein ordentliches Hauptprogramm und leider eine dürftige Kür. Das Spiel ist gut, einfach, schnell, relativ übersichtlich und entspannend durch den Spielfluss. Es ist gut für Einsteiger von schwierigeren Brettspielen geeignet, da es komplexe Entscheidungen und Strategien ermöglicht, jedoch kaum auf die anderen Spieler geachtet werden muss.
Wer also über die komischen Design-Entscheidungen bei Spielmaterial und Regelwerk hinweg sehen kann (was ganz gut geht), der wird ein spaßiges Spiel erleben, ohne zu sehr gefordert oder unterfordert zu werden. Auf meinen Tisch wird es bestimmt immer wieder mal kommen.
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Erschienen bei Huch
Für 2 bis 4 Spieler in ca. 100 Minuten
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder aus dem Pressematerial des jeweiligen Verlages (hier Huch)