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15.02.2019

Trans Europa


Trans Europa – Eine Draisine will mit den großen Zügen mithalten

„Jede verdammte Schiene haben wir verlegt, Herr Direktor. Jede.“ So hatte es mir mein Vorarbeiter gemeldet. Doch was hat es am Ende genützt? Im europäischen Wettbewerb der Zug- und Transportunternehmen, liegen wir nur auf Platz 2. Die neuen Schienen werden bald kommen und der Anschluss an die Netze der anderen sollten uns die gewünschte Spitzenposition geben. Wenn wir als erstes Unternehmen 5 europäische Städte miteinander verbinden könnten hätten wir den Titel Trans Europa wirklich verdient.

Paris oder New York; Hauptsache Kolonialzeit. – Das Spielmaterial

Trans Europa ist ein simpel ausgestattetes Lege-Spiel, welches sich an dem beliebten Eisenbahner-Szenario orientiert. Wie das Spiel, ist das Material einfach und übersichtlich gehalten. Es gibt Plastik-Schienen, Sonderkarten, und in der Neuauflage Stadt-Karten und einen doppelseitigen Spielplan für Europe und Amerika.

Das neue Design ist zwar besser, als das des Originals, schön ist es auch, dass die Erweiterung Trans Amerika im Spiel enthalten ist, jedoch hinterlässt das Material weder einen bleiben Eindruck, noch vermittelt es besonders viel Atmosphäre. Beim Material von Trans Europa habe ich den Eindruck, dass jemand zwanghaft ein Szenario für ein abstraktes Spiel gesucht hat, weil das Spiel sonst einen noch generischeren Eindruck machen würde.


Allerdings kann es die Beliebigkeit des Szenarios nicht verbergen. Es gibt nur ein Element, welches irgendwie ein Szenario definieren könnte: Man verbindet Punkte auf einer Karte. Aber ob es Maulwurf-, Ameisen- oder Fuchstunnel sind, ob es sich, um Schiene Straßen, Kanäle, Flugrouten oder Wanderwege handelt ist genauso egal, als wären es farbige Punkte, die mit schwarzen Stäbchen von beliebigen Startpositionen aus verbunden werden müssten.

Da hilft es auch nicht, dass die Städte-Bilder den Eindruck vermitteln, im 19. Jahrhundert gemalt worden zu sein und das die Punkteanzeige aus Bildern großer Stahl- und Eisenbahnmagnaten besteht. Das wirkt nur noch aufgesetzter, da man die betreffenden Persönlichkeiten nur mit viel historischer Kenntnis und einer Menge gutem Willen erkennen kann und die Städte durch den biedermeierlichen Look an Identität verlieren und somit austauschbar wirken.

Es ärgert mich immer, wenn das Szenario nicht besser repräsentiert wird. Hier halte ich es mit den Hinweisen, die ich von Czech Edition Games bei einer Präsentation erhalten haben: „Ein starkes Szenario kann selbst ein mittelmäßiges Spiel tragen. Ein austauschbares Szenario kann selbst ein gutes Spiel schlechter machen.“ Letzteres ist hier aus meiner Sicht der Fall. Obwohl, dass dem Szenario zu viel angelastet wäre.


„SCHUUT-SCHUUT!“ – Das Spiel

Trans Europa ist ein wirklich simples Spiel. Und ich meine das auch genau so. Man kann es getrost mit 6 Jährigen Kindern spielen, sobald diese lesen können. Wer meint ich scherze, dem präsentiere ich hier die Regeln:

Sortiert die Karten nach den 5 Rückseiten und mischt diese 5 Stapel. Legt sie mit der Rückseite nach oben und jeweils eine Karte von jedem Stapel. Schaut euch die Karten an und entscheidet euch für eine beliebige Startposition. Ab jetzt passiert jede Runde das Gleiche: Im Uhrzeigersinn darf jeder Spieler bis zu 2 Schienen auf einfachen Linien oder eine Schiene auf einer doppelten Linie leben.

Hat es ein Spieler geschafft, ein Streckennetz zu bauen oder anzuschließen, wodurch alle 5 Städte, die er auf der Hand hält, miteinander verbunden sind, endet das Spiel und alle bekommen Punkte. Der Abschließer bekommt man meisten und die anderen Spieler bekommen Punkte in Abhängigkeit davon, wie viele Schienen sie noch gebraucht hätten, um ihre 5 Städte zu verbinden. Es zählte die kürzeste Distanz. Und weil das Ganze Spiel, Spaß, Spannung, Taktik, Nervenkitzel und Strategie fast komplett ausklammert, wird dieser Ablauf, bis zur Wertung, so oft wiederholt, bis ein Spieler 13 Punkte hat.


Der ganze Spielablauf krankt an 2 Dingen: wirklichen Optionen und echten Strategien. Ich hab höchsten die Entscheidung, mit welcher Stadt ich meinen Startpunkt zuerst verbinden will. Alles andere ist nur die Frage, ob man die schnellsten Verbindungen erkennen kann oder nicht. Verbauen für andere kann ich auch nichts, da Streckennetze kombiniert werden können. Im Prinzip hat man hier die Aufträge von „Zug um Zug“, nur dass alle Städte beliebig verbunden werden können und die Farbe der Züge egal ist. Leider ändern auch die Sonderkarten nicht wirklich etwas an der Tristes dieses Spiels.

Natürlich könnte man jetzt argumentieren, dass dieses Spiel besonders familienfreundlich ist, aber das trifft auf „Das Grab des verrückten Pharaos“ auch zu. Und dieses Spiel ist ein lustiges, neckisches, leicht-strategisches und leicht behackendes Memory-Spiel. Es bietet hohen Spielspaß durch einfache Tricks, hat ein simples Regelwerk und super für Familienabende geeignet, da es auch nicht so schnell langweilig und wird, auch wenn man immer wieder das Gleiche tut. Und es ist auch von Ravensburger.

Was nun der Grund gewesen war, ausgerechnet Trans Europa ins Sortiment aufzunehmen, vermag ich nicht nachzuvollziehen.


Der Kessel stand nie unter Dampf. – Das Fazit

Was passiert, wenn jemand ganz viele tolle Spielideen für ein cooles Szenario hat, von denen leider nur eine funktioniert, und diese nun allein das Spiel tragen muss, sieht man an Trans Europa. Ein solides, aber nicht bemerkenswertes Design trifft auf ein einfaches, aber nicht spaßiges Spiel.

Als Legespiel sind „Carcasonne“ und „Burgen von Burgund“ VIEL besser und als Eisenbahn-Spiel sind „Railroads of the World“ oder selbst „Zug um Zug“ die besseren Spiele.
Wer Lust hat, seine wirklich kleinen Kinder (6, maximal 7 Jahren alt) spielerisch durch das Thema Eisenbahn vor allem an die Geographie Europas oder Amerikas zu führen, dem sei es wärmstens empfohlen.

Wer jedoch etwas mit seiner Familie, oder sogar mit seiner Brettspielrunde spielen und dabei noch Spaß haben will, dem sei dieser Bericht eine Warnung. Nehmt es nicht mal geschenkt, denn in der Spielzeit von Trans Europa könnte man auch ein gutes Spiel spielen.

Und hier noch ein Hinweis an Ravensburger: Diese Neuauflage hättet ihr euch sparen können. Nur weil Remakes auf dem PC funktionieren, funktionieren sie noch lange nicht für Brettspiele und noch lange nicht mit jedem Spiel.

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Trans Europa von Franz-Benno Delonge
Erschienen bei Ravensburger
Für 2 bis 6 Spieler in ca. 30 Minuten
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder aus dem Pressematerial des jeweiligen Verlages (hier Ravensburger)