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22.02.2019

Monopoly Gamer: Mario Kart


Wer schon einmal einen roten Panzer abgefeuert hat, weiß: Nichts versorgt Gamerfreundschaften so zuverlässig mit konkurrenzbefeuertem Ehrgeiz und erlösender Schadenfreude wie die Videospiele der Mario-Kart-Reihe. Was also liegt für eine Brettspieladaption dieser Reihe näher, als die Form des berüchtigten Spiels zu wählen, das seit mehr als 80 Jahren seinen Erfolg aus der Freude darüber speist, geliebten Menschen ihr hart erwürfeltes Geld aus den Taschen zu ziehen?

So oder so ähnlich wird das Produktmanagement Hasbros gedacht haben, bevor Monopoly Gamer: Mario Kart im März 2018 auf den Markt gebracht wurde. Es handelt sich dabei nicht um einen der unzähligen Reskins des klassischen Monopoly, sondern um den Nachfolger der Monopoly Gamer Edition. Bereits diese bediente sich einer Nintendolizenz, und versuchte darüber hinaus mit veränderten Regeln und einem flotteren Spielgeschehen zu punkten. Monopoly Gamer: Mario Kart rientiert sich insgesamt sehr stark an diesem Vorgänger.


Wiederum bewegen wir nicht Fingerhüte, Hunde oder Kanonen, sondern schön gestaltete Miniaturen aus dem Mario-Universum über das Spielfeld – im Grundspiel stehen Mario, Luigi, Peach und Toad zur Auswahl, jeweils in einem Kart sitzend. Die Rolle der Geldscheine übernehmen die franchise-typischen Münzen und die Straßen auf dem Spielfeld werden durch bekannte Rennpisten aus den Videospielen ersetzt.

Spielerisch sind die Elemente des klassischen Monopoly nach wie vor auf das Wesentliche reduziert: Man würfelt, um auf dem Brett voranzukommen, man kann freie Grundstücke erwerben, Miete von unglücklich landenden Mitspielern kassieren und mit etwas Pech ein paar Runden im Gefängnis verbringen.

Die Abweichungen zum klassischen Monopoly (und Anknüpfungen an Monopoly Gamer) beginnen hingegen schon beim Spielziel: Gewonnen hat nicht derjenige, der am Ende alle Mitspieler in den Bankrott getrieben hat, sondern der Spieler mit den meisten Punkten, sobald das Spielende ausgelöst wurde. Punkte lassen sich auf drei Arten ansammeln: Durch den Besitz von Münzen, Grundstücken und Grand-Prix-Karten. Grand-Prix-Karten ersetzen dabei die Bosskämpfe aus dem ersten Monopoly Gamer: Immer, wenn ein Spieler in seinem Zug über Los gezogen ist, wird eine Grand-Prix-Karte aufgedeckt und damit ein „Rennen“ ausgelöst, an dem sich alle Spieler beteiligen können. Der Gewinner erhält die Karte. Ist der Stapel von acht Grand-Prix-Karten aufgebraucht, endet das Spiel und der Sieger wird ermittelt. Damit ist Monopoly Gamer: Mario Kart erfreulich flott dafür, dass es Monopoly im Namen trägt. Bei 4 Spielern muss jeder Spieler immerhin seine Figur nur zweimal über Los ziehen! Das lässt sich in 45-60 Minuten schaffen.


Am wichtigsten für das Spielerlebnis ist eine ganze Reihe von Spezialfähigkeiten und Sonderfeldern. Diese sollen das Geschehen lebendig halten und treiben dabei (bewusst, würde ich meinen) das glücksbasierte Element, das sowieso jedem Monopoly innewohnt, auf die Spitze. Angefangen damit, dass man in seinem Zug zwei Würfel wirft: Einen D6, der die Bewegung bestimmt, und einen Spezialwürfel, mit verschiedenen Symbolen aus der Mario-Kart-Welt. Blauer und grüner Panzer sowie Blitz sorgen auf unterschiedliche Weisen dafür, dass Gegenspieler Münzen auf dem Spielfeld ablegen müssen. Diese können dann vom nächsten Spieler, der auf oder über das Feld zieht, eingesammelt werden. Würfelt man das Münzsymbol, erhält man Münzen aus der Bank. Würfelt man die Banane, darf man ein Bananentoken platzieren, das die Bewegung der Gegner bremst.

Darüber hinaus verfügt jeder Charakter über zwei einzigartige Fähigkeiten. Die eine wird aktiviert, wenn man das passende Symbol auf dem Spezialwürfel würfelt. Mario etwa darf, wenn er die Münzen würfelt, bis zu drei Felder weiterziehen, anstatt Münzen aus der Bank zu erhalten. Die andere einzigartige Fähigkeit wird durch das Ziehen auf ein Supersternfeld ausgelöst. Supersternfelder sind eine der thematischen Sonderfelder auf dem Spielbrett. Es gibt noch eine handvoll weitere, mit weniger aufregenden Effekten: Um Münzen würfeln, um Bewegung würfeln, Münzen ablegen.


Im Rahmen einzelner Züge versucht Monopoly Gamer: Mario Kart immer wieder eine Illusion von Taktik zu erzeugen, indem es den Spielern kleinere Entscheidungen anbietet. So macht es manchmal einen tatsächlichen Unterschied, in welcher Reihenfolge man seine Würfel abwickelt. Im Großen und Ganzen kann das Spiel aber niemanden täuschen: Es ist völlig chaotisch. In der einen Runde kann ich mich noch nahe dem Bankrott wähnen, und zwei Runden später der Spieler mit den meisten Münzen sein.

Besonders unverhohlen präsentiert das Spiel sein Glücksmoment in den Grand-Prix-Rennen. Hier würfelt einfach jeder teilnehmende Spieler den D6, und der Spieler mit der höchsten Augenzahl gewinnt. Der Punktewert der Rennen nimmt dabei im Spielverlauf immer weiter zu, sodass ein Sieg bei den letzten Rennen ungleich wertvoller ist. Wenn man die ersten 4 Rennen allesamt für sich entschieden hat, also 50% aller Rennen überhaupt, hat man gerade einmal so viele Punkte erzielt wie das letzte Rennen alleine wert ist. Natürlich hat man aber unter keinen Umständen eine erhöhte Chance, dieses Rennen zu gewinnen. 


Es handelt sich also um einen Alptraum für Spieler, die Strategie und Kontrolle schätzen. Aber wenn man darauf aus ist, in einer lockeren Runde sein Würfelgeschick zu testen, bietet sich hiermit sicher nicht die unangenehmste Gelegenheit. Das Chaos, das sich entfaltet, hat seine unterhaltsamen Momente, und bleibt gerade durch die lächerlich ungleiche Wertigkeit der Grand-Prix-Rennen bis zum Schluss spannend. Zudem spielt es sich flott und fängt das Thema leidlich gut ein (mehr dazu im Schlusswort). Freunden von glücksbasierten Spielen, Mario-Kart-Fans, Kindern oder Familien, die unbedingt ein Monopoly-Spiel im Regal stehen haben wollen (denn besser als das klassische Monopoly ist es auf jeden Fall) würde ich also eine vorsichtige Empfehlung aussprechen.

Fragt sich noch: Was ist mit denen, die bereits das erste Monopoly Gamer besitzen und mögen? Ich würde sagen, dass die Unterschiede zu marginal sind, um einen Kauf der Mario-Kart-Version zu rechtfertigen. Angefangen bei der Qualität der Produktion: Andreas lobte in seiner Rezension zu Monopoly Gamer die Miniaturen und tadelte die Karten und Münzen. Das kann ich für die Mario-Kart-Version nur wiederholen.

Auch spielerisch hat sich leider kaum etwas getan. Die Spezialfähigkeiten der Figuren unterscheiden sich nur unwesentlich zu denen der Vorgänger und die Sonderfelder sind in den Effekten nahezu identisch. Es gibt nur einen gänzlich neuen Würfeleffekt – den der Bananenschale. Am deutlichsten ist der Unterschied zwischen Bosskämpfen und Grand-Prix-Rennen: Die Rennen locken mit zusätzlichen Boni auch für die Teilnehmer, die nicht gewinnen. Das ist ja nett, aber liefert kein Argument für ein Upgrade.


Ein weiteres Anliegen hätte ich abschließend noch: Bevor wir die Implementierung des Themas zu sehr loben (denn das ist ein Lob, das der Monopoly-Gamer-Reihe häufig ausgesprochen wird) könnten wir alle einen Moment innehalten und uns fragen, ob Monopoly Gamer: Mario Kart wirklich das beste Spiel ist, das Hasbro entwickeln konnte, um dem Thema gerecht zu werden. Wie wäre es mit einem leichtherzigen Würfel-Rennspiel mit viel Schadenfreude gewesen, in dem man nicht nebenbei Grundbesitz erwirbt oder ins Gefängnis geschickt werden kann? Die klassischen Monopolyelemente wurden zwar auf das Wesentliche reduziert, wirken aber trotzdem wie Fremdkörper in der Gestaltung. Das Gefängnis im Spiel zu behalten ist sogar doppelt ärgerlich, denn nicht nur ergibt es thematisch nicht den geringsten Sinn, es arbeitet spielmechanisch sogar gegen das Thema, indem es immer mal wieder Geschwindigkeit aus dem Spielgeschehen nimmt. Das alles ist sehr schade für ein Spiel, das so viel Reiz aus seinem lizenzträchtigen Thema zieht.
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Monopoly Gamer: Mario Kart von Joe Bradford
Erschienen bei Hasbro 
Für 2 bis 4 Spieler in ca. 60 Minuten

sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier Hasbro)