Karate Tomate lautet der Titel des neuen Kartenspiels des preisgekrönten Autors Reiner Knizia, dem Mann der Lost Cities, eines meiner Lieblingsspiele, oder das berühmte Keltis – Der Weg der Steine erfand. Ob auch Karate Tomate überzeugen kann, lest ihr nach der kurzen Regelerklärung.
Bei Karate Tomate versammeln sich bis zu 10 Spieler um ihr Gemüse gegeneinander kämpfen zu lassen. Das Thema ist hier aber nur aufgeklebt, und spielt keine Rolle. Jeder bekommt zunächst eine Tomatenkarte mit einem zufälligen Zahlenwert zwischen 1 und 10. Zusätzlich zur Tomatenkarte bekommt jeder 5 weitere Gemüsekarten.
Diese Gemüsekarten, Mais, Karotte, Champignon, Aubergine und Brokkoli, besitzen jeweils Zahlenwerte von 1 bis 5. Dann werden, der Spieleranzahl entsprechend, Triumphkarten offen in der Tischmitte ausgelegt. Diese Triumphkarten können bis zu 3 verschiede Symbole beinhalten, Pokale, Messer und Tomaten. Wer als erstes mindestens 12 Pokale gesammelt hat, kann das Spielende ausrufen, darf aber um zu gewinnen nicht die wenigsten Messer haben. Also müssen sowohl Pokale als auch Messer gesammelt werden. Die Tomatensymbole auf den Triumphkarten erlauben es, zum Ende des Zuges, zusätzliche Karten nachzuziehen.
Um an diese Triumphkarten aber überhaupt erst heranzukommen, müsst ihr es schaffen in einer Spielrunde so lange nicht auszuscheiden, bis ihr unter den letzten X übrig gebliebenen Spielern seid. X ist von der Anzahl der Spieler abhängig. Unter diesen werden dann die Triumphkarten verteilt.
Aber wie läuft so eine Spielrunde überhaupt ab? Der Reihe nach legen die Spieler verdeckt eine ihrer Handkarten aus. Danach werden alle Karten gleichzeitig umgedreht. Hat irgendwer die Karate Tomate gespielt, scheidet er aus der Runde aus. Alle die ein anderes Gemüse gespielt haben, kommen in die nächste Runde, in der sie erneut verdeckte Karten spielen und gleichzeitig aufdecken. Dabei dürfen sie jedoch nur die Gemüsekarte spielen mit der sie angefangen haben.
Spielt also jemand eine Maiskarte mit dem Zahlenwert 2, muss er in seiner nächsten Runde eine weitere Maiskarte spielen. Kann er dies nicht, da ihm die nötigen Karten fehlen oder da er seine Karten für die nächste Runde behalten möchte, ist er gezwungen die Karate Tomate zu spielen, und damit auszuscheiden.
Wenn die letzten X Spieler übriggeblieben sind, vergleichen sie ihre gesammelten Zahlenwerte, und dürfen, der absteigenden Reihenfolge nach, sich an die Triumphkarten machen. Haben zwei Spieler die gleichen Werte, vergleichen sie Ihre Karate Tomate und der höhere Wert gewinnt das Unentschieden. Der Gewinner muss aber seine Tomatenkarte mit der des Verlierers tauschen.
Alle Gemüsekarten werden auf den Ablagestapel gelegt, alle Tomatenkarten aber kommen zurück auf die Hand. Es wird nachgezogen, und eine neue Runde beginnt. Der Clou: Nur die Spieler, die eine Karate Tomate gespielt haben, dürfen nachziehen! So haben sie in der neuen Runde einen Vorteil gegenüber den Siegern der letzten, da ihnen mehr Karten zur Verfügung stehen, und sie so eine höhere Chance haben unter die letzten X Spieler zu kommen.
Herr Knizias Spiele verraten durch ihr meist harmloses Aussehen nicht, wie Strategie-lastig sie unter der Oberfläche sind. Dies gilt auch für Karate Tomate. Ihr müsst eure Handkarten sehr gut managen, und gut abschätzen können, wann eure Spieler ihre Tomaten spielen werden. Dabei könnt ihr sogar bluffen, und ganz unerwartet Züge ausführen.
Ihr könnt anfangs oft ausscheiden um so viele Handkarten zu sammeln, oder versuchen mit wenig Karten immer siegreich zu bleiben. Aber auch die beste Strategie verliert manchmal gegen das Glück, und wie fast bei jedem Kartenspiel spielt auch hier der Glücksfaktor eine entscheidende Rolle. Wer darüber hinwegsehen kann, wird hier ein schönes Kartenspiel finden, dass für eine riesengroße Gruppe, vor allem als Absacker, sehr gut geeignet ist.
Euch stehen, trotz der überschaubaren Regeln und Möglichkeiten, überraschend viele Wege zur Verfügung um euer Ziel zu erreichen. Die Wege entfalten sich mit der Anzahl an Spielrunden mehr und mehr, und ihr werdet schnell merken dass Karate Tomate ganz anders ist als zunächst vermutet. Diese Eigeneschaft macht für mich auch Lost Cities zu einem meiner Lieblingsspiele, und ich erkenne Knizias Handschrift auch in Karate Tomate wieder.
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