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18.02.2019

Hexenhaus


„Hänsel und Gretel verliefen sich im Wald“… So ziemlich jeder dürfte die Geschichte und auch das hier angeklungene Lied kennen. Doch hat sich irgendjemand schon mal um die Gefühle der armen alten Frau gekümmert, die in diesem Häuschen im Wald lebt? Nein! Würdet ihr es etwa toll finden, wenn ständig irgendwelche Märchenfiguren um Euer Haus herumhüpfen und es nach und nach von außen wegfressen würden? Mit Sicherheit auch nicht! Wer kann es der Hexe da also verübeln, dass sie Gegenmaßnahmen ergreifen muss? Richtig, niemand! …Ok, der aus der Geschichte bekannte Kannibalismus ist da vielleicht etwas extrem und nicht wirklich gesellschaftsfähig…aber vielleicht könnt ihr ja einfach mal selbst in die Haut der Hexe springen, um die frechen Bälger davon abzuhalten, Euer Haus zu verspeisen. In Lookout’s Hexenhaus tuen wir genau das: Die Spieler sind die Hexen, die ihre Pfefferkuchenhäuser ausbauen und gleichzeitig vor den bösen Märchenfiguren schützen wollen.

Beim Öffnen der Verpackung hat man erstmal alle Hände voll damit zu tun, die zahlreichen Pappteile auszudrücken und sinnvoll zu organisieren (was dank mitgelieferter Tütchen sehr gut umsetzbar ist) . Die einzelnen Teile machen einen stabilen und hochwertigen Eindruck und dürften so manche Kinderhand verkraften. Gleichzeitig ist das Spiel mit den unterschiedlichen Pfefferkuchen stimmig gestaltet, ohne kitschig oder albern zu wirken. Für die ganz kleinen Kids mag es vielleicht etwas zu ernst wirken, unsere hat es allerdings keinesfalls gestört.


Jede Hexe bekommt nun einen Spielplan mit 9 Baufeldern für ihr Hexenhaus und die Pfefferkuchen-Bauteile werden parat gelegt. Hinzukommen Karten mit Märchenwesen und Belohnungen und schon geht es los. Für den leichteren Einstieg und zur Anpassung des „Schwierigkeitsgrades“ gibt es ein Einsteigerspiel, bevor man anschließend zum „richtigen“ Spiel übergehen kann – oder halt auch nicht, wie man mag. Zu den Unterschieden komme ich gleich noch, die grundsätzlichen Regeln sind nämlich bei beiden Varianten die gleichen:

Es werden vier Märchenwesen in der Tischmitte ausgelegt, der Rest als verdeckter Nachziehstapel bereitgelegt. Dies sind nun also die Wesen, die wir anlocken und einfangen können. Zudem bekommt jeder 15 verdeckte Doppelplättchen (auf denen je zwei Pfefferkuchen abgebildet sind). Von diesen deckt jeder 3 auf und eine Starthexe wird bestimmt. Reihum wählt nun jeder eine Märchenfigur aus und legt die Karte an die Pforte seines Grundstückes. Beginnend bei der Starthexe muss dann jede eine Aktion durchführen: Entweder 1) Bauen und danach Märchwesen fangen oder 2) zwei Treppen nehmen.


Bei 1) folgt man einer klaren Reihenfolge: a) ein offenes eigenes Doppelplättchen im Haus platzieren und dabei ggf. Treppen als Lückenfüller einsetzen, b) die Effekte der abgedeckten Symbole ausführen (Pfefferkuchen nehmen, Treppen nehmen, Pfefferkuchen austauschen, Märchenwesen anlocken) und c) Märchenwesen einfangen (auf der Karte abgebildete Pfefferkuchen abgeben). Beim Einfangen darf man die Wesen vor der eigenen Pforte oder die in der gemeinsamen Auslage einfangen. Die Karten an der Pforte sind also schlicht für einen selbst „reserviert“. Hat man eins gefangen, erhält man eine Jokerplättchen, das man sofort verbauen und wie üblich den Effekt des abgebildeten Symbols abhandeln darf. Anschließend wird d) noch geprüft, ob und wie viele Stockwerke man vollendet hat (alle Felder im Haus ebenmäßig belegt). Für jedes Stockwerk nimmt man sich eine der ausliegenden Belohnungskarten. Aber Achtung: jede Hexe darf jedoch maximal drei Stück haben. Ablegen oder Tauschen ist nicht erlaubt!


Bei 2) darf man eines seiner offen ausliegenden Doppelplättchen abwerfen, um dafür 2 Treppen zu erhalten. Mehr geht dann aber nicht. Diese Aktion greift vor allem dann, wenn man keine Doppelplättchen mehr in sein Häuschen legen kann. Für Pfefferkuchen und Treppen im eigenen Vorrat gibt es dann aus Balancinggründen noch ein Limit von 10 bzw. 4, an das man denken muss.

Das Spiel endet, wenn keine Hexe mehr offene Doppelplättchen vor sich liegen hat und dann kommt die Wertungsrunde: Jedes gefangene Märchenwesen bring die jeweils aufgedruckten Siegpunkte, Jedes übrige Pfefferküchlein im eigenen Vorrat bring einen Punkt und bei den Belohnungskarten kommt der Unterschied zwischen Einsteiger- und Standardspiel zum Tragen: Im Einsteigerspiel bringen die Belohnungskarten die aufgedruckten Siegpunkte. Im Standardspiel gibt es auf den Belohnungskarten keine festen Punktwerte, sondern Punkte für bestimmte erreichte „Meilensteine“, wie z.B. „9 Punkte bei mindestens 8 Stockwerken“ oder „2 Punkte je frohgemutem Märchenwesen“. 

Wie ihr seht: Im Standardspiel kommt eine ordentliche Portion Taktik und Weitblick hinzu: Man nimmt sich Bonuskarten und muss anschließend versuchen, seine eigenen Ziele zu erreichen, obwohl alle Gegenhexen die Ziele kennen, denn die genommenen Karten liegen für alle sichtbar offen aus. Und hier spielt es dann auch plötzlich eine Rolle, ob das gefangene Wesen „frohgemut“ oder „übellaunig“ ist. Die Stimmung ist nämlich auf der jeweiligen Karte abgedruckt.


Was ist also das Fazit zum Hexenhaus  Zum einen ein rundum stimmiges Setting, das mit viel Liebe zum Detail ausgearbeitet wurde und Klein wie Groß anspricht. Gleichzeitig aber ein optimales Familienspiel, dass die Brettspielnachmittage über Jahre begleiten kann: Beginnend mit dem Einsteigerspiel, dass für die jüngeren Kids durchaus schon ausreicht kann man mit zunehmendem Alter zum Standardspiel wechseln und hat laufend weiterhin Spaß an dem Ganzen. Das ist top! Und wenn wir ehrlich sind: Wenn man sich aufs Setting einlässt und nicht zu viel taktischen Tiefgang erwartet, ist das Spiel aufgrund seiner Mechaniken auch für jede „Altherrenrunde“ bestens geeignet. Alles in allem also rundum gelungene Pfefferkuchenmischung für (fast) jede Altersgruppe!

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Hexenhaus von Phil Walker-Harding
Erschienen bei Lookout
Für 2 bis 4 Spieler in ca. 30 Minuten
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