Tribes – Von der Steinzeit bis zum Spielspaß
„Endlich da sich die großen kalten Berge und die weiße Decke verschwinden, kann mein Stamm aufatmen. Langsam wächst unsere Gruppe und wir haben seit Wochen das erste Mal genug Essen für die nächsten Tage. Die Alten erzählen uns von den Geistern und die Jungen wollen, dass wir Muscheln sammeln und die neuen Steppen betreten. Und ich? Ich bin froh, dass wir Früchte und Herden wiedergefunden haben.“ So oder ähnlich könnte der Bericht eines Häuptlings aus Tribes nach dem Ende des ersten Zeitalters lauten.
Geschichten und Gelände – Das Spielmaterial
Tribes zeichnet sich durch einen bunten, aber passend designten Stil aus. Dieser Stil unterscheidet sich sowohl in den Formen, als auch in der Atmosphäre stark und positiv von der Kickstarter Version.
Die Symbole, Zeichen und Schriftarten passen gut zusammen und ergeben ein sehr stimmiges Bild. Einzig das Symbol für Weihrauch wurde von allen als Suppe anerkannt. Das war dann bis zur Aufklärung etwas komisch, dass Suppe geholfen hat, Schamanismus oder andere spirituelle Dinge freizuschalten.
Auch die Größe der einzelnen Plättchen und deren Formen passen gut. Die Hexagone für die verschiedenen Gelände ermöglichen es jedem Spieler, ohne viel Platzaufwand, seine eigene Landschaft legen. Auch die Muscheln und Bärenzähne vermitteln durch ihre Größe, eine gewisse Wertigkeit.
Besonders gefallen mir die runden Formen und Aussparungen der Ereignisse. Diese lassen es zu, die erledigten Ereignisse aneinander zu legen und einen Halbkreis damit zu formen. Das sorgt für ein stimmigeres, unmodernes und lockereres Bild und steigert die Atmosphäre des Spiels. Außerdem bildet sich so ganz nebenbei ein erzählerisches Spielelement und am Ende kann man alles viel besser nachvollziehen, was im Spiel geschehen ist.
Einzig die Stammesfiguren fallen designe-technisch negativ auf. Es ist schwierig zu erkenne, was genau dargestellt werden soll und wären die Regeln ohne Bilder geschrieben, wäre es das vielleicht immer ein Rätsel geblieben.
Auch das zentrale Spielbrett, auf dem die Werte Nachwuchs, Erkunden, Bewegen und Stärke und die Errungenschaften aller Spieler festgehalten werden, ist übersichtlich und sehr stimmig designt.
Zu dem Regelbuch selbst bleibt nur eines zusagen: Kurz, übersichtlich, viele Bilder und gut.
Genau so gestaltet ich auch der Aufbau, so dass man gut mit diesem Spiel einen Spieleabend beginnen oder beenden kann.
Aufbruch in eine neue Epoche – Das Spiel
Tribes spielt sich sehr schnell und flüssig. Es gibt 2 Phasen und 4 Aktionen, die sich alle samt sehr schnell spielen lassen. In der ersten Phase jede Runde wählt, der aktive Spieler eine Aktion oder ein Ereignis aus der Plättchen-Leiste aus. Von links nach rechts legt dieser eine Muschel auf jede Aktion, die übersprungen wird. Nun darf er sich alle Muscheln auf der gewählten Aktion nehmen, die Aktion ans Ende legen oder das Ereignis abhandeln und entfernen und die Aktion bzw. das Ereignis ausführen.
Diese Leiste und das Auswählen stellt das zentrale Spielelement in Tribes dar. Durch die Auswahl kann man anderen Spielern passende Aktionen streitig oder teurer machen. Besonders, wenn man dabei auf die 3 Werte Nachwuchs, Erkunden und Bewegen für die gleichnamigen Aktionen oder Stärke für die Ereignisse, achtet. Diese geben an, wie viel man bei den jeweiligen Aktionen machen kann oder wie ein Ereignis sich auf einen Spieler auswirkt. Und mit etwas Planung und Zusammenspiel kann man Spieler sogar gezielt in negative Ereignisse locken. So entsteht eine clevere Möglichkeit andere Spieler zu beeinflussen und deren Pläne zu durchkreuzen.
Leider endet damit auch schon die Interaktivität. Denn die Ereignisse oder 4 möglichen Aktionen, die in der 2. Phase abgehandelt werden, Nachwuchs (neue Stammesmitglieder auf Felder mit alten stellen), Bewegen (Stammesmitglieder auf benachbarte Felder bewegen), Erkunden (neue Felder ziehen und an seine Landschaft anlegen) und Errungenschaften machen (neues Wissen aufdecken, erlangen und dadurch einen Wert steigern) spielen sich fast unabhängig von den anderen Spielern.
Einzig Errungenschaften machen hier eine Ausnahme. Erlangt ein Spieler eine Errungenschaft vor einem anderen Spieler, erhält dieser dafür mehr Siegpunkte. Außerdem bestimmen sie Errungenschaften grundlegend die möglichen Taktiken, indem sie Boni auf die 4 Werte geben. Errungenschaften stellen auch das Spielelement dar, welches den Wiederspielwert enorm erhöht.
Viele Bärenzähne und wenig Muscheln – Das Fazit.
Der niedrige Schwierigkeitsgrad und die wenigen Interaktionen machen Tribes zu einem sehr guten Familien- oder Einsteigerspiel. Und durch die Ereignisse können auch Vielspieler hin und wieder Spaß an Tribes haben.
Optisch gibt diese Version wesentlich mehr her, als die Kickstarter-Version. Besonders in puncto Atmosphäre überzeugt das Spiel in ganzer Linie. Wir bekommen eben nicht jede Runde Rohstoffe, die wir angepflanzt haben, wir leben von dem, was uns das Land gibt oder wir verheeren es. Auch forscht nicht jeder für sich. Erkenntnisse werden gewonnen und sind dann in der Welt. Die Liste könnte lange so weiter gehen.
Wer also die Steinzeit mag, Euro Games liebt und etwas mit der ganzen Familie spielen will, der sollte unbedingt zugreifen. Wer jedoch Herausforderung und eine hohen Wiederspielwert sucht, der sollte lieber Abstand nehmen.
In einem Satz: Tribes ist ein familienfreundliches Eurogame, dass ab und zu gespielt Atmosphären und Stil, durch ein leichtes Spiel vermittelt.
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Erschienen bei Kosmos
Für 2 bis 4 Spieler in ca. 60 Minuten
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder aus dem Pressematerial des jeweiligen Verlages (hier Kosmos)