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25.01.2019

Catan: Der Aufstieg der Inka


Kulturen kommen und gehen. Wir erlebten, wie Dörfer zu Städten wurden und diese langsam der Vergessenheit anheim fielen, bis sie, Generationen später, wieder von Archäologen ausgegraben wurden. Das Wiederentdecken und die erneute Nutzbarmachung dieser alten Orte verlangt uns manchmal mehr ab, als ihre Erschaffung uns gekostet hat. Ob diese Anstrengung dabei helfen, einen großen Stamm zu erschaffen und ob es sich dafür lohnt, den tropischen Regenwald Südamerikas zu durchforsten, sind nur ein paar der Fragen, denen sich Catan: Aufstieg der Inka stellen muss.

Von den Anden keine Spur – Die Spielmaterialien

Catan: Aufstieg der Inka setzt die ehrwürdige Tradition fort, einen Brettspielklassiker modern zu halten. Ein bewährtes Mittel zum Erreichen dieses Ziels ist die Modernisierung des Designs. Das Design der Felder und Karten hat sich schon seit den Tagen von Mayfair Games (Ruhe in Frieden!) merklich positiv geändert. Und auch Catan: Aufstieg der Inka leistet dieser Entwicklung Vorschub. Besonders die Handelsressourcen und die thematischen Anpassungen an die südamerikanische Indio-Kultur für Rohstoffe und Geländefelder sind gut gelungen. Beispielhaft sind hier die Lamas und der Dschungel zu nennen. Diese bringen den Flair von indigenen Völkern und unentdeckten Ländern besonders gut rüber, ohne thematisch zu stark vom „Catan“-Look abzuweichen oder zu sehr ins Klischee abzudriften.


Was mich jedoch gestört hat, war das Fehlen von Gebirgen. Das Reich der Inka bestand fast nur auf der Westseite Südamerikas. Diese ist durch die Gebirgszüge der Anden und dem Zugang zum Pazifik geprägt. Wasser ist auch viel und sinnvoll im Spiel zu finden. Gebirge findet man jedoch nicht. Das ist einerseits Schade, weil hier spielerische und gestalterische Optionen einfach weggelassen wurden und andererseits auch Schade, weil man dann auch ein weitaus passenderes Szenario hätte wählen können.

Ein weiterer Hinweis auf das gewählte Szenario, findet sich in den Rankenkränzen. Leider aber auch hier kein Hinweis oder eine Andeutung zum Thema Gebirge oder Bergvolk. Diese Ranken sollen manchen Dörfern und Städten den Look von vom Dschungel überwachsenen und vor allem verlassenen Orten geben. Zu diesen Orten kehren Spieler später wieder zurück. Ob dies bei den Inkas jemals so praktiziert wurde, ist nicht gesichert. Einzig von den Ägyptern wissen wir, dass sie Orte verließen, vor allem wenn der zum Ort gehörende Nil-Arm austrocknete, und diese wiederbelebten, wenn wieder Wasser durch oder in deren Nähe des Ortes floss. Hier hätte sich ein besseres Szenario angeboten. Allerdings wäre es auch ein generischeres Szenario, als der Stamm der Inka gewesen.

Auch die Entwicklungskarten sind dem Szenario angepasst. Die Bilder sind schön und stimmig für das Szenario. Aber das man die Ritter-Karte einfach in „Kampfkunst“ geändert hat, wirkt ein bisschen, als ob man zu faul war, berühmte Kampfeinheiten der Inka zu recherchieren.
Das übrige Design der Miniaturen von Dörfern, Städten und Räubern ist gut gelungen. Diese tragen als einzige Stücke im Spiel mit Ihrem Design zum Eindruck eines Bergvolkes bei. Dieser aber durchaus gekonnt und schön.


Das einzige wirklich lieblos gestaltete Stück, ist die Aufstiegs- und Abstiegsanzeige für die Stämme. Hier hätte man gerade mit einem besser bebilderten Hintergrund nochmal deutlich etwas für die Atmosphäre tun können. So wurde eine kleine, aber feine Möglichkeit zur besseren Darstellung der Szenerie fallen gelassen. Das ist in diesem Fall besonders schade, da es sich um eines der Hauptspielelemente handelt und selbst Catan-Profis hier in den ersten Spielen sehr oft nachlesen und drauf schauen müssen.

Das Drama mit dem Lama – Das Spiel

Catan: Aufstieg der Inka bleibt der Spielserie treu und ist von den Kernmechaniken ein waschechtes Catan. Jeder Spieler beginnt das Spiel, indem jeder Spieler im Uhrzeigersinn ein Dorf zwischen 3 Felder platziert und dann in umgekehrter Reihenfolge eines zweites Dorf auf das Spielfeld packt.

Doch bereits beim Spielfeld zeigen sich die ersten kleinen Änderungen. Statt der üblichen 5 Felder, gibt es nun zusätzlich Dschungel- und Fischerei-Felder. Hier verdient man nicht einen der üblichen Rohstoffe, sollte die Zahl eines Feldes gewürfelt werden, an dem man ein Dorf oder später einen Stadt zu stehen hat. An diesen Feldern verdient man Handelsressourcen, die man 2 zu 1 gegen einen beliebigen Rohstoff oder im 3er Set gegen 2 beliebige Rohstoffe tauschen. Bei einer 7 wird weiterhin der Räuber auf ein Feld gestellt, welches nun blockiert ist und einem der anliegenden Spieler wird vom aktiven Spieler eine Karte geklaut. Warum man für Handelsressourcen gesonderte Geländefelder braucht erschließt sich nicht sofort. Denn schon bei der Catan-Erweiterung „Städte & Ritter“ gab es hochwertigere Rohstoffe, welche einfach auf den üblichen Feldern erzeugt wurden. In Catan: Aufstieg der Inka ist es jedoch durch die unterschiedlichen Felder noch wichtiger, wo man seine Dörfer und Städte platziert. So wird das Spiel strategischer und der sonst schwächelnde Handel gestärkt, ganz ohne die Schwierigkeit des Spiels merklich zu erhöhen. Das geschieht auch durch die Größe des Feldes. Catan: Aufstieg der Inka hat wesentlich weniger Felder, als ein durchschnittlicher Catan-Spielplan. So wird auch der Wettstreit unter den Spielern gefördert und einige der wichtigsten Kritikpunkte an der Spieleserie angegangen.


Doch die Handelsressourcen und Spielplangröße stellen nicht die einzige oder wichtigste Änderung dar. Eine weitere Änderung stellt das Punkte-System dar. Statt einfach für jede Siedlung einen Siegpunkt und für jede Stadt 2 Siegpunkte zu erhalten, bekommt man statt dessen 1 oder 2 Stammespunkte. Diese erhält man auch für die Start-Siedlungen. Es gibt außer durch Dörfer oder Städte keine Möglichkeit an Stammespunkte zu gelangen. Weder durch Entwicklungskarten, noch durch die “längste Handelsstraße” oder “Größte Kampfkunst”. 

Diese sind nicht mehr nur entscheidend für das Ende des Spiels, sondern vor allem und ausschließlich während des Spiels sinnvoll. Denn hält man den Titel “Längste Handelsstraße” darf man einmal pro Runde 2 beliebige Rohstoffe oder einen beliebigen Rohstoff und eine beliebige Handelsressource gegen einen beliebigen Rohstoff tauschen. Der Titel “Größte Kampfkunst” ermöglicht es dem Halter, jede Runde den Räuber zu versetzen und von seinen Opfern eine Karte zu ziehen, ganz so, als würde der Räuber regulär versetzt werden.


Hat ein Spieler 4 Stammespunkte gesammelt, startet die größte und wichtigste Änderung von Catan: Aufstieg der Inka  Alle Straßen des Spielers werden vom Spielplan entfernt und wandern in seinen Vorrat. Der Titel “Längste Handelsstraße” muss eventuell abgegeben werden. Über alle Dörfer und eventuell die Stadt wird ein Rankenkranzz gelegt. Und zuletzt darf der Spieler ein neues Dorf auf eine freie und mögliche Kreuzung legen, zu welcher keine andere Straße führt. Der große Clou beginnt jetzt. Jeder Spieler, der es schafft eine Straße zu einer Stadt oder einem Dorf mit einem Rankenkranz zu bauen, kann den Preis eines Dorfes bezahlen und das umrankte Gebäude durch sein Dorf und ohne Rankenkranz ersetzen. So lange das nicht passiert, produzieren auch die umrankten Dörfer und Städte weiterhin Rohstoffe und Handelsressourcen für den ursprünglichen Erbauer. Ab jetzt entsteht ein Wettlauf zwischen Den Spielern. Schafft man es zur umrankten Stadt des Kontrahenten. Kann man diese ersetzen und sich somit die gute Lage sichern? Kann man selber seine Gäube durch neue Dörfer ersetzen? Noch krasser wird es, wenn man den dritten und letzten Stamm aufbaut. Denn dann werden alle noch stehenden Gebäude des eigenen ersten Stammes entfernt und die Kreuzungen komplett frei. Dadurch wird es für die anderen Spieler noch einfacher einen Rückstand aufzuholen. 

Dieser Mechanismus sorgt für ein tolles und strategisches Gegeneinander, ohne Catan: Aufstieg der Inka in ein hardcore kompetitives Spiel zu verwandeln. Es ermöglicht und verlangt mehr Strategie. Spieler werden permanent angehalten jeden Schritt genau zu bedenken. Einfach nur vor sich hinwürfel und ab und zu ein Gebäude errichten, wie in der Ur-Version von Catan, ist hier definitiv ausgeschlossen.


Zu dem gesellt sich ein weiterer Faktor. Auch für das kostenlose Dorf erhält man einen Stammespunkt für den neuen Stamm. Somit springt man mit dem letzten Dorf nicht nur von 3 Stammespunkten gleich auf 5, man erhält zusätzlich für die Kosten eines Dorfes 2 Dörfer. Dieser Mechanismus sorgt dafür, dass aus eigentlich 11 Punkten, die man im Spiel verdienen muss nur noch 7 Punkte werden, da man mit 2 Punkten startet und 2 geschenkt bekommt. Das Spiel wird so extrem beschleunigt und erhält nach dem Ende jedes Stammes einen deutlichen Push. So fühlt sich Catan: Aufstieg der Inka viel action-reicher, als die meisten anderen Catan-Spiele, an. Ständig scheint etwas Bedeutendes zu geschehen. Liegt ein Spieler vorn, hole ich durch diesen Mechanismus relativ einfach auf, ohne das meine Stammespunkte dadurch banal oder wertlos zu wirken. Es bleibt bis zum Ende spannend, vor allem weil der Handel erliegt, wenn mehreren Spielern nur noch ein paar Ressourcen zum letzten Punkt fehlen.

Die Götter sind erfreut - Das Fazit

Catan: Aufstieg der Inka ist wahrscheinlich das beste Catan, dass ich jemals gespielt habe. Es vereint die Stärken des einfachen Regelwerkes, mit interessanten Mechaniken, aggressiverem Gameplay, interessanten Abwandlungen und einem schönen Design. Das einzige Manko liegt wirklich nur in den fehlenden Bergen im Design. Dieses Catan ist spaßig, schnell und clever. Aber Vorsicht! Es bleibt ein Catan, was je nach dem, gut oder schlecht sein kann. 

Catan: Aufstieg der Inka hat Catan wieder zurück auf meine Spieltisch gebracht und spielerisch extrem verbessert. Danke dafür!


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Catan: Der Aufstieg der Inka von Klaus und Benjamin Teuber
Erschienen bei Kosmos
Für 3 bis 4 Spieler in ca. 90 Minuten

sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder aus dem Pressematerial des jeweiligen Verlages (hier Kosmos)