*sing* „Wir lagen vor Madagascar und hatten nen Affen an Board“ */sing*…was? Falscher Text? Das mag ja sein, aber Alles an Bord?! wäre damit sehr treffend beschrieben. Aber packen wir das Spiel vielleicht erstmal aus, denn es warten viele wirklich ansehnlich gestaltete Papp-Komponenten. Zentrale Rolle spielen die 4 Schiffe (je eins pro Spieler). Diese müssen erstmal „zusammengebaut“ werden. Auf dem Schiffstableau selbst ist der komplette Laderaum mit abgebildet. Auf Höhe des Wassers wird jedoch ein Sichtschirm aufgebracht, so dass man die Ladung, die unter Wasser liegt nur selbst sehen kann. Alle anderen Spieler sehen aufgedrucktes Wasser. Allein das ist schon absolut stimmig und raffiniert gemacht und kam bei uns wirklich gut an, vor allem, weil man die Schiffe „zusammengebaut“ in die Packung legen kann. Manchmal sind es halt die Kleinigkeiten, die ein Spiel ausmachen. Aber auch die übrigen Komponenten sind wirklich mehr als nur nett anzusehen und fügen sich wunderbar ins Gesamtbild ein. Dafür gibt’s schonmal eine große Buddle voll Rum…ach nee, Familienspiel…eine Kanonenku…nein…eine große Schatzkiste!
Sehr schön außerdem: Das Spiel ist in Windeseile vorbereitet. Jeder Spieler bekommt ein Schiff, die Ausrüstungsplättchen werden einfach in die Tischmitte gekippt (egal mit welcher Seite nach oben), die übrigen Komponenten (Geld, Holzmarker für Waren und ein drei Papageien) kommen dazu und die Abenteuerkarten kommen in 3 farblichen sortieren Stapeln auf den Tisch. Nun zieht man noch 13 Abenteuerkarten und drappiert sie zu einem Kreis um die Ausrüstungskärtchen in der Tischmitte. Fertig. Das eigentliche Spiel startet also nach gefühlten 2 Minuten „Aufbau“. Und schon hat sich das Spiel die nächste Schatzkiste verdient!
Gespielt wird in zwei Phasen: 1. Schiffe beladen, 2. Reisen
Zu Beginn der 1. Phase werden die 13 drappierten Abenteuerkarten nach einem beherzten Alles an Bord?! von den Spielern gemeinsam aufgedeckt. Anschließend dürfen alle gleichzeitig ihre Schiffe mit Ausrüstungsplättchen beladen. Dabei gilt es, auf die aufgedeckten Abenteuerkarten zu schielen, da dort gezeigt wird, welche Ausrüstung man braucht und welche Belohnung man dafür erhält. Damit das ganze nicht im Chaos endet, gibt es hier klare Regeln: Nur eine Hand, nur ein Kärtchen gleichzeitig, man darf Kärtchen auf dem Schiff auf jeden freien Platz legen, Ablegen vom Schiff ist verboten. Außerdem dürfen hier zwei Waren genommen und auf die entsprechenden Felder auf dem Schiff gelegt werden.
Wer zuerst sein Schiff voll beladen hat ruft „Leinen los“, sammelt schnell alle 13 Karten ein und legt sie als verdeckten Stapel vor sich. Nun darf kein Spieler mehr die Vorderseite der Karten ansehen. Allerdings dürfen alle ihre Schiffe weiterhin vollladen.
Nun Beginnt Phase 2. Der Spieler, der die Abenteuerkarten vor sich liegen hat mischt diese durch und deckt eine nach der anderen auf. Jede Karte wird gewertet, bevor die nächste an der Reihe ist. Die Kategorien der Karten (es gibt 4) sind an den Schiffsfarben auf der Kartenrückseite ersichtlich. Je nach Kategorie gibt es unterschiedliche Ziele, allerdings ist die grundlegende Handlung innerhalb jeder Kategorie die gleiche: Bei Entdeckungen entscheided jeder Spieler für sich, ob er die Karte erfüllen möchte (Ausrüstung vom Schiff ablegen und Belohnung erhalten), beim Handeln ebenso (hier mit Waren statt mit Ausrüstung), bei den Piraten muss jeder Spieler vor dem Umdrehen sagen, ob er den Piraten begegnen möchte oder nicht. Spieler, die fliehen, dürfen anschließend die Karte nicht erfüllen. Wer den Piraten begegnet muss(!) Ausrüstung abgeben und erhält eine Belohnung. Kann man dies nicht, muss man 2 Gold und eine Ware als Strafe abgeben. Ein Auftrag wird ebenfalls zunächst nicht aufgedeckt. Dieser wird jedoch unter den Stapel gelegt und erst als letzte Karten werden die Aufträge gewertet. Dies läuft wie ein Handel ab, allerdings mit besseren Belohnungen.
Sind alle Karten abgehandelt, werden alle verbliebenen Waren in je 1 Geld getauscht und alle Ausrüstungsplättchen werden abgeworfen. Danach tauschen alle Spieler jeweils 10 Geld in eine Schatztruhe um und jede Schatztruhe kommt auf ein Feld des Schiffs. Für den 2. Durchgang hat man also umso weniger Platz für Waren und Ausrüstung, je mehr Geld man im ersten Durchgang verdient hat. Als Gegenleistung verliert man das Geld in den Schatzkisten bei einem Piratenangriff nicht.
Die 13 gespielten Abenteuerkarten werden nun weggelegt und 13 neue nach den Regeln ausgebreitet. Der Spieler mit dem geringsten Geldbetrag bekommt einen Papagei. Dieser dient an einer beliebigen Stelle der nächten Runde als Joker für ein beliebiges Ausrüstungsplättchen. Danach läuft der zweite Durchgang genauso wie der erste. Nach diesem Durchgang endet das Spiel. Gewonnen hat, wer das meiste Geld erwirtschaftet hat.
Neben diesem Basisspiel gibt es noch drei kleinere Varianten sowie eine kleine Sonderregel für zwei Spieler. Diese sind allesamt schön, aber nicht der Rede wert.
So…nach all diesen Regeln, die sich „in echt“ innerhalb von wenigen Minuten erläutern lassen (eine weitere Schatzkiste für das Spiel!) bleibt eine Frage offen, nämlich die nach dem Spielspaß für jung und alt. Alles an Bord?! fällt hier ganz klar in die Kategorie „gelungenes Familienspiel“. Das Spiel bietet ein Konkurrenzgefühl in Phase 1 und niederschwelliges Taktieren in Phase 2. Die Schatztruhen-Mechanik ist nicht neu, fügt sich aber wunderbar in das Spielgeschehen und ist thematisch toll eingebettet. Sie sorgt für ein wenig taktischen Anspruch („wie werde ich meine Waren los, damit ich am Ende 9 statt 10 Geld extra habe?“) und sorgt gleichzeitig für ein ausgewogeneres Balancing, ohne wirklich zu stören. Zu guter Letzt ist die Spielzeit mit 30 Minuten optimal für ein Spielchen zwischendurch oder eine anstehende Revange geeignet. Und wenn wir ganz ehrlich sind…es taugt auch in Spielrunden ohne Kinder für ein Spielchen oder zwei zwischendurch. In diesem Sinne: Alles an Bord?! und Leinen los!“
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Alles an Bord?! von Carlo A. Rossi
Erschienen bei Abacusspiele
Für 2 bis 4 Spieler in ca. 30 Minuten
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