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19.08.2018

Ganz schön clever


Die Roll&Write-Spiele erfahren gerade eine Renaissance, in deren Zuge mir dieser Begriff erst wirklich bewusst geworden ist. Was in meiner Kindheit Kniffel bzw. Yahtzee war, könnte nun Ganz schön clever von Wolfgang Warsch werden. Die kürzliche Nominierung zum Kennerspiel des Jahres ist aber auch ohne nostalgische Kindheitserinnerungen Grund genug, sich das kleine Würfelspiel näher anzusehen.

Typisch für derartige Spiele braucht es nicht viele Komponenten, um eine Partie zu beginnen: Jeder der bis zu vier Spieler erhält ein Wertungsblatt und einen der mitgelieferten Filzstifte. Der Startspieler bekommt die sechs verschiedenfarbigen Würfel und dann kann es auch schon losgehen: Würfel werfen, bestmögliche Ergebnisse herauslegen und Punktefortschritt notieren. Wer (bei vier Spielern) nach vier Runden die meisten Punkte angehäuft hat, gewinnt.

Nach einem Wurf kann der Spieler immer genau einen Würfel herauslegen und abhandeln. Die verschiedenfarbigen Würfel stehen jeweils für eines von fünf unterschiedlichen Mini-Spielen auf dem Wertungsblatt, in denen auf unterschiedliche Art und Weise Punkte erzielt werden können; der sechste, weiße Würfel ist ein Joker. 


Entscheidet man sich beispielsweise dazu, den orangefarbenen Würfel herauszulegen, erhält man dafür einfach die Augenzahl als Punkte gutgeschrieben. Legt man den gelben Würfel heraus, muss die Augenzahl in einem Raster angekreuzt werden. Gelingt es dem Spieler eine Zeile bzw. Spalte zu vervollständigen, erhält er Boni bzw. Punkte. 

Das klingt nach einer simplen Punktehatz, doch gibt es einen kleinen Haken: Nachdem man sich für einen Würfel entschieden hat, werden alle Würfel mit einer niedrigeren Augenzahl den Mitspielern auf einem Silbertablett präsentiert, das praktischerweise auf das Inlay der Spieleschachtel gedruckt wurde. Diese Würfel können vom aktiven Spieler bei seinen weiteren Würfen nicht mehr genutzt werden. Da man in einem Zug drei Mal werfen darf, sollte man es vermeiden, gleich zu Beginn die hohen Werte zu nutzen, auch wenn es noch so verlockend ist. Am Ende des Zugs dürfen sich die Mitspieler einen der Würfel auf dem Silbertablett aussuchen und auswerten, danach ist der Nächste an der Reihe.


Erreicht man im Verlauf des Spiels in den einzelnen Disziplinen bestimmte Felder oder kann Spalten/Zeilen vervollständigen, schaltet man Boni frei. Dabei kann es sich um die Möglichkeit handeln, ein schlechtes Würfelergebnis durch erneutes Werfen zu verbessern oder zusätzliche Würfel zu werten. 

Der „Fuchs“-Bonus wird erst zum Spielende relevant: Die Zahl der erreichten Fuchssymbole wird mit der niedrigsten Punktzahl multipliziert, die in einem der Mini-Spiele erreicht wurde. Aus diesem Grund ist es wichtig, in allen Spielen halbwegs gleichmäßig Punkte zu erzielen, um am Ende dank der Füchse nochmal richtig abzusahnen.
Daneben gibt es Boni, die es dem Spieler erlauben, ein zusätzliches Feld in einem anderen Minispiel anzukreuzen. Gerade im späteren Spielverlauf können sich dadurch ganze Ketten an Boni ergeben, wenn Kreuz um Kreuz um Kreuz ein weiterer Vorteil freigeschaltet wird.


Daraus ergibt sich der große Reiz von Ganz schön clever  denn es ist extrem befriedigend diese Kettenreaktionen auszulösen. Gerade in den ersten Partien ist man davon oftmals überrascht und kann sein Glück kaum fassen. Sobald man den Dreh jedoch etwas raushat, geht man deutlich strategischer bei der Würfelwahl vor, was zu längeren Zügen, gerade im späteren Spielverlauf, führen kann. Dadurch spielt es sich nicht ganz so schnell wie andere Roll&Write-Spiele und bisweilen dauert es etwas (vor allem mit 4 Spielern), bis man wieder selbst würfeln darf. Dass man am Ende des Zuges eines Mitspielers einen seiner ungenutzten Würfel nutzen darf, ist da nur ein kleiner Trost.

Dennoch ist Ganz schön clever ein großartiges, kleines Würfelspiel, das enormes Potenzial für strategisches Denken bietet. Klar gibt es einen Glücksfaktor, der lässt sich jedoch durch die Möglichkeit des erneuten Würfelns zumindest etwas eindämmen. Und selbst nach unzähligen Partien hat man immer noch daran zu knabbern, endlich die Punktzahlen zu erreichen, die einem – laut Spielanleitung – das Prädikat Ganz schön clever verleihen.
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Ganz schön clever von Wolfgang Warsch
Erschienen bei Schmidt Spiele
Für 1 bis 4 Spieler in ca. 30 Minuten
Boardgamegeek Link

sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder aus dem Pressematerial des jeweiligen Verlages (hier Schmidt)