Das trendigste Restaurant des Waldes öffnet seine Pforten und der Andrang ist groß! Alle Tiere des Forsts wollen bedient, bekocht und zufriedengestellt werden. Ein bis fünf Spieler können eine Schicht übernehmen und gemeinsam versuchen, dem Ruf des Forestaurants gerecht zu werden.
Forestaurants ist dabei in erster Linie ein kooperatives Kartenspiel, in dem die Spieler für ihre Aktionen mit den (bevorzugt) passenden Tierkarten bezahlen, um die Zufriedenheit der Tiere und den reibungslosen Ablauf im Gasthaus gewährleisten zu können. Schafft man es nicht, die Tiere, die an neun Tischen auf dem Spielplan Platz nehmen können, rechtzeitig zu bedienen oder ihr Essen zu servieren, erhalten sie einen Wolkenmarker, der ihre Unzufriedenheit darstellt. Wenn alle zwölf Wolkenmarker des Spiels aus- und ein weiterer dazu gelegt werden müsste, ist dies eine der Situationen, in denen die Spieler verloren haben.
Zudem müssen die Spieler auf das Räuber-Beute-Verhältnis des Waldes achten: Wolkenmarker müssen nämlich auch zugewiesen werden, wenn sich Raub- und Beutetier in die Quere kommen. Sei es, weil ein Spieler etwa mit einer Wolf-Karte bei einem Wildschwein die Bestellung aufnehmen will oder weil Fuchs und Hase an zwei benachbarten Tischen Platz nehmen müssen. Umgekehrt gibt es aber auch einen positiven Effekt: Wird einer bestimmten Tierart vermittels einer Karte von derselben Spezies etwa das Essen serviert, darf ein Wolkenmarker entfernt werden.
Das effiziente Management der Karten auf der Hand ist dabei der Schlüssel zum Management der Gäste. Da man nur so lange Aktionen ausführen darf, bis eine Mindestzahl an Handkarten erreicht ist, muss viel abgewogen werden, um passende Karten zu spielen oder für später zu behalten. Speziell beim Kochvorgang können sich Spieler gegenseitig auch aushelfen, indem sie eine Karte opfern, um den passenden Koch sowie die passenden Zutaten für das Gericht parat zu haben. Die Spieler haben gewonnen, wenn sie jeweils fünf Gäste aller acht Tierarten bekocht und zufriedengestellt haben. Ein utopisches Ziel.
Denn in den unzähligen Partien, in denen wir dieses Spiel gespielt habe, kamen wir dieser Vorgabe nicht mal im Ansatz nahe. Wir konnten in einer Runde immerhin die Hälfte der geforderten Anzahl an Tieren als zufriedene Gäste verbuchen, bevor wir das Spiel dennoch verloren haben. Und dabei hatten wir bereits die Regeln für ein etwas leichteres Spiel angewandt... Tatsächlich liegt dem Spiel aber auch eine Variante für Kinder bei, die nicht ganz so bockschwer daherkommt.
Das stete Scheitern motiviert aber mehr, als dass es frustriert. Das Spiel ist schnell auf- und abgebaut, kurzweilig und eine herrliche Knobelei, ohne dabei überbordend zu sein. Wie gut oder schlecht eine Partie verläuft, hat aber auch viel mit Kartenglück zu tun. Zu Beginn eines Spielerzugs wird eine Karte gezogen, deren Wert diejenige Tischreihe oder -spalte angibt, in der die Gäste aktiv und bisweilen ungeduldig werden. Passiert dies mehrmals hintereinander in derselben Spalte oder Reihe, in der man die Tiere nur langsam oder gar nicht bedienen kann – weil etwa die passenden Karten auf der Hand fehlen – sammelt man ziemlich schnell ziemlich viele Wolkenmarker.
Dieser Glücksaspekt sowie das Beute-Räuber-Verhältnis der einzelnen Karten machen Forestaurant so knifflig und vielleicht auch nicht ganz fair, und dennoch möchte man nach dem Scheitern am liebsten gleich noch eine Runde spielen. Für manch einen stellt die oftmals sehr deutliche Niederlage aber auch einen Frustmoment dar, der ausreicht, um das Spiel nie wieder anrühren zu wollen. Daher sollte eine gewisse Toleranz für häufiges Verlieren Voraussetzung sein, wenn ihr mit diesem Spiel liebäugelt.
Dabei erweckt die Aufmachung des Spiels gar nicht den Eindruck, dass Forestaurants höllisch schwer sein könnte. Der bunte Stil mit liebenswerten Illustrationen der Waldbewohner und ihrer Mahlzeiten weiß zu gefallen und auch das zunächst irritierende Schachtelkonzept ist witzig.
Trotz all des Lobes für Spielmechanik und Aufmachung darf ein Kritikpunkt, der das Spielvergnügen fast im Keim erstickt hätte, nicht unerwähnt bleiben: die Spielanleitung. Die deutsche Übersetzung ist sprachlich auf einem eigentlich nicht tolerierbaren Niveau. Stellenweise wirkt es so, als wäre ein Übersetzungstool am Werk gewesen, das entsprechend unpräzise und hölzern formuliert und die Spieler bei manchen Regelfragen schlichtweg im Dunkeln lässt. Man kann von Glück reden, dass dem Spiel auch Spielregeln in englischer Übersetzung (sowie das ungarische Original) beiliegen, die mehr als einmal essentielle Spielvorgänge plausibel erklärt haben, die in der deutschen Übersetzung falsch oder nur unzureichend dargelegt wurden. Insgesamt hätten der Anleitung auch einige praktische Beispiele gutgetan, um die Möglichkeiten mancher Spieleraktionen besser zu veranschaulichen.
Dennoch: Wenn man diese hohe Einstiegshürde überwunden hat, – und ich fände es nachvollziehbar, wenn man noch während des Lesens der Regeln entnervt das Handtuch wirft –, ist Forestaurants ein kniffliges und herausforderndes Koop-Spiel, das gerade deswegen immer wieder auf dem Tisch landen wird. Vorausgesetzt, ihr habt ein dickes Fell, was Niederlagen betrifft.
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Für 1 bis 5 Spieler in ca. 30 Minuten
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