Der Krieg der Knöpfe ist eine Verspielung des 1912 erschienenen Romans von Louis Pergaud. In diesem treten zwei verfeindete Jugendbanden gegeneinander an und lassen keine Prügelei aus. Hütten werden gebaut, Mitschüler verpetzt, große Brüder zur Hilfe gerufen und ab und zu auch einmal die Jungs aus dem Nachbardorf aktiviert. Eine große Rolle spielten im Krieg der Knöpfe - Ihr werdet es erraten - die Knöpfe selbst. Die wurden nämlich als Trophäe von den unterlegenen Kämpfern abgeschnitten und mitgenommen.
Ob ich das Buch gelesen habe? Nein. Um der Folgefrage auszuweichen: Nein, ich habe auch nicht die Verfilmung gesehen. Keine der beiden. Aber ich mache gerne meine Hausaufgaben. Thema ist nämlich etwas, was in Der Krieg der Knöpfe allgegenwärtig ist. Und das, obwohl das Spiel eigentlich ein klassisches Euro-Spiel ist. Muss ich das Buch oder den Film kennen, um Der Krieg der Knöpfe gut zu finden? Ich sage: Nein. Und ich bin das beste Beispiel dafür. Der Krieg der Knöpfe spielt sich strategisch, aber actiongeladen. Ein bisschen eintauchen ins Thema sollte man aber schon. Das gibt den kleinen Extrakick.
Thematisch seid Ihr ja nun schon dank der Einleitung voll im Bilde. Kommen wir also doch lieber zum spielerischen von Der Krieg der Knöpfe Hier haben wir es mit einem Würfeleinsetz- bzw. Würfelverdrängungsmechanismus zu tun. Die Würfel selbst sind nämlich nichts anderes als meine eigene Jugendbande, die ich im Laufe der Partie auf die zahlreichen Felder des Dorfes einsetze. Dort wird grundsätzlich zwischen zwei Arten von Orten unterschieden: Der Schule und den… Schlachtfeldern?!?
In der Schule ist das Prinzip altbekannt. Ich setze meinen Würfel auf eines der entsprechenden Felder und führe Aktion xy aus. Interessanter wird Der Krieg der Knöpfe bei den drei Einsatzmöglichkeiten außerhalb der Schule. Hier geht es nämlich zur Sache und dort wird bis zum Ende des Spielzuges um die Vorherrschaft gekämpft.
Setze ich dort einen Würfel ein, bekomme ich entsprechende Knöpfe (die Währung des Spiels). Es gilt größtenteils: Je früher ich auf ein Schlachtfeld setze, umso mehr Knöpfe bekomme ich. Die wilde Schlägerei zwischen den Banden geht jetzt aber erst so richtig los. Mit einem höheren Augenwert, bzw. einem entsprechenden Würfelpaar, kann ich fortan ebenfalls dort einsetzen und den bisherigen Würfel verdrängen. Warum tue ich das? Ganz einfach. Wer am Ende der Runde in einem Schlachtfeld noch steht, bekommt eine wertvolle Belohnung - wie z. B. das Recht an seiner Hütte weiterzubauen. Und wer die nämlich als erster fertig hat, der gewinnt die Partie.
Aber nochmal etwas genauer zu den Schlägereien. Hier gilt ebenfalls, dass später ankommende Banden weiter rechts einsetzen müssen und weniger Knöpfe erhalten. Das bringt bei Der Krieg der Knöpfe einen interessanten Kniff. Einerseits möchte ich möglichst früh meine Würfel dort einsetzen, um die meisten Knöpfe abzustauben, andererseits riskiere ich dann eine Verdrängung durch die Folgespieler. Es entsteht ein Lauern. Manchmal brauche ich einfach die Knöpfe, setze früh und riskiere die Verdrängung. Ich kann zur Not auch später mich wieder in Position bringen. Wichtig zur Verdrängung sind möglichst hohe Augenzahlen - am besten Pärchen. Aber auch die sind vor den großen Brüdern im Spiel nicht sicher. Die sind eine Art Jokerplättchen in der Partie.
Gradliniger, aber nicht minder interessant, geht es in der Schule zu. Neben klassischen Einsetzfeldern, auf denen ich mir Hütten und Sterne kaufen kann (Mit Sternen kann ich theoretisch auch gewinnen, aber doch eher unwahrscheinlich - später mehr), gibt es noch die Klausuren und die Petzen. Und auch hier ist Der Krieg der Knöpfe wieder herrlich thematisch. Setze ich einen Würfel auf die Klausuren, bestimmt eben jener, welcher Spieler einen weiteren Boni am Rundende bekommt - nämlich genau der, der die geforderte Augenzahlen am meisten auf dem Brett hat. Die Petze gilt als Gegenstück. Setze ich beispielsweise eine 2 als Petze ein, wird vom Spieler, der am Rundende die meisten 2er auf dem Feld hat, ein Würfel zum unbeliebten Nachsitzen geschickt. Nachsitzwürfel blockieren nicht nur den eigenen Hüttenfortschritt, sondern reduzieren natürlicherweise auch die Anzahl der geworfenen Würfel und somit die Aktionsmöglichkeiten.
Der Krieg der Knöpfe ist, wie anfangs bereits erwähnt, herrlich thematisch. Es fühlt sich tatsächlich teilweise wie eine Art Stellungskrieg an. Möglichst lange noch einen eigenen Würfelvorrat zu haben und im Spiel zu bleiben, ist hier besonders wichtig. Denn dann kann ich die gewinnbringenden Schlägereien für mich entscheiden. Ganz so einfach ist das aber nicht, denn ich muss jede Runde mindestens einen Würfel einsetzen. Da helfen dann vielleicht ein paar Knöpfe, mit denen ich nicht nur eigene Würfelaugen manipulieren kann (Pärchen sind toll), sondern auch den ein oder anderen Schläger aus dem Nachbardorf anheuern kann.
Der Krieg der Knöpfe hat aber durchaus auch seine Take-That Elemente. Man kann schon bewusst einzelne Spieler attackieren und diesen die Runde versauen. Selbst ein Vierling 6er kann unter Umständen noch rausgekickt werden, wenn es ein Spieler mit vielen großen Brüdern beispielsweise darauf anlegt. Das muss man abhaben können. Tut dem Spielgefühl aber keinen Abbruch.
Besonders gut hat mir persönlich auch die Vernetzung von Schule und Schlägerei gefallen. Entscheidet ein Spieler alle Schlägereien mit 6en für sich? Nun gut, dann verpetze ich halt die 6en und schwupps muss dann einer zum Nachsitzen. Das ist nicht nur herrlich thematisch, sondern bringt auch eine tolle spielerische Komponente mit rein.
Als letztes muss aber gesondert das Material erwähnt werden. Die Knöpfe sind tatsächlich aus Holz gefertigt und fühlen sich somit als Währung, mit welcher man permanent hantiert, thematisch und wertig an. Das ganze wird durch einen tollen Grafikstil und klasse Holzwürfeln abgerundet. Der Krieg der Knöpfe ist an dieser Stelle noch einmal die berühmte „Meile extra“ gegangen.
Als schade empfinde ich lediglich, dass die zweite Siegmöglichkeit der 6 Sterne eher eine theoretische zu sein scheint. Es gibt einfach nur eine sehr überschaubare Möglichkeit Sterne im Spiel zu sammeln. Diese ist nicht nur sehr kostspielig, sondern auch leicht durch die Gegenspieler zu vereiteln. Hier hätte ich mir einfach mehr Möglichkeiten an die Sterne zu kommen gewünscht.
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Der Krieg der Knöpfe von Andreas Steding
Erschienen bei Blackfire
Für 2 bis 4 Spieler in ca. 60 Minuten
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