Leute, wer beim Anblick von Chimera Station auch zuerst an die allseits beliebten Minions gedacht hat, dem sei gesagt: Mir ging es genauso. Kleine süße, einäugige Aliens, die allerlei Quatsch im Kopf haben.
Was aber nach außen locker fluffig wirkt, entpuppt sich schon bald beim spielen als knallhartes Eurospiel. Die Übersichtlichkeit der anfangs ausliegenden Optionen bei diesem Arbeitereinsetzspiel muss nämlich im Laufe einer Partie CChimera Station ganz schnell einer Großzahl an Optionen weichen. Nicht nur hier hat sich der Titel einiges vom Konkurrenztitel Lords of Waterdeep abgeschaut.
Aber alles mal von vorne. In Chimera Station haben wir es mit einem Arbeitereinsetzspiel zu tun, in welchem wir in fünf Runden eine Raumstation ausbauen und dabei möglichst viele Siegpunkte sammeln wollen. Was aber Chimera Station so besonders macht, ist die Möglichkeit seine Arbeiter (kleine Aliens) so weiterzuentwickeln, dass sie den eigenen Bedürfnissen bestmöglich gerecht werden. Zu Beginn starten wir nämlich noch alle mit (nahezu) identischen Aliens. Im Laufe einer Partie habe ich aber die Möglichkeit einzelne Körperteile zu ergattern und diese in meine Aliens einzubauen. Extra Gehirne bringen extra Siegpunkte, extra Tentakel ergattern extra Ressourcen, extra Klauen vertreiben andere Aliens und extra Blätter versorgen die eigenen Aliens mit Nahrung. Der eigenen Spielplanung sind damit keine Grenzen gesetzt und eigene taktische Optionen häufen sich somit im Laufe einer Partie an.
Was Chimera Station im Laufe einer Partie zudem immer komplexer werden lässt, ist die sich weiterentwickelnde Raumstation. In dieser haben wir nämlich (neben den Standardeinsetzmöglichkeiten unser Aliens) die Möglichkeit neue Räume anzubauen, in welchen wir neue Aktionen durch das Einsetzen unserer Aliens ausführen können. Der Ausbau der Station lohnt sich dabei gleich doppelt. Einerseits bringt das bloße Bauen der Räume allein bereits Siegpunkte, andererseits habe ich die Möglichkeit durch die Raumauswahl die Spieloptionen auf meine Strategie auszulegen. Nur logisch, dass es dadurch beim einzigen Platz, der ein Bauen der neuen Räume gewährleistet, zu einem stetigen Wettrennen kommt.
Bleiben wir aber nochmal beim Haupttwist von Chimera Station - dem Individualisieren der Arbeiter. Dabei haben wir grundsätzlich die Möglichkeit jedem Arbeiter bis zu zwei Körperteile anzubauen (mit einem Upgrade sogar 3). Hier kann ich auch die Kombination aus unterschiedlichen Teilen wählen - beispielsweise ein Alien mit extra Gehirn und extra Klauen. Das ist insofern eine teuflische Kombination, als dass dieser Alien jedes Feld betreten kann, da er mit den Klauen Aliens vertreiben kann, und gleichzeitig mit seinem extra Gehirn die Siegpunkte des betretenen Raumes einsammeln kann. Blockieren somit unmöglich.
Oder wie wäre es mit einem Alien mit zwei extra Blättern? Der ernährt dann nicht nur sich, sondern produziert noch extra Nahrung für die Mitaliens.
Apropos Nahrung: Natürlich gehört zu einem klassischen Euro-Arbeitereinsetzspiel auch die Ernährung der eigenen Arbeiter. Und was essen Aliens? Richtig. Grüne Hamburger. Lecker! Ernähre ich am Ende einer Runde nicht alle Aliens, verlieren diese teuer eingekaufte Körperteile oder ich verliere sogar Siegpunkte. Doof! Umso angenehmer, wenn sich meine Aliens doch selbst ernähren könnten, oder?
Eine weitere benötigte Ressource in Chimera Station ist Gold. Damit kaufe ich in aller erster Linie neue Räume für die Raumstation - eine gute Möglichkeit Siegpunkte zu sammeln.
Dann wären da noch coole Upgradekarten, die Sonderfähigkeiten und eigene Räume ins Spiel bringen, eine Variante mit noch mehr Spezialfähigkeiten der Alienrassen und so allerlei anderes Zeug. Ihr merkt schon. Chimera Station ist eine große Box mit viel Inhalt. Aber wie gefällt es mir denn nun?
Chimera Station ist toll. In erster Linie mag ich total Arbeitereinsetzspiele, in denen sich die Optionen im Laufe einer Partie entwickeln. Denn zunächst startet man mit einer ganz überschaubaren Anzahl an Einsetzmöglichkeiten, die sich im Laufe einer Partie schnell verdoppelt, verdreifacht oder sogar noch vervierfacht. So hat man einfach einen behutsamen Einstieg ins Spiel und entwickelt sich im Laufe einer Partie selbst weiter. Viele komplexe Euros erschlagen den Spieler zu Beginn einer Partie mit Optionen. Chimera Station nicht. Es führt den Spieler behutsam an die Optionen ran.
Hauptaugenmerk des Spiels sind natürlich die individualisierbaren Arbeiter. Mal ganz davon abgesehen, dass die Arbeiter und dieser Mechanismus einfach optisch Bombe sind, ist auch das ganze klasse gelöst. Ich mag so etwas total. Hier habe ich nämlich die Möglichkeit mich an die Spielsituation anzupassen. Ich muss die Situation erkennen, das Brett „lesen“ und dann meine Taktik anpassen. Chimera Station lässt es somit nicht zu bereits mit einer festen Strategie ins Spiel zu gehen. Dafür gibt es einfach zu viele Variablen. Die diversen Ausbauten der Arbeiter sind zwar zahlreich, aber auch nach einigen Zügen verinnerlicht.
Alles in allem hat mir Chimera Station sehr gut gefallen. Rein optisch aber vor allem auch spielerisch würde ich es ganz klar zu einem der Euro-Highlights der letzten Jahre zählen. Viele Optionen, tolle Optik, toller Spielfluss. Klare Empfehlung.
__________________________________________________________________________________
Chimera Station von Mark Major
Erschienen bei Game Brewer
Für 2 bis 4 Spieler in ca. 75 Minuten
Boardgamegeek Link
Für 2 bis 4 Spieler in ca. 75 Minuten
Boardgamegeek Link
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder aus dem Pressematerial des jeweiligen Verlages (hier Game Brewer)