Pioneers spielt im Wilden Westen. Genauer gesagt geht es um die Zeit, in der eben jener besiedelt wurde. Wild ist aber so rein gar nichts bei Pioneers denn wir haben es hier mit einem waschechten Familienspiel zu tun, was optisch - und auch spielerisch eine ganze Ecke an den All-Time-Klassik Zug um Zug erinnert. Aber werden wir doch mal konkreter.
In Pioneers versuche ich meine Pioniere (und jetzt wisst Ihr auch woher der Spieltitel kommt…) aus den eigenen Kutschen in den verschiedenen Städten quer durch die USA anzusiedeln. Dabei gilt: Jeder Pionier hat bereits zu Beginn eine ganz klare Vorstellung, wo er später einmal leben und arbeiten will. Stellt sich nur noch die Frage, welchem Spieler es zuerst gelingt seine Figuren dort abzuladen.
Das Spielprinzip ist dabei super simpel erklärt. Jeder Spieler verfügt über eine Wagenladung voller Pioniere und versucht diese in die entsprechenden Städte zu bugsieren, wo sie gebraucht werden. Schaffe ich das, führt der Pionier für mich seine Spezialaktion aus. Der Banker gibt mir Einkommen, die Händlerin verschafft mir zusätzliche Kaufoptionen etc. Das ist aber nur ein angenehmer Nebeneffekt, denn vielmehr geht es darum auch den letzten Pionier von meiner Kutsche abzuladen. Denn das bringt mir Siegpunkte - und darauf kommt es doch schließlich an, oder?
Aber wie kommen die Pioniere eigentlich in die Städte? Nunja, das geht folgendermaßen: Da gibt es die Postkutsche, welche jeder in seinem Zug entsprechend dem eng vernetzten Straßennetz in den USA bewegen kann. Bewegungstechnisch fährt man dabei über Straßen, die entweder untersetzt sind, oder durch einen (oder in Ausnahmefällen auch mehrere) Spieler gebaut wurden. Bewege ich die Postkutsche über einen Weg in eine Stadt, der nicht von mir befestigt wurde, zahle ich Geld. Entweder an die Bank (im Falle von unbefestigten Straßen) oder an einen Gegenspieler (sofern er die Straße gebaut hat). Gerade letzteres ist schmerzhaft. Ihr versteht worauf das zwangsläufig hinausläuft. Richtig. Ich bin in meiner Bewegung eingeschränkt. Einerseits möchte ich vielleicht dringend zu einer gewissen Stadt, um meine Kutsche zu leeren, aber andererseits will ich auch nicht zwangsläufig die Straßen der Gegenspieler nutzen und sie bezahlen.
Das wars schon? Nicht ganz. Wie gelangen denn eigentlich die Straßen auf die Karte? Stimmt, da war ja noch etwas. Ein Spielerzug ist ganz simpel in 3 Aktionen aufgeteilt. Einkommen, Kaufen, Bewegen. Während ich in Phase 1 ganz einfach ein bedingungsloses Grundeinkommen (was ich wiederum durch platzierte Banker aufwerten kann) bekomme und in Phase 3 die Postkutsche, wie oben beschrieben, bewege, kann ich in Phase 2 Straßen oder neue Kutschen - samt Pioniere - kaufen. Je mehr Händlerinnen ich dabei angeheuert habe, umso mehr kann ich in einem Zug kaufen. Und jetzt wisst Ihr auch wie die Straßen auf die Karte kommen. Mehr ist regeltechnisch nicht dran an Pioneers Gut, oder?
Ich habe in der Einleitung ja bereits geschrieben, dass Pioneers mich ganz stark an Zug um Zug erinnert. Auch hier versuche ich gewisse Strecken auf dem Spielplan abzufahren und dabei möglichst optimal meine Züge zu planen. Die Regeln sind dabei ähnlich schnell erklärt und verstanden und eine Partie Pioneers dauert auch ähnlich lange. Generell haben wir es hier mit einem prima Einsteigerspiel zu tun, was ziemlich perfekt sein dürfte, um Wenig- oder Nichtspieler an den Tisch zu locken. Ich würde sogar soweit gehen, dass ich Pioneers in einen Topf mit Zug um Zug und Kingdom Builder werfe - und die haben ja bekanntlich den Spiel des Jahres Preis gewonnen. Ein gutes Omen?
Mal Klartext: Pioneers ist schnell erklärt, fix verstanden und spielt sich rund, schnell und dennoch nicht belanglos. Ich habe hier viele Möglichkeiten und muss meine Strategie von Runde zu Runde anpassen, da die Gegner unter Umständen die gemeinsame Postkutsche an einen für mich unglücklichen Ort schicken. Pioneers fällt genau in die Kategorie der Art Spiel, die durchaus einen guten Konkurrenten im Kampf um die Spiel des Jahres Kategorie hervorbringt.
Pioneers überfordert Wenigspieler nicht und fesselt dennoch auch Vielspieler. Für mich eine Überraschung, die ich zuvor nicht so auf dem Schirm hatte. Klare Empfehlung!
Erschienen bei Queen Games
Für 2 bis 4 Spieler in ca. 60 Minuten