Bunny Kingdom von Richard Garfield ist herrlich trashig. Ganz so kennen wir den Altmeister von King of Tokyo. Wo sonst könnte man pinke Häschen im Hasenkönigreich platzieren um goldene Karotten zu sammeln und sich dann oberster Hasenherrscher zu nennen? Richtig. Nirgendwo. Wermutstropfen in der herrlichen Trashaufmachung sind die Mini-Mini-Mini-Komponenten. Ernsthaft. Das Spielbrett hat mich beim ersten Öffnen der Packung schon ziemlich überrascht. Ziemlich klein. Umso blöder, wenn es in Bunny Kingdom um Gebietskontrolle auf eben jenem Spiel geht. Da muss man sich schonmal seine Lesebrille bereitlegen. Gebietskontrolle? Fangen wir mal von vorne an.
In Bunny Kingdom versuchen wir auf jenem erwähnten Brett in vier Runden möglichst lukrative Gebiete mit unseren Häschen zu besiedeln. Lukrativ ist ein Gebiet wenn es möglichst viele Burgen und möglichst viele Ressourcen beherbergt. Das Brett selbst ist dabei in guter alter Schachmanier (und der Übersicht halber) in Quadrate von A1 bis J10 unterteilt.
Wie bekomme ich denn nun meine Bunnies (nein, nicht die von Erkan und Stefan) aufs Brett? Das passiert in Bunny Kingdom per Drafting. In jeder der vier Spielrunden erhalten die Spieler nämlich 10 Aktionskarten zugeteilt, woraus sie stets gleichzeitig zwei driften und den Rest weitergeben. Danach werden die zwei gedrafteten ausgewertet. Meistens ist eine solche Karte einem Feld auf dem Brett zugeordnet. D4 zum Beispiel. Was mache ich nun? Richtig, ich setze einen Hasen nach D4, was ich nun bis zum Spielende besitze. Richtig, keine Verdrängung. Hasen sind friedfertige Tiere. Eine weitere Aktionskarte könnte darin bestehen eine Burg zu bekommen, welche ich in einer späteren Spielphase auf ein bestimmtes Landschaftsfeld platzieren darf, sofern ich dort einen Bunny habe.
Ihr seht also schon, worauf das Ganze zwangsläufig hinausläuft. Karten draften, Bunnies und Burgen platzieren und dabei möglichst große zusammenhängende Gebiete formen, in welchen es nur so von Rohstoffen wimmelt. Lageraktionskarten, Sonderressourcen und Karten, die Gebiete verbinden, sorgen für die taktische Tiefe. Am Ende einer jeden Runde wird gerechnet. Immer und immer wieder wird gerechnet. Ein großes Gebiet kann also in jeder Runde erneut gewertet werden. Das kleine 1x1 sollte jeder Spieler definitiv dabei beherrschen, denn die Gebietspunkte errechnen sich anhand der Burgenstärke in einem Gebiet mal der Ressourcenanzahl.
Gerade zu lästig an Bunny Kingdom empfinde ich eben jene Rechnerei. Okay, die ist mathematisch gesehen kein Hexenwerk, aber dadurch, dass ich jede Runde von neuem anfangen muss meine Gebiete immer und immer wieder zu werten, wird mir persönlich das schnell zu viel. Höchstproblematisch empfinde ich dabei die wirklich deutlich (und das kann man garnicht genug hervorheben!) zu klein geratene Karte. Mal ernsthaft. Bunny Kingdom dreht sich um Gebietenkontrolle, bei welcher ich auf einen Blick sehen muss, wo welche Ressourcen sind und wo ich meine Hasen bestmöglich platzieren kann. Da ist das Mikrobrett wirklich unpassend. Nur gut, dass ich mittlerweile gesehen habe, dass iello wohl tatsächlich darüber nachdenkt ein größeres Brett nachzuliefern. Für mich als Besitzer der Erstversion aber trotzdem doof oder mit Zusatzkosten verbunden.
Schade eigentlich, denn für mich persönlich wurde der Spielspaß bei Bunny Kingdom dadurch extrem geschmälert, dabei bietet das Spiel eigentlich gute Unterhaltung. Das Drafting ist schick. Klar mit einem gewissen Glücksmoment verbunden, aber ich kann schon gezielt versuchen mit diverse Karten zu draften und auch anderen Spielern gezielt einzelne Karten wegzudraften. Letzteres erfordert aber gerade in Vollbesetzung sehr viel Überblick über die Spielsituation (und da wären wir wieder beim kleinen Brett).
Bunny Kingdom ist trotz dem Gebietsmechanismus ein sehr friedliches Spiel. Hasen des Gegners wegnehmen? Pustekuchen. Das geht nur bei sogenannten lagernden Bunnies, das heißt Häschen, die nicht durch bestimmte Gebietskarten ins Spiel kamen, sondern über eine Art Jokerkarte, durch welche man die Bunnies beliebig platzieren kann. Perfekt um Gebiete zu schließen, für welche ich partout nicht die richtige Karte ziehen will.
Bunny Kingdom ist sehr taktisch. Ich muss einen gewissen Blick für die Spielsituation mitbringen. Wo kann ich lukrative Gebiete erschließen? Auf welche Gebiete schielt mein Gegenspieler? Kann ich sie vor ihm besetzen?
Der Wertungsmechanismus fühlt sich für mich aber dennoch nach zu viel Arbeit an. So, welche Gebiete habe ich? Was sind sie wert? Habe ich das hier eigentlich schon gewertet? Ups, da war ja noch eine Ressource, die ich nicht gesehen habe! Und das vier mal in vier Runden. Für meinen Geschmack einen Tick zu oft und zu umständlich. Außerdem habe ich das Gefühl, dass durch das erneute Werten und Werten der führende Spieler bevorzugt wird. Dadurch, dass doch recht wenig direkte Interaktion stattfindet, punktet ein bereits erschlossenes Gebiet eben wieder und wieder und die Mitspieler können nur noch Schadensbegrenzung betreiben.
Bunny Kingdom hat für mich persönlich gute Ansätze, ist dann aber zu kleinteilig in der Auswertung und kann den eigentlich schnellen Spielfluss nicht aufrechterhalten.
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Für 2 bis 4 Spieler in ca. 60 Minuten