Notre Dame ist ein Feld-Spiel aus dem Jahre 2007. Eine Neuauflage gab es passend zum 10 jährigen Jubiläum. Enthalten eine bereits erschienene Erweiterung aus dem Jahr 2009, eine exklusive neue Erweiterung, sowie ein Goodie für ein anderes Feld-Spiel - Die Burgen von Burgund. Muss man denn nun die neue Edition von Notre Dame haben? Und worum geht’s eigentlich, wenn ich das Spiel noch so überhaupt nicht kenne?
In Notre Dame versuchen wir in der Stadt der Liebe (Paris) unser Viertel schöner zu machen und die namensgebende bemühmte Kathedrale (Notre Dame) weiterzubauen. Habe ich mein Viertel am schönsten gemacht und die meisten Prestigepunkte erlangt, gewinne ich das Spiel nach 9 Runden.
Der Grundmechanismus von Notre Dame ist ein Draftingmechanismus, mit Hilfe welchem ich pro Runde aus drei gezogenen Aktionskarten drafte und die restlichen Karten reihum weiterreiche (diese logischerweise auch an mich). Aus den schlussendlich erhaltenen drei Aktionskarten kann ich dann genau zwei durchführen. Es gilt also genau zu überlegen, welche Karten ich behalten will, da sie mich weiterbringen und welche Karten ich nicht weitergeben will, weil sie meinen Mitspielern zu viele Vorteile bringen.
Mit Hilfe der gezogenen Aktionskarten kann ich Einfluss in meinem Viertel in den verschiedenen Orten ausüben, was wiederum im Laufe des Spiels kumuliert. Je mehr Einfluss ich im Laufe des Spiels an einen Ort bringe, umso attraktiver und mächtiger wird die dort auszuführende Aktion. In meinem Viertel habe ich (Ihr werdet es sicherlich erwartet haben) die Möglichkeit Siegpunkte zu generieren. In der Bank erhalte ich Geld, in der Akademie bekomme ich mehr Einfluss, im Park erhalte ich extra Siegpunkte, im Krankenhaus schütze ich mich vor der Pest.
Die Pest. Ja, die ist leider so eine Sache in Notre Dame Alles könnte so simpel und einfach sein. Karten draften, Karten ausspielen, Siegpunkte machen. Wäre da nicht die Pest, welche wie ein Damoklesschwert über jedem Spieler hängt und nur darauf wartet, das mühsam aufgebaute zu zerstören. Sorge ich nämlich nicht entsprechend vor, werde ich bitterböse bestraft. Nicht nur mit permanenten Siegpunktverlusten, sondern auch (und das wirkt fast schwerer) mit Verlust von Einfluss. Auf einmal will ich vielleicht garnicht in meinen siegpunktoptimierten Zug investieren, sondern lieber für Reinlichkeit und Ordnung in meinem Viertel sorgen. Ist der Seuchenwert einmal zu hoch, ist es tatsächlich schwer in Notre Dame wieder davon wegzukommen.
Aber selbstverständlich dreht sich in Notre Dame nicht alles nur um das eigene Viertel. Da wäre nämlich noch die gute alte Kutsche. Diese bringt noch eine Art Setcollection und Wettrennelement ins Spiel. Investiere ich nämlich in die Kutscherei, fahre ich durch ganz Paris und versuche lohnenswerte Siegpunktchips aller Farben aufzusammeln. Da ein Farbset aber immer erst vervollständigt werden will, bevor ich ein neues anfange, fahre ich notgedrungen in die Viertel meiner Mitstreiter und grase deren Chips ab. Geschickt angestellt, kann ich meinen Gegenspielern hier ziemlich gut in die Parade fahren. Das Element in Notre Dame gefällt mir ziemlich gut, bringt es doch eine gewisse Dynamik ins Spiel.
Dynamisch wird’s auch bei den Personen, die es jede Runde zu bestechen gilt und die sich im Laufe einer Partie zu immer mächtigeren Utensilien entwickeln. Zu Beginn einer jeden Runde liegen von eben jenen nämlich genau drei aus, die (nach entsprechender Entlohnung) unterschiedlichste Sonderfähigkeiten auslösen. Die Runde will daher im besten Fall auch auf die ausliegenden Personen optimiert werden.
Notre Dame bietet ein simples Regelwerk, aber ist keinesfalls nach ein paar wenigen Partien zu erfassen. Die unterschiedlichen Gebäude und deren Aktionen sind zwar überschaubar, aber Notre Dame bietet unterschiedlichste Wege zum Ziel, die alle ausprobiert werden wollen. Investiere ich früh in die Residenz und sammle im Laufe des Spiels massig Siegpunkte ein? Versuche ich mit meiner Kutsche möglichst viele Farbsets zu vervollständigen und punkte darüber? Habe ich die Pest im Griff? Sammle ich Mehrheitenpunkte im Bau der Kathedrale? Notre Dame bietet unterschiedlichste Wege zum Ziel und allein dadurch enormen Wiederspielreiz. Auch die unterschiedlichen Personen bieten Abwechslung, was durch die beiden Erweiterungen (weitere Personen) noch mehr unterstützt wird. Um erfolgreich Notre Dame zu spielen, muss mein jedoch einen genauen Plan haben und diesen bestmöglich versuchen zu verfolgen. Schaue ich zu oft links und rechts am Wegesrand, verzettele ich mich schnell und kann nicht die erforderlichen Kombis aufbauen, die ich aber zum Sieg brauche.
Notre Dame spielt sich auch nach 10 Jahren anspruchsvoll. Die relativ kurze Spielzeit für ein so komplexes Eurospiel lädt aber ein die unterschiedlichen Strategien auszutesten. Brauche ich die neue Edition, wenn ich das Spiel bereits besitze? Die neuen Personen sind schon interessant, wenn ich das Basisspiel oft gespielt habe und bieten neue Strategien. Sie sind aber kein Muss.
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Erschienen bei Ravensburger
Für 2 bis 5 Spieler in ca. 60 Minuten