In the Year of the Dragon von Stefan Feld gehört wohl zu einem der bekannten Klassiker der Eurogames. Kein Wunder also, dass Ravensburger zum 10 jährigen Jubiläum des Spiels eine Sonderedition rausgebracht hat. Wobei das Wort „Sonderedition“ wäre hier vielleicht etwas übertrieben. Vielmehr wurden die zwei bereits erschienenen kleinen Erweiterungen in die Grundspielbox gepackt und ein paar Regelfeinheiten abgeändert.
In the Year of the Dragon ist klassische Mangelverwaltung. In einer Partie erleben wir in einem Jahr in jeweils 12 Runden immer und immer wieder wie hart das Leben im alten China doch sein kann. Während es in den ersten beiden Monaten stets noch friedlich ist, folgen in den kommenden Monaten abwechselnd Hungersnöte, Mongolenangriffe, Seuchen oder die härteste von allen Plagen: der Steuereintreiber.
Im Laufe der Partie müssen wir uns nun darauf vorbereiten und noch dazu möglichst eine gute Figur machen, ergo Siegpunkte ergattern. Spielmechanisch läuft das eigentlich sehr simpel ab. Wir wählen abwechselnd aus einer der immer zufällig zusammengestellten Aktionsmischungen, wobei die bereits belegten Aktionsgruppen für Folgespieler teurer sind. Dann führen wir diese Aktion aus, welche bestenfalls noch durch unsere angeheuerten Arbeiter verstärkt wird.
Arbeiter. Sie sind vermutlich der Dreh- und Angelpunkt in In the Year of the Dragon. Zu Beginn starten wir noch mit zwei frei gewählten, sammeln aber im Laufe des Spiels anhand Anwerbekarten neue dazu. Als Lohn für ihre Arbeit dürfen sie in unseren Palästen wohnen. Wohnraum muss ich also auch noch schaffen, oder nicht mehr nützliche Arbeiter in den Ruhestand schicken.
Zusätzlich zur Tatsache, dass Arbeiter eine Notwendigkeit sind, um die gewählten Aktionen bestmöglich zu optimieren, nein, sie sind auch der Schlüssel zum vermutlich wichtigsten Mittel in In the Year of the Dragon - dem Startspieler.
Selbiger wird nämlich anhand einer Arbeitskraftleiste ermittelt, welche direkt aus den angeheuerten Arbeitern resultiert. Jedem Arbeiter ist nämlich ein Arbeitskraftwert zugeordnet. Junge Arbeiter zum Beispiel produzieren wenig, bringen aber mehr Punkte für die Startspielerleiste. Alte, erfahrene Arbeiter produzieren mehr, bringen mir aber nicht so viel in puncto Startspielerbonus. Aber warum ist dieser so wichtig?
In the Year of the Dragon ist ein Schwimmen gegen den Strom - ein permanentes Versuchen das Böse abzuwenden, sodass kaum Platz zur eigenen Entwicklung bleibt. Gleich zu Beginn der Partie sehe ich, welche Katastrophen mich in welchem Monat des Jahres heimsuchen werden und welche Vorkehrungsmaßnahmen ich schaffen muss, um diese bestmöglich abzuwenden. In the Year of the Dragon ist in diesem Punkt also sehr vorhersehbar. Es ist also zu Beginn einer Partie jedem Spieler am Tisch klar, welche Aktionen er wann nehmen sollte. Dennoch kann keine perfekte Partie gespielt werden, da die notwendigen Aktionen eben in Gruppen aufgeteilt sind und bereits belegte Gruppen teuer Geld kosten, wenn ich sie ebenfalls nutzen will. Wer zuerst kommt, malt zuerst.
Dem Startspieler bekommt daher in In the Year of the Dragon einen unglaublichen Wert zugeordnet. Wer zuerst am Zug ist, kann das Geschehen diktieren, andere blockieren, seine Pläne verwirklichen, andere ausstechen. Spätere Spieler haben dann oft das Nachsehen oder müssen auf einen Plan B ausweichen, um an ihre Punkte zu kommen.
Punkte? Richtig, die fallen schon fast nicht mehr ins Gewicht. Oftmals bin ich einfach zu sehr damit beschäftigt mich über Wasser zu halten, als auch noch an Punkte zu denken. Die bekomme ich in aller erster Linie durch neue Paläste. Neue Paläste bedeuten aber auch höhere Nahrungskosten bei Dürren und wollen bewohnt werden. Weitere Optionen sind bestimmte Arbeiter, deren einzige Aufgabe es ist Punkte zu generieren und ansonsten nur kostbaren Wohnplatz wegnehmen. Tolle Feuerwerke bringen auch Punkte. Die Chinesen wissen halt, wie man feiert.
In the Year of the Dragon ist zwar ein Klassiker, aber meiner Meinung nach kein klassischer Feld. Im Gegensatz zum bekannten „Punktesalat“ ist es hier viel eher wichtig das eigene Spiel nicht gegen die Wand zu fahren, da jeden Monat neue Gefahren lauern, die abgewandt werden wollen. Ich persönlich mag das Ringen um den Startspieler unheimlich und wie er durch die Wertigkeit der Arbeiter in das Gesamtsystem fein verwoben ist. Auch wenn das Spiel zunächst vorbestimmtet wirkt, da alle Rundenereignisse bereits offen ausliegen, entwickelt sich durch das gegenseitige Blockieren der Aktionen eine ganz spezielle Dynamik, die In the Year of the Dragon zu einem besonderen Spielgefühl werden lassen, was man definitiv auch heute noch spielen kann. Dadurch dass das System für sich einzigartig ist, haben sich hier keinerlei Alterserscheinungen eingestellt.
Die zwei beigelegten Erweiterungen sind jedoch weniger Pflicht. Die eine erweitert das Spiel um eine weitere Aktion - den Mauerbau und fügt dadurch noch eine weitere Ebene hinzu, die andere sorgt lediglich für mehr Ereignisse während des Spiels.
In the Year of the Dragon ist ein tollen zeitloses Klassikerspiel. Wer es bereits im Schrank hat, braucht nicht zwangsläufig zur Jubiläumsedition greifen. Wer es aber noch nicht kennt, der hat hier die schöne Möglichkeit das Spiel mitsamt der Erweiterungen in die Sammlung aufzunehmen.
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Für 2 bis 5 Spieler in ca. 100 Minuten