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28.10.2017

Heroes of the Great War: Limanowa 1914


Leute, ich bespreche hier ja hin und wieder mal Prototypen von Spielen. Die aber auch nur, wenn es sich um finale handelt, das heißt, wenn es zu mehr als 90% dem zukünftigen Spiel entspricht. Heute also mal wieder eine Preview von einem Spiel, was zwar schon einen missglückten Versuch auf Kickstarter hatte, aber deren Macher es bald noch einmal probieren wollen - denn es ist ihr Herzensprojekt. Es handelt sich um Heroes of the Great War: Limanowa 1914.

Wie Ihr dem Titel schon vermutlich entnehmen könnt, haben wir es hier mit einem Erste Weltkriegsspiel zu tun und noch dazu mit einem Kriegsszenario, was in den bisherigen CoSims recht selten vertreten ist - nämlich einem Kampf an der Ostfront.
Zur groben Historie: Die russischen Streitkräfte sind immer mehr Richtung Westen vorgerückt, sodass die österreichisch-ungarische Armee eine Gegenoffensive starten musste. Unterstützt wurde sie dabei von einer kleinen polnischen Streitkraft. Das war die namensgebenden Schlacht um Limanowa. Spoiler: Die Österreich-Ungarn konnten sich durchsetzen. Parallel dazu gab noch eine Schlacht weiter im Osten, wo es aber nicht so gut lief für die Jungs. Dort bissen sie sich die Zähne an den Russen aus. So viel, so kurz. Fühlt Euch eingestimmt.


Spielmechanisch übernehmen wir nun mit bis zu vier Spielern die unterschiedlichen Parteien. Im groben sind das zwei russische Regimenter und zwei österreich-ungarische - jeweils an den zwei unterschiedlichen Kriegsschauplätzen. Spielziel ist es im großen Szenario (es gibt auch nicht so zeitintensive kürzere) eine bestimmte Anzahl an strategischen und/oder taktischen Zielen zu erreichen - sprich gewisse Dörfer und Städte einzunehmen und zu halten. 
Eine Spielrunde wird dabei stets wie folgt aussehen: Wir haben die Möglichkeit Befehlskarten auszuspielen, dann planen wir unseren Angriff und dann führen wir selbigen aus. Das besondere dabei ist, dass die geplanten Aktionen auch ausgeführt werden müssen. Plane ich beispielsweise einen Artillerie-Erstschlag auf die gegnerischen Infanterieeinheiten mit Maschinenpistolen und plane im Anschluss daran mit meinen Kosaken in den Nahkampf zu reiten, zeige ich dies mit Planungsfähnchen an. Klappt Manöver A schlussendlich in der Ausführung nicht, kann es durchaus vorkommen, dass Manöver B dann zum sicheren Selbstmord führt. Ein gewisses Risikomanagement ist also stets vorhanden - wenn auch gut kalkulierbar.


Ein Angriff ist stets recht simpel abgehandelt. Schlussendlich läuft es darauf hinaus, welchen Angriffswert und welchen etwaigen Geländeboni die Angreifereinheit hat und welchen Wert der Verteidiger hat. Im Wald verteidigt sich es besser, aber es lässt sich auch besser angreifen. Von einem Berg unterstützt es sich für eine Artillerie besser und hat sie noch einen "Observer" (wer hat den korrekten deutschen Kriegsterminus dazu?), lässt dies nochmal den Wert steigern. Einheitenplatzierung it also die Devise.
Wurden sämtliche Boni und Mali abgerechnet, werden beide Werte verglichen und als Zielwert definiert. Diesen gilt es nun zu erwürfeln. Würfeln? Aber dann haben wir in einem strategischen CoSim ja eine gehörige Glückskomponente? Nein, das ist nicht so. Das Ziel in Limanowa 1914 ist es den Zielwert zu minimieren und die Fehlquote beim Würfelwurf entweder völlig zu negieren oder zumindest zu minimieren. Das kann ich durch Unterstützungsangriffe.


Heroes of the Great War: Limanowa 1914 bietet noch zahlreiche taktische und strategische Möglichkeiten, die ich hier garnicht alle in epischer Breite darlegen möchte. Zwei weitere möchte ich aber doch noch näher erläutern. Da wäre zum einen das Infrastrukturnetz. In den weiten der Landschaft gibt es zahlreiche Straßen und Eisenbahnlinien. Auch die gilt es zu kontrollieren, da sie einen nicht unerheblichen taktischen Vorteil bieten. Straßen ermöglichen es beispielsweise den Bewegungswert meiner Truppen zu verdoppeln. Das heißt, dass ich erstens schneller Nachschub an die Front schicken kann und zweitens meine Truppen schneller manövrieren kann. Ich bin flexibler. Die Eisenbahnschienen übertreffen die taktischen Möglichkeiten der Straßen nochmal. Hiermit kann ich noch deutlich weitere Strecken zurücklegen und meinen Gegner teilweise vor echte Überraschungen stellen. Die Tickets zur Nutzung der Eisenbahn sind allerdings streng begrenzt. Tickets? Dein Ernst? Ja. Denn (Funfact) die Eisenbahnlinien waren zu dieser Zeit von neutralen Parteien kontrolliert, die sich natürlich entsprechend fürstlich bezahlen ließen, sofern man deren nützliches Netz nutzen wollte. Da die Kriegskassen ohnehin spärlich gefüllt waren, konnte man es sich ganz einfach nicht leisten permanent mit der Bahn von A nach B zu fahren. Klingt komisch, ist aber so.

Den letzten Punkt, den ich bei Limanowa 1914 nochmal hervorheben möchte, ist das Aktionskartendeck. Jenes erlaubt den einzelnen Parteien beispielsweise Erstschläge vor der eigentlichen Aktionsphase durchzuführen und greift auch sonst in das Handlungsgeschehen ein. Das verleiht dem Spiel noch eine gewisse Dynamik. Auch der Verteidiger in einer Aktionsrunde kann eine solche Karte spielen und somit urplötzlich ein so genanntes Ass aus dem Ärmel ziehen.


Limanowa 1914 ist ein hübsches Spiel. Auch schon in diesem Prototypen-Status mit finaler Grafik zeigt sich, dass das Spiel ein Herzensprojekt ist. Die Geschichte wurde ziemlich detailverliebt umgesetzt (z. B. beim Thema Eisenbahnnutzung), sodass hier ein echtes Feeling beim Spielen aufkommt. Schön finde ich die verschiedenen Szenarien. Ich habe nicht immer Zeit für ein 4 Stunden Kriegsspiel und bin manchmal dankbar auch nur ein kurzes Szenario spielen zu können.
Besonders gut gefällt mir die Komponente der Planung vor der Ausführung. Ich hatte hierdurch wirklich das Gefühl in der Haut eines Kommandanten zu stecken, der am Tisch die Angriffswege seiner Truppen plant. Auch der Flavortext auf den Aktionskarten unterstreicht dieses Gefühl, denn hier sind stets Befehle abgedruckt, die ich als Kommandant meinen Truppen gebe. "Flankenangriff. Artilleriefeuer zur Unterstützung!".

Limanowa 1914 soll zudem auf Kickstarter mit Miniaturen produziert werden. Mir lagen bereits einige Modelle aus dem 3d-Drucker vor. Diese kann man alternativ zu den Tokens nutzen. Wie ich finde eine gute Alternative, die durchaus schick aussieht. Aber auch mit den Tokens hatte ich persönlich kein Problem. Limanowa 1914 ist ein CoSim in der Kategorie Einsteiger, was aber durchaus einige interessante und innovative Mechanismen bereithält, die es auch für Kriegsveteranen interessant macht.

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Heroes of the Great War: Limanowa 1914 von Andras Komporday, Balazs Mischinger, Simo Robert und Norbert Szeder
Erscheint bei Gladiator Games, Arakis Games
Für 1 bis 4 Spieler in ca. 120-240 Minuten

sämtliche Bilder sind von www.boardgamegeek oder dem jeweiligen Verlag (hier Gladiator Games, Arakis Games)