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13.09.2017

The Cousin´s War


Heute habe ich eine kleine Perle für Euch. The Cousin´s War ist ein kleines 2-Personen-Wargame, welches nicht nur Gemeinsamkeiten mit dem Spiel des Jahres Klassiker Bluff hat, sondern auch mit einer berühmten Buchserie namens "Ein Lied von Eis und Feuer". Habe ich jetzt Eure ungeteilte Aufmerksamkeit? Herrlich. Dann kann es ja losgehen.

In The Cousin´s War übernehmen exakt zwei Spieler die Rollen der untereinander verfeindeten Häuser York und Lancaster im 15. Jahrhundert in England. Funfact an dieser Stelle: The Cousin´s War (auch im Volksmund "War of the Roses" genannt) ist maßgeblicher Inspirationsgeber für J.R.R. Martin gewesen für sein Lebenswerk "A Song of Ice and Fire". Auch hier gehören Intrigen, Machtspiele und weiterer Schweinekram an die Tagesordnung. Lancaster wird zu Lannister, King Edward wird zu Eddard. Glaubt mir, es gibt noch viel viel mehr. Wer da tiefer in die Materie einsteigen will, dem sei eines der zahlreichen YouTube-Videos zum Thema ans Herz gelegt. Ihr werdet staunen. Aber hier geht es ja ums Spiel.


Wir übernehmen also die Rollen von zwei verfeindeten Königshäusern und versuchen innerhalb von fünf Spielrunden die Mehrheit an Einfluss in allen drei Regionen Englands zu erlangen - sprich: die meisten Holzwürfelchen zu haben. Die Rundenanzahl ist dabei nicht fix. Erlangt ein Königshaus zum Ende einer beliebigen Runde diese absolute Mehrheit, endet das Spiel sofort und der Kopf des unterlegenen Gegenspielers landet auf einem Pfahl vor den Stadttoren.

Das Spiel selbst ist kartenbasiert. Zu Beginn einer jeden Runde erhält jeder Spieler 6 Handkarten. Die  werden abwechselnd ausgespielt und lassen sich grundsätzlich in Schlachtfelder und Ereignisse unterteilen. Bei letzteren leiht sich The Cousin´s War spielmechanisch etwas von vielen anderen sogenannten Card-Driven-Wargames: Spiele ich ein Ereignis, kann unter Umständen mein Gegenspieler ebenfalls davon profitieren. Das aber nur, wenn die Karte in einer bestimmten Runde und von einer bestimmten Partei ausgespielt wird. Ziel in einem solchen Fall ist es natürlich den Schaden möglichst gering zu halten. Timing ist also gefragt.


Die zweite Möglichkeit des Kartenausspielens ist die der Aktionspunkte. Mit selbigen kann ich im groben Einheiten platzieren (ein Würfelwurf entscheidet, ob das klappt), Einheiten entfernen (ebenfalls Würfelwurf), Einheiten in die Reserve legen (eröffnet mir mehr taktische Möglichkeiten) oder Einheiten aufs Schlachtfeld schicken. Schlachtfeld? Richtig, kommen wir zum zweiten großen Aspekt von The Cousin´s War.
In jeder Spielrunde findet eine historische Schlacht aus dem "War of the Roses" statt. Hier gilt es im Laufe der Runde ebenfalls Holzwürfelchen zu platzieren, denn der Gewinner der Schlacht kann am Ende der Runde nicht nur mit Ruhm und Ehre davonziehen, sondern auch die überlebenden Einheiten auf der Gebietskarte platzieren, was nicht selten zu entscheidenden Mehrheitsänderungen im Spiel führt. Und Mehrheiten sind das Ziel, wie wir schon gelernt haben.


Wie läuft denn nun so eine Schlacht ab? Ganz einfach: So in etwa wie der Brettspielwürfelklassiker Bluff. Häh? Ja, richtig. Grundsätzlich würfelt der Aggressor nämlich im geheimen mit drei Würfeln und sagt an. Er kann dabei lügen oder die Wahrheit sagen. Ziel ist es möglichst viele gleiche Würfelaugen unterm Strich zu haben - 3 Sechsen also im Optimalfall. Habe ich erst einmal angesagt, ist es an meinem Gegenüber mir zu glauben oder das Ganze zu bestreiten. Glaube ich ihm, muss ich gegen das angesagte Ergebnis würfeln und selbiges überbieten (ohne den tatsächlichen Wurf gesehen zu haben). Bestreite ich die Ansage, wird aufgedeckt. Dann verliert einer von beiden schon mal ein Klötzchen und es wird gegen das tatsächliche Ergebnis gewürfelt. Das geht so lange, bis die Schlacht entschieden ist. Krass abgefahren? Einen habe ich noch. Mit meiner verbliebenen Handkarte aus der Spielrunde habe ich zudem die Möglichkeit Würfelergebnisse in der Schlacht zu manipulieren. Habe ich beispielsweise 3 Sechsen angesagt, obwohl ich nur 3 Fünfen hatte und mein Gegner glaubte mir nicht, kann ich unter Umständen mit meiner verbliebenen Handkarte mein Würfelergebnis auf die angesagten 3 Sechsen pimpen. Say Whaaaaaaaaat?


The Cousin´s War hat mich überrascht. Herausragend (und ich meine es wirklich genau so, wie ich es schreibe) finde ich die Kombination aus Mehrheitenspiel, Card-Driven-Wargame und Bluffelementen. Gerade letztere ist es nämlich, die aus einem alltäglichen kleinen Wargame ein ganz großes macht. Für mich (ungelogen) eine der Entdeckungen 2017 und eine feine Mechanismenkombination, die sich im Übrigen auch wunderbar thematisch einfügt. The Cousin´s War war in Echt ein Krieg der Intrigen, des Verrates und der Politik. Mit den Bluffelementen bei den Schlachten kommt dieses Feeling perfekt rüber. Glaube ich meinem Gegner, lüge ich beispielsweise bewusst, da ich meine verbliebene Handkarte mühelos einsetzen kann, um das angesagte Würfelergebnis zu erreichen? Toll!

Aber auch der Rest des Spiels ist mechanisch fein abgestimmt - wenngleich auch nicht mehr so innovativ wie der Schlachteneffekt. Ich stehe permanent vor der Entscheidung, welche Karte ich wann ausspiele. Wann bringt der für mich negative Effekt dem Gegenspieler am wenigsten? The Cousin´s War ist auch ein Spiel des richtigen Zeitpunktes und des Taktierens, dass schnell aufgebaut, schnell gespielt und schnell nochmal auf den Tisch gebracht werden will. Ganz großes Kino und absolute Kaufempfehlung.

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The Cousin´s War von David Mortimer
Erschienen bei Surprised Stare Games
Für 2 Spieler in ca. 30 Minuten

sämtliche Bilder sind von www.boardgamegeek oder dem jeweiligen Verlag (hier Surprised Stare Games)