Auf der Spiel 2015 (hier mein Bericht) habe ich ein kleines aber feines Spielchen von den Jungs vom JaponBrand Stand mitgenommen. Damals war das so eine Art Geheimtipp. Wie es sich gehört, ist das Spielchen (auch wenn es nur ne kurze Spieldauer haben sollte) selbstverständlich erstmal mit fast allen Neuheiten auf dem Pile-of-Shame der ungespielten Spiele gelandet. Zu viele Neuheiten und so. Dort blieb es dann ehrlicherweise auch, bis das Spiel so gut bei einer Vielzahl an Spielern angekommen ist, dass es eine deutsche Auflage geben sollte. Die Rede ist von Sheep & Thief. Und jetzt habe ich mir das doch tatsächlich mal zum Anlass genommen, um das kleine Spielchen auf den Tisch zu bringen. Sowohl in der Neuauflage, als auch in der Erstauflage (dazu sei gesagt, dass es regeltechnisch identische Spiele sind).
In Sheep & Thief sind wir Schafhirten / Landschaftsgärtner und versuchen einerseits ein Wegenetz von A nach B zu erschaffen und andererseits möglichst viele Schafe vor dem bösen Fuchs zu verstecken. Spielmechanisch läuft das ganze über drei Runden in jeweils zwei Phasen ab. Zunächst draften wir unsere Legeplättchen, welche wir im Anschluss reihum in unser Tableau einbauen und dabei stets das ausführen, was das gelegte Plättchen uns vorgibt.
Die Anlegeregeln geben uns dabei ein gewisses Korsett und sorgen stets für interessante und knifflige Entscheidungen. Wege sollten (müssen aber nicht) möglichst verbunden sein, da am Spielende ein lückenloser Weg von A nach B Punkte bringt. Flüsse müssen fortlaufend angelegt werden und bringen je nach Länge ebenfalls Punkte. Schafe bringen auf dem eigenen Tableau ebenfalls Punkte.
Ein wirklicher Ärgerfaktor ist Fritz der Fuchs (ja, der heißt wirklich so). Der versucht nämlich die Schafe der Gegner zu klauen und aufzufutter... ihm auf eine Spritztour mitzunehmen (Disclaimer: Kein Schaf kam während der Spielerunden zu Schaden!). Wie macht er das? Lege ich auf meinem Tableau ein Fuchsplättchen, so kann ich Fritz auf meiner Landschaft bewegen. Wie von Geisterhand bewegt sich Fritz aber auch auf allen anderen Tableaus meiner Mitspieler in die selbe Richtung. Landet er dabei auf Schafen, landen diese in meinem persönlichen Stall und bringen nicht nur mir mehr Punkte, sondern auch meinen Mitspielern weniger. Ätsch!
Das war es regeltechnisch? Jo! Sheep & Thief ist ein Spiel der Kategorie "Schnell erklärt, schnell gespielt" und schreit nach Wiederholung. Ich ärgere mich nun schon ein bisschen, dass Sheep & Thief so lange ungespielt auf meinem Spielestapel lag und mich erst eine Neuauflage dazu gebracht hat es auszuprobieren. Mir gefällt der flotte Ablauf und der Ärgerfaktor, den Fritz der Fuchs mit sich bringt - auch wenn dieser bei mehr als zwei Spielern ziemlich unkontrollierbar wird. Da können die eigenen Schafe noch so gut positioniert sein, wenn im Anschluss vielleicht alle anderen Spieler einen Fuchs legen und plötzlich Fritz an Deiner Haustür anklopft. Das fällt jedoch nicht zu sehr ins Gewicht, da Sheep & Thief viel zu schnell vorbei ist und somit immer noch Zeit für eine Revanche ist.
Grafisch macht mich allerdings die Neuauflage so überhaupt nicht an. Wieso? Die Schafe haben doch alle so riesige Kulleraugen und machen auf allen Kärtchen doch immer etwas total süßen (iPad spielen, einen Pullover nähen, schlafen, angeln). Und Fritz sieht doch auch immer total frech aus, oder etwa nicht?
Über Geschmack lässt sich ja bekanntlich streiten, aber mir persönlich gefällt der neue Look wesentlich weniger, als der der Erstauflage (da gibt es übrigens keinen Fritz den Fuchs, sondern zwei Lausbuben ala Max und Moritz, die die Schafe klauen). Klar die Erstauflage hat andere materialtechnische Probleme (keine Spielertableaus, sondern gefaltete Papierunterlagen und Wattebäuschen anstatt Schafsmeeples, die bei jedem Lufthüllen wegfliegen), aber insgesamt finde ich die alte Version schicker. Ist aber auch total subjektiv.
Was bleibt abschließend zu Sheep & Thief zu sagen? Sheep & Thief ist ein kleines aber feines Spielchen (5,00€ ins Phrasenschwein bitte), das durchaus seine taktischen Möglichkeiten hat. Der kleine Draftingmechanismus gefällt mir gut und der Ärgerfaktor hat es in sich. Klare Empfehlung von meiner Seite, wobei ich persönlich jederzeit zur Erstauflage raten würde, sofern sich für Euch irgendwo eine günstige Möglichkeit ergeben sollte.
Für 2 bis 4 Spieler in ca. 20 Minuten