Was sagt ein Pirat, wenn er trockenes Gras sieht? Ah, Heu! Nach diesem schlechten Witz möchte ich Euch in meiner nach Fisch und Blut stinkenden Kajüte willkommen heißen. Macht es Euch bequem und lauscht einer alten Geschichte über Seemänner und -männerinnen, einer Geschichte über Tod und Teufel, über blutige Schwertkämpfe und alles zermürbende Kanonenkugeln, lauscht der Geschichte über Rum and Bones.
Es gibt genau 2 Dinge, auf die man schon als Kind abfuhr und auch als Erwachsener immer noch abfährt: Dinosaurier und Piraten. Denn obwohl Piraten, genau genommen, unmoralische Verbrecher sind, haben wir uns früher alle gewünscht Piraten zu sein (dass manche es tatsächlich geworden sind, sei jetzt mal dahingestellt). Und um es für die Leute verständlich zu machen die im High-Tech Zeitalter geboren sind: Ich meine echte Piraten, mit Schiff und Schwert und Papagei, nicht die aus dem Internet oder der Partei. Es ist der Kampf um Freiheit und die Suche nach Abenteuern und Reichtümern, die uns so am Piratenleben faszinieren. Die weite See und das Unbekannte, das hinter dem Horizont auf uns wartet…
Aber dieser ganze, romantische Kram hat in Rum and Bones nichts zu suchen, denn hier geht es ausschließlich um Morden und Plündern *muahahahahaha*
In Rum and Bones entscheidet Ihr Euch für eine der zwei Fraktionen, Menschen oder Fischmenschen, und je nachdem bekommt Ihr ein großes oder zwei kleine Schiffe. Des Weiteren darf sich jeder 3 Helden aussuchen, die alle samt einzigartig im Aussehen und Funktionalität sind. Außerdem hat jeder Spieler einen riesigen Haufen an Crew-Miniaturen.
Nacheinander aktivieren die Spieler entweder einen ihrer drei Helden, die sie individuell bewegen und angreifen lassen können, oder die Crew, welche einem vorgegebenen Pfad folgt und alles in ihrem Weg vernichtet.
Dabei hat jeder Held bis zu drei Fähigkeiten, die aufgewertet werden können, indem man Gold ausgibt. Gold erhält man, wenn man gegnerische Helden tötet oder das gegnerische Inventar zerstört, außerdem erhält man für selbiges Siegespunkte.
Ob man erfolgreich angreift oder sich an das Deck des Gegnerischen Schiffes schwingt ohne ins Wasser zu fallen, hängt einzig und allein vom Würfelglück ab. Wertet man seine Fähigkeiten jedoch auf, erhöht man seine Würfelchancen.
Nicht zuletzt, haben die Spieler selbst die Möglichkeit Handkarten aus ihren jeweiligen Fraktionendecks auszuspielen. Diese Karten stellen höhere Gewalten dar und lassen beispielsweise das Schiff zu deren Gunsten kippen, sodass der nächste Angriff auf den gegnerischen Helden, diesen sofort über Bord befördert. Aber Vorsicht, manche Karten führen zu so viel Blutvergießen, dass der Kraken erwacht!
Der Kraken ist eine unabhängige Kreatur, die zwischen zwei Schiffen erscheint und jeden, der sich ihr zu nähern vermag zerfleischt.
Das Ziel des Spiels ist es, schneller als Eure Widersacher an 8 Siegpunkte heranzukommen und so die Schlacht für sich zu entscheiden.
Das erste was mir in den Sinn kam als ich Rum and Bones gespielt habe, waren sogenannte MOBA Spiele. MOBA steht für Multiplayer Online Battle Arena und ist ein Computerspielgenre, dass aus den damaligen Warcraft Strategiespielen entstanden ist.
Dabei schlüpft Ihr in die Rolle eines Helden, und versucht mit Eurem Team die Basis der Gegner zu zerstören, hierfür stehen Euch kleine Helfer zur Seite, sogenannte Creeps, die eine definierte Strecke entlanglaufen und alles in ihrer Nähe attackieren. Na, merkt Ihr was? Außerdem haben die Helden in Rum and Bones bestimmte Rollen bzw. Klassen: Der Brute ist kräftig und kann austeilen vor allem aber einstecken. Der Quartermaster ist schwach im Einzelkampf, kann aber seine Crew stärken und für ihn Kämpfen lassen. Der Squashbuckler ein Killer im Nahkampf. Und so weiter.
Diese Rollen sind auch in der MOBA Welt vertreten, erfüllen exakt dieselben Rollen und heißen: Tank, Support, Assasin…
Ihr seht woher die Idee für Rum and Bones stammt und ich ziehe meinen Piratenhut davor, wie hervorragend diese Idee umgesetzt wurde! Ich stehe total auf League of Legends und Rum and Bones ist meine analoge Alternative dazu, aber nicht nur das, Rum and Bones ist auch ein frischer Wind der Brettspielindustrie der beweist, dass man nicht an etablierten Mechaniken hängen muss um bei den Spielern gut anzukommen. Außerdem gibt es sehr coole Erweiterungen für das Spiel, mit Charakteren aus der Pop-Culture und der Computerspielwelt, wie Vega aus Street Fighter oder den Terminator.
Fazit: Rum and Bones hat auf den ersten Blick zu viele Regeln, was sich nach den ersten paar Runden als Blasphemie herausstellt. Das einzig mühselige am Spiel ist das Bewegen der Crew, das kann etwas nervig sein, vor allem weil die Felder oftmals zu überfüllt sind und die Minis ständig ins falsche Feld fallen/rutschen. Etwas schade ist auch, dass das Grundspiel mit nur 3 Schiffen daherkommt und das Regelwerk einen mit Abbildungen von weiteren Schiffen und Spielvarianten heiß macht. Mehr negatives kann ich über das Spiel nicht sagen, denn alles andere lässt mein Spielerherz höher Schlagen:
Coole Minis, wie man sie von CMON gewohnt ist. Eine saubere und thematische Mechanik, die ihres Gleichen sucht. Ein wunderschönes Artdesign und ein neues Spielerlebnis, dass ich bis dato nur vom PC kannte. In diesem Sinne, hisst die Segel und auf zum Brettspielgeschäft Eures Vertrauens!
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Rum and Bones: Second Tide von Michael Shinall
Erschienen bei CoolMiniOrNot
Für 2 - 6 Spieler in ca. 60 Minuten
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