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12.07.2017

The King´s Will - Frische Mischung


In The King´s Will schlüpfen wir in die Rollen von Fürsten, die alles dafür tun würden, um den, ihnen zu Beginn geheimen, Willen des Königs Otto des Großen zu erfüllen.
Gespielt wird dabei über lediglich vier Runden, in welchen wir aus einem modularen Aktionstableau unser eigenes kleines Fürstentum erweitern, Gebäude bauen oder Bauern bewegen. Die Aktionsplättchen haben dabei eine Doppelfunktion. Bin ich am Zug und wähle, bekomme ich eine "starke" Aktionsvariante. Bin ich nicht am Zug, profitiere ich von der gewählten Aktion aber dennoch und bekomme eine "schwache" Alternative.
Dreh- und Angelpunkt und daher auch Punktegenerator und Namensgeber ist der Wille des Königs. Von den ausliegenden Wille-Karten ist mir zunächst nur eine bekannt. Von dieser weiß ich, was Siegpunkte und Minuspunkte bringt. Die restlichen Wille-Karten wollen entweder durch aktive Aktionen entdeckt werden oder durch geschicktes Deuten der Aktionen meiner Mitspieler gedeutet werden.


Mittel zum Zweck ist das Errichten der Gebäude, das Bewegen der Bauernschaft und das Erweitern meines Fürstentums. Hier gilt es geschickt das eigene Spiel auf die angestrebten Siegpunktbedingungen der Wille-Karten abzustimmen. Und wer die meisten Punkte hat.... der gewinnt.

Zunächst: Ich stehe unheimlich auf das Konzept der geheimen Siegbedingungen in einem Eurospiel. Nicht umsonst zählt Archipelago (siehe meine bereits in die Jahre gekommene Rezension) noch immer zu einem meiner absoluten Highlights in der Spielesammlung - auch wenn dort noch ganz andere Konzepte ineinandergreifen und ein insgesamt doch völlig unterschiedliches Spielerlebnis kreieren.
Der bei mir so hoch im Kurs stehende Mechanismus der verdeckten Punktebringer bleibt aber in The King´s Will enthalten. Auch hier gilt es durch geschicktes Handeln (Aufdecken der Siegbedingungen), aber vorallem auch durch gutes Schlussfolgern (Beobachten der anderen Mitspieler), die ausliegenden Wünsche des Herrschers zu erkennen und sein eigenes Spiel darauf abzustimmen. Gute Spieler sehen an dieser Stelle vielleicht sogar die Möglichkeit des Bluffens. Warum nicht die Gegenspieler ganz bewusst in eine falsche Richtung locken? Vielleicht ist es keine Siegbedingung, dass möglichst viele Klöster gebaut werden müssen? Der Grat ist in einem solchen Spiel durchaus schmal, kann aber unter Umständen einen ganz besonderen Reiz ausmachen. Ich baue gerade so viele Gebäude einer Art, um meine Mitspieler auf die falsche Fährte zu locken, aber auch genau so wenige, um mich selbst nicht unnötig in die falsche Spielrichtung zu bugsieren.


Ebenfalls als reizvoll empfinde ich den Aktionsauswahlmechanismus. Nicht nur die ständig wechselnde Auslage der Möglichkeiten durch die immer wieder gesperrten Aktionstableaus sorgt für interessante Entscheidungen, sondern vorallem auch der Fakt, dass an einer gewählten Aktion stets alle Spieler profitieren können. Letztgenannter Mechanismus in The King´s Will ist bereits aus der Tiny Epic Reihe von Gamelyn Games bekannt und hat durchaus seine Vorzüge. Durch das aktive Auswählen einer bestimmten Aktion profitiere ich doppelt. Ich gebe die Spielrichtung an und bestimme, was passiert. Zusätzlich darf ich auch den meisten Profit aus der gewählten Aktion schlagen, denn ich darf zwei beliebig kombinierbare Optionen auswählen.
Aber auch der Fakt, dass die nicht aktiven Spieler die gewählte Aktion (wenn auch in schwacher Form) ausführen dürfen, ist sinnvoll. Einerseits habe ich keine langen Downtimes, da ich permanent am Zug bin, andererseits gilt es mein eigenes Spiel so aufzubauen, dass ich aus den möglichen Aktionen meiner Gegenspieler auch den optimalen Profit schlagen kann. Dieses strategische Element sorgt für fordernde, aber auch äußerst befriedigende Spielzüge. Es entwickelt sich einfach ein gutes Gefühl, wenn das eigene Spiel permanent vorangetrieben wird - aktiv, wie passiv.


The King´s Will bietet aber durchaus noch einige weitere interessante Mechanismen: Der Aufbau der eigenen Ländereien in einer Schlauchform und das damit äußerst trickreiche Bewegungsmanagement (wie bewege ich meine Bauern und vorallem wann?) oder aber auch die üppige Auslage an Gebäuden (welche sind für meinen Weg sinnvoll?).
Die Kombination der verschiedenen, und in ihrer einzelnen Form bereits interessanten, Mechanismen stellt für mich in The King´s Will jedoch noch einmal einen besonderen Reiz dar. Das Spiel hebt sich dadurch bewusst und auffällig von bekannten und gängigen Kombinationen ab und fühlt sich dadurch äußerst frisch und spannend an. Zugegebenermaßen ist der Einstieg vielleicht auch dadurch recht hoch. The King´s Will fühlt sich eben nicht vertraut und bekannt an. Eine gewisse Zeit, um sich mit dem bunten Kombinationsmix vertraut zu werden, sollte man sich aber nehmen. Es lohnt sich! Für mich eine äußerst positive Überraschung des Spielejahrgangs.

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The King´s Will von Hans-Peter Stoll
Erschienen bei Blackfire
Für 2 bis 4 Spieler in ca. 90 Minuten
Boardgamegeek Link

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