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26.04.2017

Robo Rally - Im Colt Express durch die Autofabrik

 

Es ist schon gut 10 Jahre her, wenn nicht sogar länger, da saß ich in unserer Spielerunde und einer unserer Mitspieler packte ein Spiel samt Erweiterung auf den Tisch, von dem ich davor noch nichts gehört hatte. Auf mein Stirnrunzeln hin bekam ich die Erklärung: „Das ist ein Spiel vom Magic-Macher, hat aber mit Magic absolut gar nichts zu tun. Das hier ist im Prinzip ein Rennspiel, bei dem man sich gegenseitig unfreiwillig – aber komisch - disst“. Nachdem uns dann in 5 Minuten die Regeln erklärt wurden ging es auch schon los und es war wie beschrieben. Ein wildes Checkpoint-Rennen bei dem die eigenen Pläne ständig durch die Mitspieler (und das noch dazu zu großen Teilen tatsächlich ungewollt) sabotiert wurden. Das Spiel war so gut, dass sich der Name Robo Rally tief in mein Gehirn einfraß. Nach diesem Spieleabend klapperte ich diverse Internetseiten nach einem käuflich erwerbbaren Exemplar ab, doch dreistellige Preise für ein gebrauchtes Exemplar schreckten mich ab. In der Folge geriet Robo Rally bei mir in Vergessenheit.


Eines schönen Tages wurde ich darauf Aufmerksam gemacht, dass eine Neuauflage dieses genialen Spiels veröffentlicht wird und ich war direkt Feuer und Flamme. Allerdings mit gemischten Gefühlen, denn Neuauflage heißt ja oftmals auch, dass irgendwas an den Regeln geändert wurde oder neue Dinge hinzukommen, die eigentlich niemand will. Ich war also gespannt.
Und als ich dann die Packung in Händen hielt, grinsten mich bereits aus der Packung heraus die bemalten Roboterfiguren an. Diese machen allesamt einen wirklich guten Eindruck und sind schön gestaltet. Die Qualität ist dabei ähnlich wie bei Arena of the Planeswalkers aus dem gleichen Hause. Auch die übrigen Komponenten überzeugen: Sechs doppelseitig bedruckte Spielbretter, eine Startzone aus dem gleichen Material, eine Sanduhr, die Führungsspielerantenne, diverse Karten und Marker sowie Checkpoints aus Kunststoff. Alles macht einen recht ordentlichen, wenn auch nicht hochwertigen, Eindruck. Lediglich die Ablagen für die einzelnen Roboter sind für meinen Geschmack auf zu viel zu dünne Pappe gedruckt worden. Allerdings macht dies durchaus Sinn, da an den Kanten der Ablagen Karten angelegt werden und eine zu dicke Pappe hier für kippelnde Karten sorgen würde. Trotzdem trübt es etwas den ansonsten wirklich guten Gesamteindruck.


Kommen wir zu den Regeln. Ich gebe es zu, das Regelheft hat mich anfangs wirklich verschreckt, denn es ist ein halbes Buch. Was ist denn nur aus den knackig kurzen Regeln des Originals geworden, fragte ich mich. Doch hier direkt die Entwarnung: Die eigentlichen Regeln lassen sich auf vielleicht grade mal zwei Seiten zusammenkürzen. Alles weitere sind viele Beispiele und Erläuterungen, Tipps, sowie grafische Darstellungen von 16 (!) unterschiedlichen Szenarien, die man mit dem beiliegenden Material gestalten kann, sortiert nach Schwierigkeitsgrad sowie Spieldauer. Kurzum: Allein für die Anleitung verdient Robo Rally ein dickes Lob!

Die Regeln selbst sind so einfach wie eh und je, auch wenn sich am Spiel selbst vielleicht einiges verändert haben mag (ehrlich gesagt kann ich das gar nicht so genau sagen, dafür hab ich das Original ja viel zu wenig gespielt ;). Nachdem man das Spielfeld mit all seinen Lasern, Fließbändern und Fallen bereitgestellt hat, nimmt sich jeder einen Roboter samt dessen Deck. Die Karten in jedem Deck sind identisch und die Roboter haben zunächst keine unterschiedlichen Eigenschaften. Dann zieht jeder Spieler neun Karten von seinem Deck und programmiert mit fünf dieser Karten seinen Roboter. Dies erfolgt, indem man jeweils eine Karte verdeckt auf die Programmplätze 1-5 seines Tableaus hinlegt. Auf den Karten sind in erster Linie verschiedene Bewegungen abgedruckt (bspw. „3 Felder vor“ oder „90 Grad-Drehung nach Links“). Haben alle Spieler ihre Roboter programmiert wird reihum der erste Programmierschritt ausgeführt. Richtig gehört. Man spielt nicht einfach seine Programmierung runter, sondern ist davon abhängig, was die anderen Spieler tun. Bewegt sich nämlich beispielsweise ein Roboter auf das Feld eines anderen, so schiebt er diesen einfach vor sich her. Und wenn er ganz fies ist, schubst er ihn auch einfach vom Spielfeld, so dass er Schaden erhält. Beim Schaden handelt es sich um Karten, die ins Deck gemischt werden und entweder die Programmierung erschweren oder vollständig sabotieren können, je nachdem, welche Art von Schaden (bspw. Spam oder Virus oder auch mal ein Wurm) man genommen hat.


Haben alle Spieler ihre erste Aktion ausgeführt, agiert das Spielbrett. Nun werden die Laufbänder und Laser und Fallen aktiv und schubsen die Roboter noch ein wenig durch die Gegend und beschädigen sie. Außerdem schießt jeder Roboter in Blickrichtung einen Laser ab, der ebenfalls Schaden verursacht. Ist auch das Spielbrett mit seinen „Aktionen“ fertig, geht es wieder mit den Roboterprogrammierungen Nummer 2 weiter. Das ganze Wiederholt sich dann mit allen 5 Programmierschritten und im Anschluss werden neun neue Karten gezogen und die Roboter neu programmiert. Sieger ist, wer als erstes alle Checkpoints auf dem Spielbrett in der korrekten Reihenfolge abgeklappert hat. Ein Checkpoint gilt allerdings nur als erreicht, wenn man am Ende einer Runde auf diesem steht.

Und damit sich die Roboter nicht nur optisch voneinander unterscheiden, kann zudem für jeden Roboter mit Hilfe von Energiewürfeln schicke Upgrades gekauft werden. Und zwar in jeder Runde einmal. Dabei gibt es temporäre Upgrades, die nur einmal genutzt werden können, aber auch dauerhafte Upgrades, die den Rest des Spiels über wirken.


(Sehr) Lange Rede, kurzer Sinn: Robo Rally macht auch heute in der Neuauflage extrem viel Spaß, vor allem in größeren Runden. Denn es gilt: Je mehr Spieler an der Rally teilnehmen, desto übler werden die Schimpftiraden ;). Colt-Express und Mario Kart lassen also grüßen. Was Robo Rally besonders macht ist, dass die eigenen Züge noch viel weniger planbar macht, als es bspw. bei Colt Express der Fall ist. Während man im letzten beispielsweise vielleicht mal versehentlich daneben schießt oder schlägt, weil der Gegner nicht dort steht, wo man dachte, kommt es hier (vor allem bei größeren Gruppen) sehr schnell vor, dass die komplette eigene Programmierung in den Wahnsinn führt, weil man mal eben so ein einziges Feld zur Seite geschubst wurde. Und damals wie heute gilt noch immer: Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. Und am schönsten ist es, wenn man dann noch selber mitlachen kann.

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Robo Rally (2016) von Richard Garfield
Erschienen bei Hasbro
Für 2-6 Spieler in ca. 90 Minuten
Boardgamegeek-Link



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