Entgegen vieler weitverbeiteter Vorurteile sind Löwen eigentlich keineswegs den restlichen Tieren feindlich gesinnt. Weg mit den Vorurteilen, dass ein Zebra nur als Mahlzeit für den "König unter den Tieren" angesehen wird. Und weg mit den Vorurteilen, dass Kinderspiele zwangsläufig in ausgiebige Gähnorgien für die Erwachsenen ausarten müssen, die sich bereit erklärt haben mit am Tisch zu sitzen. Leo muss zum Friseur ist modern, spannend, fordernd und dennoch kindgerecht! Warum der tropisch bunte Genremix aus Memory und Time Stories so gut funktioniert, sollte Euch nach dem Lesen dieser Rezension klar sein.
Leo muss zum Friseur und das ganz schön dringend. Eigentlich kein Problem, wenn Leo nicht die Else Kling des Dschungels wäre. Mit jedem Bekannten, der sich hinter dem modular ausgelegten Memoryplättchenpfad versteckt und auf den Leo auf dem Weg zum Friseur trifft, hält er ein nämlich Schwätzchen und wird teilweise stundenlang dort aufgehalten. Ergo: Da der Friseur zu einer bestimmten Uhrzeit schließt, kommt Leo selbstverständlich nicht rechtzeitig und geht nach Hause und schläft eine Runde.
Nachdem wir nun eine deutlich bessere Vorstellung des Tagesablaufes von Leo haben, versucht es Leo am nächsten Tag natürlich erneut. Wir lernen aus den Fehlern der Vergangenheit. Ich weiß hinter welchem Memoryplättchen sich welcher Bekannter versteckt. Muss ich mir wirklich noch einmal die selbe Geschichte von Papagei Peter anhören wie gestern? Natürlich nicht, wenn es sich vermeiden lässt.
Vermeiden lässt sich der Zeitverlust dadurch, dass wir unsere Bewegungskarten, welche mit einer Farbe und einer Zahl bestückt sind, so ausspielen, dass Leo auf einer Stelle im Dschungel landet, die farblich zur ausgespielten Karte passt. Spiele ich meine rote 4 und lande auf dem roten Zebra Erwin, halte ich mich kurz und knapp. "Hallo, wie gehts Erwin? Ich bin spät dran, wir telefonieren!" und der nächste Spieler ist dran. Habe ich schon erwähnt, dass Leo muss zum Friseur kindgerecht vollkooperativ ist? So geht es Runde um Runde, bis Leo vor Ladenschluss dann doch seinen dringend benötigten Haarschnitt bekommt. Mit jeder Runde merken wir uns mehr bekannte Gesichter und Farben auf dem Weg. Dass auch teilweise Glück und Pech eine notwendige Rolle spielen (manchmal weiß ich zwar, wo sich wer versteckt, habe aber ganz einfach nicht die passenden Karten), kann unter Umständen zwar zu kuriosen Durchläufen führen, ist aber nicht weiter schlimm bei einem Kinderspiel.
Dass Leo mus zum Friseur ein außerordentlich gutes Spiel ist, sollte spätestens nach der Juryauszeichnung zum Kinderspiel des Jahres jedem bekannt sein. Warum ich es aber bemerkenswert finde, ist die bloße Tatsache, dass es gleichermaßen Kinder und Erwachsene am Spieltisch fesselt. Dafür ist insbesondere die frisch wirkende Verknüpfung von bekannten Kinderspielelementen (Memory) mit modernen Designideen (Time Stories) verantwortlich. Memory ist bewiesenermaßen ein bekanntes und beliebtes Kinderspiel, bei welchem nicht nur Kleinkinder ihr Gehirn trainieren, sondern bei dem sie auch nachweislich Erwachsene schlagen können. Das Time Stories Element besteht im "Zeitreisefaktor" in Leo muss zum Friseur. Der Gedanke des immer wiederkehrenden Tagesablaufs und die Notwendigkeit bzw. Möglichkeit zuvor gewonnenes Wissen in zukünftigen Runden einzubringen, ist modern, frisch und hält die Erwachsenen bei Laune. Dabei ist es aber keineswegs so, dass Leo muss zum Friseur nach mehreren nun erfolgreichen Durchläufen durch gewonnenes Wissen kein zweites oder drittes Mal mehr spielbar wäre. Nein, kein Material wird verändert und keine nicht mehr schließbaren Wissenslücken geöffnet, sodass dem Spielspaß für Jung und Alt (mein Gott, ich hätte mir niemals so eine Phrase zugetraut!!) nichts mehr im Wege steht.
Für 2 bis 5 Spieler in ca. 30 Minuten
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sämtliche Bilder sind von www.boardgamegeek oder dem jeweiligen Verlag (hier Abacusspiele)
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Erschienen bei AbacusspieleFür 2 bis 5 Spieler in ca. 30 Minuten
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