Wie ja mittlerweile allen bekannt sein dürfte, mag ich Fillergames. Kurz und knackig und schnell zu erklären, können sie einen Spieleabend auflockern oder für einen schnellen Quickie herhalten und bringen – wenn sie gut gemacht sind – einen ordentlichen Betrag auf das persönliche Spaßkonto.
Diesmal habe ich gleich zwei Exemplare der Gattung
Fillergame aufgeschnappt, beide aus dem Hause King Racoon Games von Felix Mertikat
und aus dem Schäferstündchen-Universum. Damit wären die Gemeinsamkeiten aber
auch schon fast vollständig aufgezählt.
Ansonsten hätte ich nun eine ziemlich gute und eine eher
schlechte Nachricht. Fangen wir doch in alter Tradition mit der eher schlechten
an:
Alle Mann an Deck ist ein Kartenspiel, bei dem es darum
geht, sich seine Crew zusammenzustellen und am Ende mit den meisten Punkten
nach Hause zu gehen, wobei man Punkte für bestimmte Kartenkombinationen erhält.
Runde für Runde zieht man drei Karten und darf davon eine behalten, die
restlichen legt man auf einen der Nachziehstapel (Anzahl = Anzahl der Spieler)
oben drauf. Das Ganze sollte unter Zeitdruck geschehen, denn wer als erstes ein
Crewmitglied ausgesucht hat, wird Startspieler für die nächste Runde. Der
Startspieler darf immer zuerst eine Karte ziehen, mehr Vorteile hat er nicht.
Die behaltenen Karten werden verdeckt gesammelt. Sobald man eine der benötigten
Kombinationen hat, ruft man „Alle Mann an Deck“ und offenbart diese den
Mitspielern. Als Resultat erhält man immer Siegpunkte und bei manchen darf man
eine Aktion ausführen. Diese reihen sich in das Prinzip Mario Kart ein:
Entweder erhält man selbst einen kurzfristigen Vorteil oder man schadet
kurzfristig seinen Mitspieler. Anschließend geht es wieder damit los, 3 Karten
zu ziehen und eine zu behalten.
Die einzelnen Karten sind wirklich schön illustriert und
machen Lust auf das Spiel. Der erste Wermutstropfen zeigt sich dann aber bei
der Qualität der Wertungsübersichten, die nur auf recht dünnem Papier gedruckt
sind und von denen jeder Spieler zwei Stück benötigt, da Vorder- und Rückseite
bedruckt sind.
Das Hauptproblem zeigt sich aber beim Spielen, da es selbst
für ein Fillergame zu wenig zu tun gibt. Letztlich läuft es darauf hinaus, dass
man ständig Karten zieht und zwei weglegt und irgendwann eine Kombination
zusammengesammelt hat, die man dann offenbart. Mit den Worten unseres
7jährigen: „laaaaangweeiiiiliiig“. Da hilft auch das Zeitdruck-Element wenig,
da es eigentlich egal ist, wer Startspieler ist.
Die grundlegende Idee ist zwar nett, aber letztlich fehlt es
am Salz im Meer… Schade drum.
Doch jetzt die ziemlich gute Nachricht gleich vorweg:
Schäferstündchen ist das genaue Gegenteil: ein superlustiges,
schadenfreudeerregendes Fillergame, das sowohl als Familen- als auch als
Partygame absolut zu empfehlen ist, zumal sogar Teamplay möglich ist.
Die Grundlegende Idee: Dorfbewohner und Banditen versuchen,
möglichst viele Schafe zu sammeln. Dabei ist es egal, ob man ausschließlich als
Dorfbewohner gegeneinander antritt oder sich dem Thema entsprechend in Teams
aufteilt oder einfach jeder gegen jeden antritt. Das Spiel ist hier sehr offen
und macht in jeder Version gleich viel Spaß. Zu Beginn wählt oder erhält jeder
Spieler eine Rolle. Diese Rollen bieten bestimmte Vor- sowie Nachteile. Im
Anschluss gilt es, die eigenen Vorteile zum Erlangen von Schafen zu nutzen und
gleichzeitig die Nachteile des Gegners zu verschärfen, damit dieser keine
Schafe erhält.
Das Ganze funktioniert über einen sehr einfachen Mechanismus: Es
gibt einen gemeinsamen Kartenstapel mit positiven und negativen Karten. In
jeder Runde spielt man verdeckt eine Karte auf sich selbst und eine Karte auf
einen Gegner. Anschließend muss jeder reihum seine Karten aufdecken und
abhandeln, bevor man sich in Richtung der Schafe bewegen darf.
Ich hatte oben bereits das Prinzip Mario Kart erwähnt.
Schäferstündchen spielt sich wie eine thematisch abgewandelte Brettspielversion
des Konsolenklassikers. Der Schadenfreude sind also Tür und Tor geöffnet und
ich habe mich schon lange nicht mehr bei einem Brettspiel derartig
kaputtgelacht, wie beim Schäferstündchen. Es macht einfach Spaß zuzusehen, wie
jemand grade ein Schaf schnappen will und durch eine Karte – quasi während des
Zugreifens – wieder an seinen Startpunkt zurückkatapultiert wird und eine
grimmige Grimmasse zieht.
Die Regeln sind schnell erklärt und gut durchdacht. Die
anfänglichen Unterschiede durch die verschiedenen Rollen sind sehr gut
ausbalanciert und lassen sich über Gegenstandskarten, die dauerhafte Vorteile
geben, während des Spielverlaufes gut ausgleichen. Sämtliche Komponenten sind
unglaublich stimmig und wirklich schön illustriert und die Qualität der
Komponenten lässt keine Wünsche offen. Vor allem die übergroßen Rollenkarten
haben es mir echt angetan.
Zu guter Letzt bleibt mir nur noch zu sagen: Wer hier beim
Schäfchenzählen einschläft, ist auch nicht mehr zu retten. Schäferstündchen
bringt nämlich alles mit, was ein gutes Fillergame ausmacht.
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Für 2-6 Spieler in ca. 20 Minuten
Boardgamegeek-Link
Für 2-8 Spieler in ca. 20 Minuten
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sämtliche Bilder sind von www.boardgamegeek oder dem jeweiligen Verlag (hier King Racoon Games)
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Alle Mann an Deck von Felix Mertikat
Erschienen bei King Racoon GamesFür 2-6 Spieler in ca. 20 Minuten
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Schäferstündchen von Felix Mertikat
Erschienen bei King Racoon GamesFür 2-8 Spieler in ca. 20 Minuten
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sämtliche Bilder sind von www.boardgamegeek oder dem jeweiligen Verlag (hier King Racoon Games)