Ganz ehrlich? Der Dominion-Hype ist damals völlig an mir vorbeigegangen. Ich war zwar Siedler-Fan und ab und zu auch mal Carcasonne-Bewunderer, aber nie so wirklich Dominion-Liebhaber. Warum? So richtig kann ich das garnicht sagen. Es war weniger die Art des Spiels, also der Deckbaumechanismus an sich, sondern vielmehr die fehlende Konfrontation. Dominion war für mich immer irgendwie langweilig. Es muss nicht immer so konfrontativ wie beispielsweise bei Cthulhu Wars zugehen, aber so ganz ohne, gehts auch nicht.
So und jetzt ist es also raus. Irgendwie fühle ich mich jetzt erleichert, jetzt wo ich vermutlich gut ein Drittel meiner Leser - Ihres Zeichens Dominion-Liebhaber - vergrault habe. Sei´s drum! Vielleicht seht Ihr das dann ja ganz anders. Vielleicht mögt Ihr ja das friedliche Tüfteln an der eigenen Maschine. Dann solltet Ihr den folgenden Text allerdings unter folgender Prämisse lesen: Puzzle Strike ist für Euch vielleicht nix!
Der so beliebte Deckbaumechanismus erlebte aber, wie das so manches auch tut, schon bald seine Renaissance. Es gab verschiedenste Ausführungen in Kartenform. Mal eher klassisch angelegt mit kleineren feinen Abwandlungen (s. City of Iron) oder mal ganz ohne Karten in Würfelform (s. Quarriors). Dass mit Puzzle Strike dann noch eine Variante mit Chips ins Spiel kommt, ist daher zunächst nichts allzu besonderes. Die Besonderheit beim zuletzt erwähnten Titel der Aufzählung liegt aber auch vielmehr im Detail, als in der Wahl des Spielmaterials. Detail? Richtig. Legen wir mal los.
Puzzle Strike gibts eigentlich schon ne ganze Weile. Dass der Titel aber erst drei Jahre nach der Erstveröffentlichung auf den deutschen Markt kommt, lässt aber nicht unbedingt auf die Qualität des Spiels schließen. Auch andere Titel des Kleinstverlages Sirlin Games, wie etwa das geniale Yomi, waren und sind noch heute größtenteils unbekannt in den deutschen Spielezimmern. Traurig aber wahr. Ich sehe mich da ja schon immer als Spielemissionar. Und so bekommt nach Yomi nun auch Puzzle Strike seine verdiente Erwähnung.
In Puzzle Strike gehts ganz schön interaktiv her. In kurzen aber knackigen Runden versuchen wir uns in bester Tekken-Manier auf die Zwölf zu geben. Das ganze läuft aber, im Gegensatz zum Videospielformat, rein körperlos ab. In Puzzle Strike geht es vielmehr darum den Gegner mit Diamanten so vollzustopfen, dass dieser aufgeben muss. Wie man sich dies dann genau bildlich vorzustellen hat, überlasse ich mal ganz klammheimlich Eurer Vorstellungskraft. Ich weiß, Ihr macht was nettes draus. Das mit dem Diamanten"sammeln" klappt zwar in gewisser Weise auch ein ganzes Stück weit automatisch, aber das Zünglein an der berühmten Waage ist der Gegenspieler. Dieser versucht nämlich mit geschickten Chipkombinationen eigene Diamanten dem Widersacher unterzujubeln und diese im besten Fall vorher mächtig aufzurüsten zu einem gigantischen Superdiamant, der kurz vorm Eintreffen noch schrapnellartig in tausende kleine Stücke zerfällt. Bumm! KO!
Puzzle Strike ist schnell gespielt. Die Grundregeln sind einfach verstanden und weitestgehend bekannt. Ich starte mit meiner fixen Chipsammlung, kann mir aber mit zunehmender Spieldauer größere und mächtigere Chips dazukaufen um dem Gegner noch größer und mächtiger eins überzubraten. Aber wie bereits zu Anfang erwähnt, machen die Details den Unterschied aus. Da wären beispielsweise noch die unterschiedlichen Charaktere, die mit jeweils unterschiedlichen Startchips ins Rennen gehen und somit eine leicht abgewandelte Spielart fordern.
Was aber wirklich den Unterschied macht und Puzzle Strike abhebt aus dem 0815-Deckbaufeld ist die Konfrontation. Der Blick muss, anders als bei solcher Art von Spiel gewohnt, weggehen von der eigenen Maschine hin zum Gegner. Ich muss nicht nur den eigenen Angriff, sondern auch die eigene Verteidigung planen. Oft macht es Sinn Schläge, in bester Rocky Balboa Manier, einzustecken, um dann kurz vor dem KO noch einmal zu einem finalen Schlag auszuholen und den Gegner auf die Bretter zu schicken. Cleverer Aufholmechanismus.
Die kurze Spieldauer, die verschiedenen Charaktere und die Vielzahl an mitgelieferten Chips und dem damit verbundenen Widerspielreiz, machen Puzzle Strike zu einem Spiel, was durchaus in vielen Sammlungen seinen Platz finden wird. Ganz ehrlich? Und jetzt nochmal alle Dominion-Jünger weghören. Ich habe garkein Dominion in meiner Sammlung. Puzzle Strike darf dafür drin stehen bleiben. Ich mags aber auch direkter. Kann daher auch jeden verstehen, der es eben genau andersrum macht. Geschmackssache eben!
Puzzle Strike von David Sirlin
Erschienen bei Sirlin Games und im deutschen bei PegasusFür 2-4 Spieler in ca. 20 Minuten
Boardgamegeek-Link
Vielen Dank an Pegasus für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares!
sämtliche Bilder sind von www.boardgamegeek oder dem jeweiligen Verlag (hier Pegasus)