Manchmal lasse ich es mir so richtig gut gehen. Ich lasse einfach andere die Rezensionen für mich tippen. In diesem Falle mal wieder ein alter Bekannter der BoardgameMonkeys... nämlich Oli. So ganz nebenbei: Wer auch mal Lust hat, sich an einer Rezension zu versuchen, dann immer her damit. Mit mir kann man reden - meistens zumindest...
In fernen, weitläufigen Landen umherstreifen, das Gefühl der Freiheit im Sattel, helfen, wo Hilfe wirklich gebraucht wird, geheime Aufträge erledigen, abscheuliche Monster besiegen und stetig im Level aufsteigen um noch bessere Fähigkeiten zu erhalten. So ziemlich jedem, der mal ein Rollenspiel an einem PC oder einer Konsole gespielt hat, dürfte dies bekannt vorkommen. Und nun gibt es das alles auch als Brettspiel! Jippie!
In fernen, weitläufigen Landen umherstreifen, das Gefühl der Freiheit im Sattel, helfen, wo Hilfe wirklich gebraucht wird, geheime Aufträge erledigen, abscheuliche Monster besiegen und stetig im Level aufsteigen um noch bessere Fähigkeiten zu erhalten. So ziemlich jedem, der mal ein Rollenspiel an einem PC oder einer Konsole gespielt hat, dürfte dies bekannt vorkommen. Und nun gibt es das alles auch als Brettspiel! Jippie!
Als ich erfahren habe, dass es zur The Witcher – Trilogie ein Brettspiel gibt, war ich dementsprechend gleich Feuer und Flamme, auch wenn der Untertitel „Das Abenteuerspiel“ sowie die angepeilte Spielzeit von 1-2 Stunden bereits verrät, dass es sich keineswegs um ein Erlebnis handelt, das es mit einem Pen & Paper Rollenspiel auf sich nehmen kann (also kein Gefühl der Freiheit im Sattel ;)). Dennoch scheint ab und an ein wenig Rollenspielflair durch, da sich der persönliche Held im Laufe des Spiels stetig stärker wird. Dies erreicht man im Witcher zwar nicht genretypisch über Erfahrungspunkte, jedoch lassen sich diverse individuelle Heldenfähigkeiten antrainieren. Eine, wie ich finde, sehr elegante Lösung, die im Übrigen auch recht gut ausbalanciert ist.
Aber eins nach dem anderen und gleich eins vorweg: Allein von der Aufmachung und den Komponenten her ist das Spiel definitiv sein Geld wert. Von der sehr großen, durchdacht und schön gestalteten Weltkarte, zu den vier Helden-Miniaturen bis hin zu den Flavortexten auf den Karten ist alles absolut stimmig und man fühlt sich direkt in die Welt von Gerald von Riva hineingezogen. Die Lizenz wurde diesbezüglich also im besten Sinne des Wortes ausgenutzt.
Auch die grundlegende Spielidee passt wie die Faust auf‘s Auge: Ziel des Spieles ist es, mittels des Erfüllen von Quests möglichst viele Siegpunkte einzufahren. Sobald ein Spieler drei Hauptquests abgeschlossen hat, ist das Spiel rum, aber jede Hauptquest bietet auch zwei zusätzliche Nebenquests sowie eine Unterstützungsquest (die von den Gegnern erfüllt werden müssen) an. Quest erfüllt man, indem man Hinweise sammelt und diese gegen Beweise eintauscht und Hinweise erhält man wiederrum, wenn man die einzelnen Orte auf dem Spielbrett besucht. Ein wenig erinnerte mich das Spiel in Bezug auf das „Abklappern“ der einzelnen Orte recht stark an das bereits etwas in die Jahre gekommene „King Arthur“, nur dass der Witcher nicht mit einem spricht und es in King Arthur keine Heldenfähigkeiten gab, aber das nur nebenbei. Leider unterscheiden sich die einzelnen Quests lediglich darin, wie viele Hinweise man jeweils einsammeln und wohin man mit diesen Hinweisen reisen muss, was das Spiel spätestens ab zwei erfüllten Quests etwas monoton werden lässt.
Doch ist das leider nicht das einzige Problem des Hexers.
Zum einen wäre da die relativ hohe Glücksabhängigkeit. Wenn Spieler 1 zwei Mal nacheinander Quests zieht, die jeweils 16 Siegpunkte geben, während die anderen für ihre nur jeweils 8 erhalten, so ist der Sieger (sofern Spieler 1 geschickt spielt) in der Regel schon schnell klar. Auch im Bereich der sonstigen Karten spielt das Glück eine recht große Rolle. Mit zwei Spielern kann sich dieser Effekt durchaus drastisch auswirken, je mehr Spieler am Spiel beteiligt sind, desto mehr gleicht sich dies jedoch auch. Spannende Wettrennen sind beim Witcher also andere als ausgeschlossen.
Wäre da nicht noch ein zweiter Kritikpunkt, ließe sich die Glücksabhängigkeit des Spielsystems allein aufgrund des Flairs, dass The Witcher mit sich bringt, durchaus verschmerzen.
Doch leider fehlt dem Spiel die Interaktivität, was in Kombination mit den immer gleichen Quests schnell dazu führen kann, dass der Spielspaß in die Belanglosigkeit abrutscht. Zwar lassen sich ab und an mal durch einen Karteneffekt die Gegner ärgern, indem man ihnen ein goldenes Monster an den Hals hetzt, und es gibt die Unterstützungsquests bei denen man Quests auf der gegnerischen Questkarte erfüllen kann, aber damit hat es sich dann auch schon. Letztlich handelt es sich dann doch nur um ein Wettrennen um die meisten Hinweise und dafür hüpft man dann einfach mal ein paar Runden lang in jeder Runde vom linken Ort in den rechten und wieder zurück, ohne dass die anderen etwas dagegen tun können.
Schade, denn wenn ich so lese, was ich geschrieben habe, dann klingt es irgendwie nach einem „Mensch-Ärgere-Dich-Nicht-ohne-Rausschmeißen“…und das trifft die Sache dann leider auch irgendwie (nur das „Das Abenteuerspiel“ deutlich cooler aussieht).
Sofern an der fehlenden Interaktion (vielleicht mit Hilfe einer PvP-Erweiterung???) etwas nachgesteuert werden würde wäre The Witcher wäre eine echte Empfehlung für den kleinen Rollenspielhappen für Zwischendurch. So bleibt es ein nettes, etwas zu langes Wettrennen, das trotz toller Ideen und sehr viel Fanservice nicht vollends überzeugen kann.
The Witcher Abenteuerspiel von Ignacy Trzewiczek
Erschienen beim Heidelberger Spieleverlag
Für 2-4 Spieler in ca. 120 Minuten
Boardgamegeek-Link
Vielen Dank an den Heidelberger Spieleverlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares!
sämtliche Bilder sind von www.boardgamegeek oder dem jeweiligen Verlag (hier Heidelberger Spieleverlag)